Geschichten aus der Geschichte Santa Claus is coming to town ...

Am 20.12.1952 schwebte „Santa Claus“ mit Hilfe eines Army-Hubschraubers erstmals auf das Gelände des späteren US-Depot Germershe
Am 20.12.1952 schwebte »Santa Claus« mit Hilfe eines Army-Hubschraubers erstmals auf das Gelände des späteren US-Depot Germersheim ein.

Die Eröffnung des „US-Army Government Ordnance Vehicle Park“, wie das heutige „Germersheim Army Depot“ ursprünglich hieß, machte die Einwohner der Südpfalz in den frühen 1950er Jahren mehr oder weniger intensiv mit dem „American way of life“ bekannt. Und Weihnachten gehörte dazu.

Gerade die deutschen Arbeitnehmer, die „beim Ami“ gut bezahlte Stellen annahmen, wurden mit den unterschiedlichen kulturellen Besonderheiten an Festen und Feiertagen schnell vertraut. Zur „Außenwirkung“ der US-Militäreinrichtung in Germersheim zählte von Anfang an insbesondere auch, Kinder kurz vor Weihnachten zu bescheren. Für viele der damals Beschenkten war dies ein ganz besonderes Ereignis, fehlte es zu Beginn der 1950er Jahre doch noch an vielen notwendigen Dingen des Alltags.

Für die Erwachsenen war es auf jeden Fall eine völlig neue Erfahrung, für die zur Weihnachtsfeier eingeladenen Kinder grenzte es vermutlich schon an ein unerklärliches vorweihnachtliches Mysterium, als am 20. Dezember des Jahres 1952 ein Hubschrauber auf dem Gelände des Depots in Germersheim langsam niederschwebte und „Santa Claus“ mit rotem Mantel und weiß-wallendem Rauschebart höchstpersönlich dem olivfarbenen Army-Helikopter entstieg. Zwar war der US-amerikanische „Weihnachtsmann“ anno 1952 im Landkreis ein noch weitgehend unbekanntes Wesen, auch wenn der gebürtige Landauer Karikaturist Thomas Nast den gutmütigen Gesellen bereits im 19. Jahrhundert in den USA Jahren entworfen hatte. Doch, wen störte das schon, denn „Santa“ brachte schließlich Kleidung, Spielzeug und Süßigkeiten mit, das machte ihn von Anfang an sympathisch, auch wenn man „den Neuen“ zwischen dem traditionellen Nikolaus und dem Christkind schlecht einordnen konnte.

Ein Schnappschuss

Ein geistesgegenwärtiger Augenzeuge der spektakulären Landung griff in Erkenntnis des Einmaligen und Nochniedagewesenen zum Fotoapparat und überlieferte somit das einzige, bislang bekannt gewordene Foto dieses Ereignisses, das jahrzehntelang in einem privaten Fotoalbum schlummerte. Schon früh hatten sich die US-Soldaten der Waisen des „Braun’schen Stifts“ in Rülzheim angenommen, für die ebenfalls bereits im Jahr 1952 eine Weihnachtsfeier veranstaltet wurde – Eine Tradition, die lange von den in Germersheim stationierten GIs gepflegt wurde und die selbst in die im Jahr 1991 erschienene Rülzheimer Ortschronik Eingang gefunden hat. Dort heißt es: „Kurz vor Weihnachten besuchen erstmals amerikanische Offiziere und Soldaten aus Germersheim das Kinderheim und beschenken die Kinder mit allerlei nützlichen Sachen. Darunter sind auch Spiele und Süßigkeiten. Allen Bewohnern bringen sie ein festliches Essen mit. Diese Bescherung wiederholt sich in den nachfolgenden 25 Jahren alljährlich in der Weihnachtszeit. Oftmals werden auch die Kinder zu amerikanischen Familien in Germersheim eingeladen, um die Festtage in der Familie zu verbringen“.

Aufregend und voller Spannung waren auch die Besuche der Kinder aus Rülzheim im US-Depot, wenige Tage vor Weihnachten wie etwa im Jahr 1956, als der sehnlichst erwartete „Santa Claus“ auf einem schneebedeckten Army-Jeep lässig sitzend in eine der Reparaturhallen gebraust kam, in der die „Christmas“-Feier stattfand, „wo er von den kleinen Gästen mit leuchtenden Augen und lautem Jubel begrüßt wurde“, wie die Rheinpfalz damals meldete. Nach einer kurzen Ansprache beschenkte er die Kinder, denn er hatte für jedes ein Paket mit Wäsche, Kleidung und Spielwaren sowie ein Päckchen mit Lebensmitteln und Süßigkeiten mitgebracht. Man kann sich leicht vorstellen, was dies für die Heimkinder, die trotz bundesrepublikanischer Wirtschaftswunderzeiten doch noch auf vieles verzichten mussten, bedeutete.

Soldaten helfen Waisen

Aus den Vorweihnachtstagen des Jahres 1961 wird berichtet, dass die US-Soldaten aus Germersheim nicht nur Spielsachen und Geschenke nach Rülzheim brachten, sondern gleich auch ein vollständiges Weihnachtsmenü, das sie den Heimbewohnern servierten. Zwei Jahre später zeichnete der amerikanische Militärfernsehsender „AFN“ die freundschaftliche Begegnung in Rülzheim, über die bereits zuvor die Army-Zeitung „The Advance“ berichtet hatte, sogar auf. Das soziale Engagement der US-Amerikaner des Depots hielt lange Zeit an und zeigte sich auch in anderer Form: So erhielt beispielsweise die Vereinigung „Haus Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind“ in Sondernheim in den Vorweihnachtstagen des Jahres 1970 ein Weihnachtsgeschenk in Höhe von 5500 DM – der Erlös einer Wohltätigkeitsveranstaltung, die unter dem Titel „Helfende Hände“ in der Germersheimer Stadthalle von den Amerikanern veranstaltet worden war.

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