Kreis Germersheim Weiterbildung zur CNC-Fachkraft

An der CNC-Maschine im CJD Maximiliansau: Ausbilder Dieter Bastian (links) und Kursteilnehmer Christian Karch.
An der CNC-Maschine im CJD Maximiliansau: Ausbilder Dieter Bastian (links) und Kursteilnehmer Christian Karch.

Nail Aktürk ist voll konzentriert. Er muss die Zeichnung eines „Zwischenstückes“ in den Computer vor sich eingeben, mit den entsprechenden Werten versehen und es so aufbereiten, dass das Stück nachher an der CNC-gesteuerten Anlage hergestellt werden kann. Nail ist einer der acht Teilnehmer eines Kurses zur Weiterbildung als CNC-Fachkraft. CNC steht für Computerized Numerical Control. Das bedeutet, dass Werkzeugmaschinen wie zum Beispiel Bohrmaschinen, Drehbänke oder Fräsen elektronisch gesteuert werden.

Mit seinen 50 Jahren fällt es ihm nach eigenen Angaben nicht gerade leicht, wieder die Schulbank zu drücken. Nach seiner Berufsausbildung zum Schlosser hatte er einige Jahre in seinem Beruf gearbeitet und war zuletzt mehr als 20 Jahre lang in einem Reifenwerk (Goodyear, Philippsburg) beschäftigt. Doch dann wurde das Werk geschlossen und er arbeitslos. Dann empfahl ihm die Agentur für Arbeit diese Weiterbildung. Ähnlich geht es dem gelernten Schreiner Alessandro Monelli aus Mannheim. Der 36-Jährige kann seinen Beruf nicht mehr ausüben. Er nahm an einer Orientierungsmaßnahme im CJD (Christliches Jugenddorf, nennt sich heute „Die Chancengeber“) Weiterbildungspark Maximiliansau teil und wurde schließlich für die Weiterbildung zur CNC-Fachkraft zugeteilt. Auch er hatte die letzten Jahre in der Produktion gearbeitet. Beide berichten von einer anstrengenden, aber auch sehr interessanten Weiterbildung und loben vor allem die Hilfsbereitschaft und Unterstützung durch ihre Ausbilder. „Die motivieren uns immer wieder, auch wenn wir einen Durchhänger haben“, berichten sie, „und sie helfen, wenn wir bei einem Projekt nicht weiterkommen“. Auch Ausbilder Dieter Bastian zeigt sich mit der hohen Motivation und der Lernbereitschaft seiner Schützlinge sehr zufrieden. Der Kurs, den derzeit noch acht von ursprünglich zehn Teilnehmern besuchen, hat Mitte April begonnen. Einer erhielt zwischenzeitlich einen Arbeitsplatz, ein anderer merkte, dass die Sache mit den CNC-Maschinen und dem Bearbeiten am PC nichts für ihn ist. Die Perspektive für die Absolventen dieses Kurses seien aber besonders gut, so Bastian und Ausbildungsleiter Thomas Weis vom CJD. Denn dies ist der erste Kurs, der mit einem Zertifikat der Industrie- und Handelskammer der Pfalz abschließe. Bisher habe man im CJD bereits Industriemechaniker, Maschinen- und Anlagenführer oder Fachkräfte für Metalltechnik ausgebildet. Alle seien mit IHK-Abschlussprüfungen beendet worden. Nun, mit diesem Kurs, erhielten erstmals auch die Teilnehmer einer Weiterbildung zur CNC-Fachkraft ein IHK-Zertifikat, das in der Industrie gewissermaßen als „Goldstandard“ relevant sei und „Türen öffnen“ könne. Dass die IHK auf die Qualität der Weiterbildung beim CJD setze, bestätigten in einem Pressegespräch auch Martin Holaus von der kaufmännischen Weiterbildung der IHK und Reiner Schemel, Leiter des Zentrums für Weiterbildung der IHK in Landau. „Mit Lehrlingen, die nach dem Schulabschluss eine Ausbildung beginnen, sei der hohe Fachkräftebedarf in der Industrie derzeit nicht zu decken“, so Holaus. Deshalb setze man voll auf Weiterbildung von Erwachsenen, die sich auch aus dem Elsass anmelden. Das CJD sei dafür eine hervorragende Adresse. Davon konnte man sich im Gebäude 5 überzeugen. Hier stehen modernste CNC-Anlagen. Beim CJD, so Thomas Weis, könne man die programmierten Werkzeugteile auch herstellen und zwar nicht nur am PC. Die Teilnehmer könnten erproben und Aufgaben umsetzen, nachjustieren an der Drehbank oder der Fräse. Der Weiterbildungskurs dauert 14 Wochen, unterteilt in eine Grund-, Aufbau- und Anwenderstufe. Am Ende nenne man sich nach erfolgreicher Teilnahme am Zertifikatstest „Industriefachkraft für CNC-Technik (IHK)“. Die Inhalte und Prüfungsanforderungen seien bundesweit vergleichbar und überall gültig. Die Kosten der Weiterbildung übernehmen verschiedene Träger, so Jutta Blankenburg vom CJD. So empfehlen die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und die Rentenversicherung eine Teilnahme zur Verbesserung der Chancen am Arbeitsmarkt. Aber auch Auffanggesellschaften oder Industriebetriebe selbst empfehlen die Weiterbildung durch einen Träger wie das CJD. Denn CNC-Spezialisten seien gefragt; es gebe eine „riesige Nachfrage“ nach qualifizierten Arbeitnehmern im Metallbereich. Dies bestätigen auch die IHK-Vertreter Holaus und Schemel, die auf Rückmeldungen ihrer Mitgliedsunternehmen verweisen. Leider gebe es derzeit zu wenige Bewerber für technische Berufe. Leise Kritik äußern die IHK-Vertreter auch an der fehlenden oder schwachen Berufsorientierung in den Schulen, vor allem an den Gymnasien. Die Schüler wüssten oft nichts von der Arbeitswelt in der Industrie und auch nicht, welche Chancen die Ausbildung in einem technischen Beruf bietet. In vielen Fällen, so ist unisono zu hören, sei die Berufsausbildung einem Studium vorzuziehen. Die Arbeit sei interessant und anspruchsvoll. Auch die Bezahlung stehe einem akademischen Beruf, falls man ihn überhaupt erreicht, nicht nach. Informieren kann man sich auch direkt beim CJD. Jeden zweiten Dienstag im Monat, 14 Uhr, seien Fachleute zur Stelle, um Interessenten zu beraten. Dabei kann man sich auch erkundigen über die künftigen Weiterbildungskurse zur „CNC-Fachkraft (IHK)“, die nach den Sommerferien anlaufen. Dies gilt auch für Arbeitnehmer aus dem Elsass, wo es derzeit ein Überangebot an Arbeitskräften zu geben scheine, während Betriebe in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Schwierigkeiten haben, Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. INFO Weitere Informationen im Internet unter https://www.cjd-rhein-pfalz-nordbaden.de oder direkt beim CJD Rhein-Pfalz/Nordbaden, Rheinstraße 1, 76744 Wörth, 07271/947-0.

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