Kreis Germersheim Vollgas feiern, nüchtern fahren

Um kurz vor elf Uhr geht es richtig los: Die Nachtschwärmer strömen in den Diskokomplex A65 in Kandel, und die Polizisten der Dienststelle Wörth haben alle Hände voll zu tun. Gleich am Eingang werden die Jugendlichen abgefangen, doch nicht deshalb, um sie wegen etwaiger Gesetzesverstöße zu ermahnen, sondern um dafür zu sorgen, dass diese gar nicht erst entstehen.

Dass der Diskokomplex heute 16-jähriges Jubiläum feiert und viele Besucher erwartet werden, ist dabei natürlich kein Zufall. Bewaffnet mit jeder Menge Infoflyern und Malstiften in den Ampelfarben Rot, Gelb, Grün sollen die jungen Menschen für die Gefahren von Alkohol am Steuer sensibilisiert werden, frei nach dem Motto: Vollgas feiern, nüchtern fahren! „Alkoholfahrten sind gerade in ländlichen Regionen ein großes Problem“, weiß Oliver Link, Polizeioberkommissar der Polizeiinspektion Wörth. „Wir wollen dazu beitragen, dass junge Leute weder ihr eigenes noch das Leben anderer aufs Spiel setzen.“ Dieses Ziel versucht der 34-Jährige gemeinsam mit seinen Kollegen mit viel Witz und Gesprächen auf Augenhöhe zu erreichen. Unterstützt werden die Beamten dabei vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Dominik Zimmermann und seinem Kumpel Kevin Schmid aus Karlsbad gefällt′s. „Wir fühlen uns wirklich angesprochen, da es ja vor allem unsere Altersklasse betrifft,“ sagt der 20-jährige Dominik, der heute Nacht mit dem Fahren an der Reihe ist und von Kevin auf der Hinfahrt bereits eine Cola spendiert bekam. „So muss es sein“, findet auch der Polizeibeamte, „der eine fährt und die anderen spendieren die Getränke.“ Doch auch für diejenigen, die noch nicht fahren können oder dürfen, kann die Kampagne „Runter vom Gas“ wirklich hilfreich sein. Momentan fühlen sich die 16-jährigen Meike Tosi und Eileen Simsek aus Landau noch nicht angesprochen, doch sie möchten in einem halben Jahr mit dem Führerschein beginnen. Ein paar hilfreiche Infos zum richtigen Fahrverhalten im Voraus seien daher nicht schlecht. Auf den erhobenen Zeigefinger wird bei der Aktion jedoch verzichtet, stattdessen setzt die Polizei auf bunte Momente und bleibende Erinnerungen. So steht mitten im Foyer eine Fotobox, in der sich die Jugendlichen kostenlos viermal hintereinander „blitzen“ lassen können. Die Schlange vor der Box ist lang, jeder möchte eine bleibende Erinnerung an den Abend mit nach Hause nehmen. „Die Jugendlichen haben somit auch morgen oder nächste Woche noch etwas, dass sie an unsere Kampagne erinnert und ihnen die eine oder andere Info nochmals ins Gedächtnis ruft“, sagt Polizeioberkommissar Link. Und Jonas Hoell, Mitorganisator der Kampagne, ergänzt: „In Zeiten von Facebook spricht die Jugendlichen so etwas natürlich besonders an.“ Bis zu vier Personen finden in der „Blitz-Box“ Platz, die in der Vergangenheit auch schon auf großen Musikfestivals wie Southside super ankam. Dass mit viel Fantasie jedoch auch mehr Leute in die enge Box reinpassen, beweisen ein paar Feierlustige aus Kandel. Sie haben es irgendwie geschafft, sich zu fünft „blitzen“ zu lassen und sind von den lustigen Fotos mehr als begeistert. Sie sind sich einig: „Eine richtig coole Aktion!“ Und wenn diese „coole Aktion“ heute Nacht den einen oder anderen Fahrer davon abhalten konnte, zum Bier zu greifen, hat sich der Einsatz für alle Beteiligten mehr als gelohnt.

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