Kreis Germersheim „River Boys“ greifen zum Paddel
Berg. Hagen Berger, Karlheinz Dietrich, Norbert Trenkle und Siegfried Worst trafen sich Anfang der 60er Jahre öfter „beim Erich“, im Gasthof „Zum Bahnhof“. Sie nannten sich „The River Boys – Hucky and his friends“ und hoben damit den heutigen Bootsclub aus der Taufe. Pfingsten feiert der inzwischen eingetragene Verein „auf dem schönsten Festplatz“ der Grenzgemeinde sein 50-jähriges Bestehen. Es ist die „untere Bütz“, direkt am Ufer der Lauter, inmitten von Obstwiesen, wo das Bootshaus steht.
Mit diesem Standort bewies der Verein Mut, weil die rund 800 Quadratmeter in der Flussniederung Hochwassergebiet sind. 1994 und 1995 fiel das Bootsfest buchstäblich ins Hochwasser. Aber davon lassen sich die Vereinsmitglieder nicht schrecken, haben zum Beispiel einen erhöhten Raum für die Kühlschränke gebaut. Die Vereinsgründer ließen langsam angehen. Hagen Berger legte den Grundstein mit dem Kauf von zwei Schlauchbooten. 1965 führte die erste Fahrt auf dem Rhein von Basel nach Karlsruhe. „Von unserer Haustür können wir über Lauter und Rhein mit unseren Booten überall hin fahren“, öffnet Vereinspräsident Günter Roitsch den Blick auf die Fortbewegung mittels Paddel. Ende der 60er Jahre schafften sich die River Boys die ersten Kunststoffboote an: drei Zweier-Kajaks und ein Kanadier. Inzwischen lagern rund 25 Boote im Vereinshaus. 1974 wurde über den Bau eines Bootshauses nachgedacht. Doch zunächst stellten die Gründungsmitglieder den Verein auf gesunde rechtliche Füße, sprich, ließen den Verein ins Register eintragen. Drei Jahre später kauften sie das Grundstück aus privater Hand und begannen 1980 mit dem Bau des Bootshauses. Ein Jahr später war Richtfest. Anfangs legten die Boote auf einem Schwimmsteg an, mit dem Bootshaus entstand auch ein fester Anlegesteg. „Für mich ist der Reiz des Bootfahrens, dass ich in der Natur bin und komplett abschalten kann“, sagt Roitsch. Das heißt auch: keine Abfälle zu hinterlassen. „Wir sind wie eine große Familie, wollen Gemütlichkeit, Spaß und Gemeinschaft erleben“. Peter Schandin entdeckte die Liebe zum Bootfahren bei der jährlichen Ardéche-Fahrt. Sein Bruder hatte ihn zur Tour auf Flüssen Südfrankreichs eingeladen. „Ich fand diese Woche so toll und bin vor drei Jahren in den Verein eingetreten.“ Schandin ist eines von fünf Mitgliedern des Festkomitees und hat die Festschrift und die Jubiläumsausstellung erarbeitet. Aktuell sind im Verein 28 Mitglieder. Der Jüngste ist David John mit 33 Jahren und der Älteste ist Werner Gutknecht mit 70 Jahren. Höhepunkt der Saison ist die Fahrt nach Südfrankreich. Auf der Ardéche und deren Nebenflüssen La Beaume oder Ibie zeigen die Berger Bootsfahrer ihr Können auf dem Wildwasser. In heimischen Gefilden bevorzugen sie die Altrheinarme oder Flüsse wie Moder, Würm. Nahe oder Kocher. Aber auch auf der Tauber, der Donau, Isar und Ill sind sie bereits gepaddelt. 2010 übernahm der Verein die Bachpatenschaft über fünf Kilometer der Lauter vom Bootshaus bis zur Mündung in den Rhein.