Kreis Kaiserslautern Alte Musik von jungen Interpreten
Wer dem Trubel vorweihnachtlicher Beschallung und Einkaufsrausch entfliehen wollte, war am Sonntag beim Adventskonzert des Alsenborner Vokal- und Instrumentalkreises „Terpsichore“ bestens aufgehoben.
Allein historisch ist die Alsenborner protestantische Kirche ein faszinierendes Kleinod: 1733 im Hochbarock in heutiger Form neu erbaut, mit erhaltenen romanischen Fresken im Untergeschoss des Turms aus dem 13. Jahrhundert. Eine Stumm-Orgel von 1833 lässt jedes Organisten-Herz höher schlagen. Das Konzert zeigte, dass solche Konzentration von Historie verpflichtet. Passend zur Kirche und dem auf ihr Fluidum abgestimmten Weihnachtsmarkt mit Übertragung des Konzertes erfolgte die Werkauswahl vom künstlerischen Leiter Otmar Buch. Ohnehin ist das Vokal- und Instrumentalensemble mit der Spezialisierung auf „Alte Musik“ an dieser historischen Stätte bestens aufgehoben. Akustisch und vor allem, wenn das Publikum immer wieder solche Vorhaben „mitträgt“. „Terpsichore“, benannt nach einer Musiksammlung von Praetorius, schafft aber personell auch immer wieder die erforderliche Verjüngungskur. Einmal mit erfreulich neuen jugendlichen Gesichtern, die auch solistische Aufgaben übernehmen. Und stilistisch durch die reizvolle, vergleichende Gegenüberstellung aus Alter und Neuer Musik. Und deren Klangbeispiele haben in beiden Stilen hohe, aber völlig unterschiedliche Anforderungen und enorme Hürden in ihren Partituren: Die Sätze aus der Marienvesper von Claudio Monteverdi und von Melchior Francks „Magnificat“ haben eine kunstvolle Verflechtung des Stimmengewebes und eine frühe, aber reich entwickelte Textausdeutung. Dagegen offenbaren Kompositionen aus der Moderne wie jene von Arvo Pärt und Hugo Distler den ebenfalls sehr hohen Schwierigkeitsgrad mehr durch ungewöhnliche Stimmbehandlung oder erweiterte Harmonik. Teils musste der sonst bestens geschulte, gut vorbereitete und stimmig agierende Kammerchor diesen hohen Anforderungen Tribut zollen. Er fing sich aber wieder, und vor allem der zweite Vortrag von Pärt – „O König aller Völker“ – überzeugte wieder. Dennoch ließen die Monteverdi-Interpretationen besonders aufhorchen. Stimmlich und intonatorisch war dies Reinkultur mit einem gut ausbalancierten und im ästhetischen Wohlklang gehaltenen Klangbild. Wesentlichen Anteil hatten bei der Marienvesper der Organist Konrad Steiner, die Vokal-Solisten wie Sarah Brunclik und Herbert Urbassek und die Blockflötisten Anja Steiner und Aaron Klaassen. An die zweite Traditionslinie der historischen Instrumente erinnerte der Aufsehen errgende Vortrag von Markus Steiner. Er baut nicht nur selbst Instrumente der Großfamilie der Viola da Gamba, auch Gambe genannt, in verschiedenen Stimmungen. Sondern er spielt sie als Mitglied des Vokalkreises auch selbst meisterhaft, wie bei einer Sonate von Charles Dollé. Jener repräsentiert die Blütezeit des Gambenspiels am französischen Hof im Barock, seine metrische Stilisierung von höfischen Tänzen war in dieser Sonate eindrucksvoll zu hören. Markus Steiner traf genau den Nerv dieser Stilistik und konnte zudem den melodischen Reiz gut vermitteln. In der typischen, leicht näselnden, aber sehr sanglichen Klangfarbe als Oberstimme, begleitet von Bruder Konrad auf dem Orgelpositiv. Beide vermittelten die melodischen Finessen und die metrischen Akzente präzise und genauestens aufeinander abgestimmt.