GERMERSHEIM Sprinten für die Flüchtlingshilfe

Der Start des Kinderlaufs im Wredestadion.
Der Start des Kinderlaufs im Wredestadion.

Im Sportzentrum Wrede wurde am Samstag gerannt, was die Schlappen hergaben. Der Spendenlauf sollte geflüchtete Kinder und Familien aus der Ukraine unterstützen. Die Aktion soll keine Eintags-Fliege sein.

Gülcan Doganay ist an diesem Nachmittag viel unterwegs. Denn gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Özkan Uzulgan hat sie das große Ereignis für den DRK-Kreisverband in den letzten Wochen organisiert. Also weiß gerade niemand besser über die Abläufe Bescheid, als die DRK-Bereichsleiterin Ambulante Pflege. Bereits zu Beginn 2021 habe sie einen solchen Spendenlauf organisieren wollen, „aber die Corona-Zahlen waren zu hoch“. Sollte seinerzeit die Obdachlosenhilfe in Germersheim unterstützt werden, habe sich nun in diesem Frühjahr der Krieg in der Ukraine in den Vordergrund geschoben. Geplant sei, diesen heute erstmals stattfindenden Spendenlauf künftig jährlich zu wiederholen und wechselnden sozialen Zwecken zugutekommen zu lassen.

Als Moderator fungiert der Bellheimer Wolfgang Behr. Nicht nur er kommt an diesem Nachmittag zunächst nur langsam ins Rollen: „Ein kleiner Wermutstropfen für alle Fußballfans, der FCK liegt gegen Dortmund mit Null zu Eins zurück.“ Es dürfte in dieser Region tatsächlich elegantere Einstiege geben, um eine Zuschauerseele in freudige Ekstase zu versetzen. Da hilft das „Biene Maja-Lied“, zu dem die Bienchen und Marienkäferchen der Germersheimer Tanzschule Yaroslawa tanzen.

Schüler mit Erfahrung im Ukraine-Engagement

Noch sportlicher wird es dann für die 12 Jahre alte Helene sowie ihre Teamkollegen Ronja (13) und Tim (14). Die Jugendlichen sind mit einer größeren Gruppe der LG Rülzheim gekommen. Eigentlich sei sie selbst angeschrieben worden, ob sie denn mitlaufen wolle, sagt Trainerin Tanja Helmmann: „Aber ich habe vor drei Wochen Nachwuchs bekommen“, lacht sie und wiegt noch einmal kurz den Kinderwagen, den sie vor sich herschiebt. Helene sagt, dass sie schon in ihrer Schule bei einem Spendenlauf für die Ukraine mitgemacht hätte. „Ich renne sehr gerne! Und wenn ich damit helfen kann, dann mache ich das noch lieber“, freut sie sich. Auch an Ronjas Schule sind sie schon gelaufen und seien Aktionen wie Kuchenverkäufe gestartet worden.

Tim erzählt von einem ukrainischen Mädchen, das in ihre Klasse gekommen sei: „Es ist alles irgendwie traurig. Aber wir versuchen möglichst nett zu sein, damit sie eine Freude hat“, sagt der Jugendliche. Die hat an diesem Nachmittag auch Thorsten Böttcher, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Denn die Leute strömen auf die Anlage, essen gerne Bratwurst oder Kuchen und gucken dem Programm zu, sofern sie nicht selbst mitmachen. Aber Böttcher ist auch Realist. Der Wohnungsmarkt sei eng und die Herausforderungen für die Kommune groß. Es bestehe daher das Risiko, dass ukrainische Flüchtlinge demnächst in die Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende (AfA) in Speyer geschickt werden müssten.

Auch perspektivisch hat er Sorge: „Die Situation in der Ukraine spitzt sich gerade beunruhigend zu. Und man sollte wissen, dass die geflüchteten Menschen erst einmal nicht zurückkehren werden. Wohin sollten sie auch, denn im Osten ist bereits alles zerbombt.“ Irgendwann werde man daher auch in Deutschland mit der Realität konfrontiert werden, fügt er skeptisch hinzu.

Unterstützung von regionalen Promis

Dann stößt die Bellheimer DRK- und Ehrenamtslegende Heiner Butz hinzu. Am Revers stecken die DRK-Ehrenmedaille sowie der jüngst erst erhaltene Anstecker für das Bundesverdienstkreuz. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete und Lingenfelder Ortsbürgermeister Markus Kropfreiter ist gekommen. Er steht am Tombolastand. „Hopp, dies Mol ebbes G’scheits“, motiviert er die Helferin, ihm etwas mehr Losglück zu bescheren. Das hatte offenbar bereits eine Frau, die vergnügt Treiben auf der Tartanbahn zuschaut. Dabei ist die Flasche Riesling, die sie unter dem Arm trägt, noch nicht einmal geöffnet oder gar bereits geleert. „Das ist ein guter Wein, und noch dazu mit nur einem Los“, freut sie sich.

Dann spurten unten die Bambini los. Zwei Stadionrunden haben sie vor sich. Das Feld reißt zwar zügig auseinander, doch scheinen Spaß und Freude groß zu sein. Wie auch in den folgenden Stunden. Auch das Wetter hält. Am Ende haben Gülcan Doganay, Özkan Uzulgan und die zahlreichen Helfer des DRK nach Abzug aller Unkosten 5450 Euro an Spendengeldern zusammenbekommen. „Wir haben so viele positive Rückmeldungen bekommen und sind auf jeden Fall zufrieden“, zeigt sich erleichtert und kündigt an: „Im nächsten Jahr wird der Spendenlauf bestimmt noch viel schöner!“

Der Eröffnungstanz der Bienchen und Marienkäferchen der Germersheimer Tanzschule Yaroslawa.
Der Eröffnungstanz der Bienchen und Marienkäferchen der Germersheimer Tanzschule Yaroslawa.
x