Kreis Kaiserslautern „Der Pfälzerwald kann ein Vorbild sein“

China hat rund 200 Millionen Hektar Waldfläche. Auch zählt es mit einem jährlichen Plus von 2,8 Millionen Hektar zu den wenigen Ländern mit Waldwachstum. Vom 21. bis 29. März weilt Burkhard Steckel, Leiter des Forstamtes Johanniskreuz, in Weichang in der chinesischen Provinz Hebei. Er hält im Mulan State Forest Enterprise, einem großen forstwirtschaftlichen Betrieb, einen Vortrag. Wir haben ihn vor der Reise zu den chinesisch-pfälzischen Verbindungen befragt.

Herr Steckel, Sie reisen auf Einladung chinesischer Forstwissenschaftler, um einen Vortrag über den Pfälzerwald zu halten. Klingt spannend.

Zwischen China und der deutschen Forstwirtschaft gibt es schon länger eine Zusammenarbeit. Für mich selbst ist es der dritte Kontakt mit dem forstwirtschaftlichen Betrieb Mulan. Anfang des vergangenen Jahres war ich dort. Ende des Jahres erfolgte ein Gegenbesuch durch die dortige Führungsebene in Deutschland bei uns in Johanniskreuz. Daraus hat sich die Einladung als Referent ergeben. Worauf basiert diese „chinesisch-pfälzische Pflanze“ der Zusammenarbeit denn? Die Kontakte gehen über Heinrich Spiecker. Er hat an der Universität Freiburg den Lehrstuhl für forstliche Ertragskunde inne, ist im Beratungskomitee für die wissenschaftliche Entwicklung der chinesischen Akademie für Forstwirtschaft und pflegt seit etwa zehn Jahren enge Kontakte nach China. Und weshalb der Pfälzerwald, weshalb Johanniskreuz? Auslöser für die chinesischen Kontakte war sicherlich die lange Verbindung von Professor Spiecker zu diesem Forstamt und auch zu mir. Allerdings kann nach meiner Überzeugung gerade der Pfälzerwald und hier nicht zuletzt Johanniskreuz Beispiel und Vorbild für die chinesische Forstwirtschaft sein. Wir stehen hier in der Tradition von 300 Jahren nachhaltiger Forstwirtschaft und können gemischte und wertvolle Waldbestände, nicht zuletzt unsere ausgedehnten Werteichenbestände, vorzeigen, die ihresgleichen in Deutschland suchen. Chinesische Forstwirtschaft? Ganz kurz erklärt, wie sieht das praktisch derzeit aus? Die chinesische Forstwirtschaft ist seit etwa 1970 geprägt von ehrgeizigen Aufforstungsprojekten. Deswegen dominieren jüngere Bestände, die jetzt unter Mithilfe derartiger Fachkontakte wertmäßig entwickelt werden sollen. Dabei setzen die Chinesen auf bewährte deutsche waldbauliche Bewirtschaftungskonzepte wie multifunktionelle, naturnahe Waldbewirtschaftung, Auswahl und Förderung von Zukunftsbäumen. Vieles steckt noch in den Kinderschuhen, etwa die mittelfristige Planung auf der Basis von Standortserkundung, Erschließungsplanung, moderne Holzerntetechnik oder Arbeitsschutz. Aber an all diesen Themen ist gerade der Betrieb in Mulan dran! Kann der hiesige Forst von chinesischen Gepflogenheiten lernen oder ist der Austausch eher eine Sache von „Wissen geben“? Derzeit profitiert sicherlich vorrangig China von unseren forstlichen Erfahrungen. Sie stecken mitten in den Vorbereitungen für den Workshop in China. Worum wird es vorrangig gehen? Der Workshop beschäftigt sich mit der Bewirtschaftung von Staatswald in China. Hierzu soll ich Präsentationen über die hiesige Staatswaldbewirtschaftung liefern mit den Aspekten Organisation, finanzielle Ziele und Ressourcen sowie technische und personelle Ausstattung. Glauben Sie, dass sich der chinesische Forst schon sehr bald einer nachhaltigen Waldwirtschaft zuwendet? Ich glaube fest daran, dass China alles daran setzen wird, in Kürze eine nachhaltige Waldbewirtschaftung nach unserem Vorbild einzuführen. Die Abnutzung der Wälder in Form von Raubbau gehört nach meinem Eindruck bereits der Vergangenheit an, jedoch gibt es nach wie vor auch Probleme mit intensiver Brennholzgewinnung und der Waldweide. Meine Eindrücke der chinesischen Forstwirtschaft gründen allerdings auf lediglich drei Regionen und zwei Besuchen des Landes. Aber der Mulan-Forst mit seinen rund 100.000 Hektar gehört sicherlich zu den herausragenden Beispielsbetrieben. Bezeichnend war die Aussage des Betriebsleiters, Herrn Xu, im letzten November bei seinem Besuch in Johanniskreuz. Er erklärte deutlich, dass er die nachhaltige Waldbewirtschaftung in China als wesentlichen Beitrags Chinas zur Lösung der globalen Umweltprobleme versteht. Und wie geht es nach Ihrer Rückkehr weiter? Voraussichtlich wird zuerst ein Mitarbeiter des Mulan-Betriebes im September für ein dreimonatiges Praktikum nach Johanniskreuz kommen. Ich bin jedenfalls über diese fachlichen Kontakte sehr glücklich und werde mich bemühen, diese weiterhin am Laufen zu halten.

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