Germersheim Verlegung von Stolpersteinen in Germersheim

Der Hagenbacher Historiker Hans-Jürgen Kremer befasst sich in seinem Buch mit den Schicksalen ermordeter Germersheimer Juden.
Der Hagenbacher Historiker Hans-Jürgen Kremer befasst sich in seinem Buch mit den Schicksalen ermordeter Germersheimer Juden.

Die „Stolpersteine“, die der Künstler Gunter Demnig am Sonntag, 6. Februar, in Germersheim verlegen wird, sollen an die während der Zeit des Nationalsozialismus deportierten und ermordeten Germersheimer Juden erinnern. Den Beschluss für diese Form des Gedenkens und der Erinnerung hat der Stadtrat im Jahr 2020 gefasst.

Bei den „Stolpersteinen“ des Künstlers handelt es sich nach Mitteilung der Stadt um mit Messing verkleidete Pflastersteine, die mit dem Namen eines Opfers versehen sind. Solche „Stolpersteine“ wurden schon in zahlreichen anderen Städten verlegt. Wer die kleinen Inschriften auf dem Gehweg lesen will, muss sich bücken und macht folglich mit dem Neigen des Kopfes eine Verbeugung vor dem Opfer.

„Die ’Stolpersteine’ erinnern nicht nur an ein besonders düsteres Kapitel in der jüngeren Vergangenheit unserer Stadt, sondern informieren und mahnen künftige Generationen auch dazu, mit ihrem persönlichen Engagement nicht zuzulassen, dass sich derartige Verbrechen gegen die Menschlichkeit noch einmal wiederholen“, so Bürgermeister Marcus Schaile.

Von einer, die Verlegung der Stolpersteine begleitenden Veranstaltung, muss laut Stadtverwaltung aufgrund der derzeit herrschenden Corona-Inzidenzen und der damit einhergehenden Schutzmaßnahmen abgesehen werden. Die Gedenkveranstaltung soll jedoch am Sonntag, 8. Mai, nachgeholt werden – in der Hoffnung, dass im Mai bei einer entspannteren Corona-Situation wieder die Möglichkeit besteht, eine solche Veranstaltung in würdiger und angemessener Form durchzuführen.

Die Verlegung der Stolpersteine in Germersheim sei erst durch die Vorarbeiten des Hagenbacher Historikers Hans-Jürgen Kremer möglich geworden. Er habe nach der systematischen Auswertung von Archivakten die Schicksale der ehemaligen Germersheimer Mitbürgerinnen und Mitbürger vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Rassenpolitik verorten und im Einzelnen nachzeichnen können. „So wurden nicht nur Namen und Daten aufgelistet, sondern die einzelnen Menschen und ihre Biografien nehmen nach langen Jahrzehnten wieder Gestalt an, treten aus dem Dunkel einer unseligen Vergangenheit hervor und werden somit auch langfristig von dem Vergessen bewahrt“, schreibt die Stadtverwaltung.

Dies sei von Anfang an das erklärte Ziel der Arbeitsgruppe des Vereins Interkultur um Klaus Jung gewesen. Zur Gruppe gehörten neben vier Mitgliedern des Vereins auch eine Bürgerin sowie zwei Lehrer des Goethe-Gymnasiums Germersheim.

Die Arbeit von Hans-Jürgen Kremer ist zwischenzeitlich als Buch mit mehr als 150 Seiten und mit zahlreichen Abbildungen und Illustrationen versehen, erschienen und im Tourismus-, Kultur- und Besucherzentrum im Weißenburger Tor, wo auch die übrige Literatur zur Stadt und ihrer Geschichte verfügbar ist, ab sofort erhältlich.

Mit dem neu erschienenen Buch über das Schicksal der Germersheimer Juden in der Zeit von 1933 bis 1945 konnte nunmehr eine Lücke in der örtlichen Stadtgeschichtsschreibung im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus geschlossen werden, so der Germersheimer Bürgermeister.

Lesezeichen

Kremer, Hans-Jürgen: Exodus, Vertreibung, Shoah. Vom Leben und Sterben der Juden aus Germersheim 1933/1945. Wider das Vergessen. Herausgegeben von der Stadt Germersheim (Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Germersheim, Band 4), Germersheim 2022, 151 Seiten.

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