Kreis Germersheim Weniger alte, dafür mehr neue Diesel auf Straßen
Kein Aufatmen für die 22.861 Menschen oder Firmen, die im Kreis Germersheim Dieselautos der Schadstoffklassen Euro 1 bis 5 besitzen: Zwar hat das Bundesumweltministerium gemeldet, es habe das Thema „Blaue Plakette“ bis zum Herbst auf Eis gelegt, aber das Bundesumweltamt liebäugelt weiter damit.
„Wir halten eine Blaue Plakette, mit der nur noch die Dieselfahrzeuge in die Innenstädte fahren dürften, die die Euro-6-Grenzwerte auch im Fahrbetrieb nicht überschreiten, für die effizienteste Maßnahme“, zitiert die Deutsche Presseagentur (DPA) die Behördenchefin Maria Krautzberger. Aktuell gäbe es im Kreis Germersheim für rund 89,5 Prozent aller Diesel keine blaue Plakette. Wenn derzeit laut Kraftfahrtbundesamt noch 6487 Menschen mit Diesel-Pkw der Schadstoffklassen Euro 1 bis 3 unterwegs sind, dann gilt für die, was auch in der Feinstaubhauptstadt Stuttgart gilt. KFZ-Innungsobermeister Torsten Treiber sagte dort, dass die Blaue-Plaketten-Idee nicht nur die Besitzer von Dieselfahrzeugen bis Euro 5 jetzt Geld koste, weil der Wert ihrer Autos bereits durch die Diskussion sinke. Er monierte auch, dass alle Dieselkritiker, vergessen hätten, wen das träfe: „Menschen, die ältere Pkw fahren, tun dies meistens nicht, um der Umwelt bewusst zu schaden, sondern weil das Haushaltseinkommen begrenzt ist. Wenn die Politik die gestern hochgelobten Umweltdiesel morgen aus dem Verkehr ziehen will, dann geht das nur mit Umstiegsprämien.“ Bei Dieseln sind die Partikel krebserregend und der Stickoxidausstoß ist gesundheitsgefährdend. In beiden Fällen gilt die Faustregel, je älter der Diesel, desto problematischer. Deshalb gibt es diverse Schadstoffstufen, die sich zu Jahresanfang im Kreis so verteilten: Euro 1: 207 Diesel-Pkw (Vorjahr: 225). Euro 2: 1613 (1860). Euro 3: 4667 (5039). Euro 4: 7412 (7561). Euro 5: 8962 (8578). Euro 6: 2427 (996). Ohne Emissionsgruppe, weil zumeist Oldtimer, sind 102 Diesel-Pkw (101). In der Gruppe der Euro-1-Diesel sank die Zahl der Pkw im Kreis binnen eines Jahres um 18. In der Gruppe Euro 2 betrug der Rückgang 247 Pkw. Euro-3-Diesel wurden von 2015 auf 2016 um 372 weniger. Euro-4-Diesel verringerten sich um 149. Neue und gebrauchte Diesel der Gruppe Euro 5 kamen aber noch 384 zusätzlich auf die Straßen. Die Euro-6-Diesel nahmen um 1431 zu. Wenn`s schneller gehen soll, muss der Austausch durch Anreize beschleunigt werden. Jetzt liegt der Ball bei den Verkehrsministern. Eine Arbeitsgruppe der Verkehrsministerkonferenz soll bis Herbst Vorschläge machen. Carsten Beuß, Hauptgeschäftsführer des baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbes, kennt schon eine: „Die Hersteller von Nachrüstsystem sind dabei Euro-6-fähige Systeme zu entwickeln.“ |zds