Südpfalz Skifahrer achten auf Nachhaltigkeit

In vielen Skigebieten steht die letzte Talabfahrt in dieser Saison an.
In vielen Skigebieten steht die letzte Talabfahrt in dieser Saison an.

Die Skisaison ist fast zu Ende. Wintersportler motten ihre Ausrüstung wieder ein. Auf dem Berg zeigt sich der Klimawandel deutlich: Gletscher schmelzen, die Schneefallgrenze steigt. Wie Skiclubs mit Kritik an ihrem Sport umgehen.

Riesige Pistenraupen, lange Anfahrtswege, Müll und Schneekanonen sorgten in den vergangenen Monaten für Aufschreie aus dem Lager der Naturschützer. Von zu viel Stromverbrauch und unnötiger Wasserverschwendung über Verschrecken der Wildtiere bis hin zur Zerstörung des Geländes haben sie viele Argumente gegen den Skitourismus.

Für Holger Gebhart, Vorsitzender im Ski- und Snowboard Club Leimersheim, ist diese Kritik nicht „nachvollziehbar“. Er verweist auf die weitaus größere Umweltbelastung, die zum Beispiel von Frachtschiffen verursacht werde. Den Aspekt, dass tiefere Lagen nicht schneesicher sind und neue, höher gelegene Gebiete erschlossen werden müssen, hält Gebhart für übertrieben: „Es gab schon immer mal mehr, mal weniger Schnee und das wird sich auch in den nächsten 50 Jahren nicht ändern.“ Aufgrund der aktuellen Inflation und mit den einhergehenden Teuerungen habe der Skiclub keine größeren Schwierigkeiten.

Im Pfälzerwald Skifahren gelernt

„Wir wollen Sport, Natur und das Gemeinschaftserlebnis“, sagt Alfons Fürst, Vizepräsident des Skiverbands Pfalz mit Sitz in Edenkoben. Das Ursprüngliche, die Faszination der Natur am Berg, sei aber teilweise im Massentourismus verlorengegangen. Fürst hat als Kind vom Großvater Skifahren im Pfälzerwald gelernt, ist selbst seit 50 Jahren Skilehrer, außerdem Skitourenführer und Langlauf-Trainer. „Ich fahre Ski ohne Aufstiegshilfen und ziehe Gebiete vor, die keine planierten Pisten haben“, sagt der 73-Jährige. „Dafür versuche ich die Sportler zu begeistern.“

Schneesport wird ihm zu oft „über einen Kamm geschoren“, dabei habe er viele Facetten. Der soziale Faktor auf dem Berg sei großartig, gerade für Schüler, die in Skifreizeiten fahren. „Das schmiedet zusammen“, meint Alfons Fürst. Wenn sich Kurse im Schnee finden, sei das gruppendynamisch anders als wenn Cliquen auf Klassenfahrt durch eine Fußgängerzone laufen. Der Skiverband, dem 45 pfälzische Vereine angehören, bietet Lehrgänge in allen Disziplinen, von Alpin bis Nordisch, und bildet Lehrer aus. Der Verband denke darüber nach, Wintersportorte zu empfehlen, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben. Fürst nennt Obertauern als Beispiel: Das Skigebiet im Salzburger Land liege über der Baumgrenze, Pisten würden aus regenerativen Energien beschneit.

Aufs Auto verzichten

Experten-Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 75 Prozent aller CO2-Emissionen beim Skifahren auf die An- und Abreise entfallen. Der Rest verteilt sich auf Unterkunft, Verpflegung und aufs Skifahren mit Pistenpräparierung und Liftbetrieb. Auch Fürst sieht in der individuellen Anreise mit dem Auto ein Problem. „Die Karawane muss auch irgendwo geparkt werden“, sagt er. Dafür würden wiederum Flächen versiegelt.

„Wir reisen schon immer mit dem Bus, natürlich ist das klimaschonender aber auch viel geselliger, als wenn man allein mit dem Auto reist“, sagt Roland Burk, Vorsitzender des Skiclubs Jockgrim. Damit bei geringer Nachfrage Busse nicht halbleer fahren müssen, gibt es eine Kooperation mit den Vereinskollegen in Lingenfeld. Auch Burk ist überzeugt, dass Kinder beim Skifahren Rücksichtnahme und soziales Verhalten lernen – zumal Jugendfahrten im Vergleich zur Skireise mit der ganzen Familie günstiger seien. Auf Wintersport solle niemand verzichten, aber „wir müssen uns in Zukunft auch die Frage stellen: Was können wir zum Erhalt der Natur in Skigebieten beitragen“. Dazu gehöre Nachhaltigkeit vor Ort. „Ich denke, dass wir allgemein beim Reisen umdenken müssen“, so Burk.

Skifahrer setzen auf Mountainbiken

Auch die Skisportler vom Club Rheinzabern reisen möglichst gemeinsam per Bus an. Die Strecke soll zur Reisedauer passen, sagt er Vorsitzende Moritz Schäfer. In der zurückliegenden Saison seien die Teilnehmerzahlen zurückgegangen, zwei Fahrten wurden storniert. Aufschläge bei Fahrten gab es für die Mitglieder trotz Inflation nicht. In Sachen Klimaschutz in den Skigebieten hofft Schäfer auf breitflächigere Investitionen. Der Skiclub setzt nicht allein auf den Sport im Schnee: „Wir machen seit Jahren im Sommer eine Tagesausfahrt zu einer Wasserskianlage“, erzählt Schäfer. „Und gerade planen wir auch das Mountainbike-Fahren, um eine weitere Aktivität anbieten zu können.“

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