Kreis Germersheim Nach zweieinhalb Jahren von der NSDAP aus dem Amt gejagt

Josef Endres, Bezirksoberamtmann in Germersheim von 1930 bis 1933 (Aufnahme: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MInn 78024).
Josef Endres, Bezirksoberamtmann in Germersheim von 1930 bis 1933 (Aufnahme: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MInn 78024).

Mit Josef Endres kam am 1. November des Jahres 1930 ein Unterfranke an die Spitze des Germersheimer Bezirksamtes. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geriet der Bezirksoberamtmann jedoch politisch unter Druck, so dass er bereits Mitte Mai 1933 nach Passau versetzt wurde.

Die Wiege von Josef Endres stand in Böttigheim im Landkreis Würzburg, wo er als Sohn des Volksschullehrers Georg Endres und dessen Ehefrau Sophie Baumeister am 24. März 1889 das Licht der Welt erblickt hatte. Seine Schulzeit verbrachte Endres in Stockstadt/Main und in Aschaffenburg. Im Anschluss daran studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Würzburg. Allerdings hinderte ihn die Einberufung zum Kriegsdienst im August 1914 daran, das zweite Staatsexamen abzulegen. Erst im Frühjahr 1919 legte deshalb die Staatsprüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst mit dem Ergebnis „ausgezeichnet“ ab. Ab November 1919 folgte die Tätigkeit als Assessor im Ministerium des Äußeren. Schon bald teilte Endres seiner Behörde mit, dass er gewillt war, sich mit Eugenia Leis, der Tochter eines Pirmasenser Buchdruckereibesitzers zu verheiraten. Die Eheschließung erfolgte am 7. Februar 1920, der gemeinsame Sohn Günther wurde am 30. November 1920 geboren. Noch im weiteren Verlauf des Jahres 1920 ernannte man Endres zum Regierungsrat im Staatsministerium des Äußeren, zum 15. Februar 1922 erfolgte die Ernennung zum Bezirksamtmann in Mühldorf am Inn. Drei Jahre später war die nächste Stufe der Beamtenlaufbahn mit der Berufung an das Staatsminsterium des Innern in München genommen, wo Endres zum 1. Februar 1925 als Regierungsrat eingewiesen wurde. Waren die verschiedenen Ämter und Funktionen, die Endres von 1919 an durchlaufen hatte, allesamt an Behörden innerhalb des Regierungsbezirks Oberbayern, so musste er mit der Versetzung als Bezirksoberamtmann an das Bezirksamt Germersheim zum 1. November 1930 erstmals eine Stelle außerhalb antreten. In Germersheim wurde er im Saal der Wirtschaft zur „Post“ (Fischerstraße) am 6. November 1930 offiziell begrüßt und von Oberregierungsrat Dr. Rieth eingeführt. Schon im März 1933, unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, beurlaubte man Endres, da man in ihm einen Beamten erblickte, der „noch vom alten System mit Bedacht in diese Position“ gebracht worden war, wie es NSDAP-Ortsgruppenleiter Leonhard Wüchner am 2. April 1933 formulierte. Der sieben Mitglieder zählende Bezirksausschuss Germersheim fasste jedoch einen Beschluss, in dem man feststellte, dass Endres als Leiter des Bezirksamtes seinen Dienst „stets in jeder Hinsicht loyal und völlig einwandfrei“ geführt hatte. Den Vorwurf einer „einseitigen oder parteiischen Geschäftsführung“ könne man ihm dabei auf keinen Fall machen. Zudem bestätigte der Bezirksausschuss Josef Endres, dass der Beamte sich im gesamten Bezirk „großer Beliebtheit und des Vertrauens der ganzen Bevölkerung“ erfreue. Der Beschluss wurde der Regierung der Pfalz Mitte März 1933 zugeleitet. Er schloss mit der Feststellung, dass man es besonders begrüßen würde, „wenn der allseits hochgeschätzte und eingearbeitete Amtsvorstand alsbald auf seinen Posten zurückkommen würde“. Doch schon wenig später, am 2. April 1933, stellte Wüchner in einer Stellungnahme zwar fest, dass sich Josef Endres keine „schikanöse Behandlungsweise unserer Bewegung“ während seiner Amtszeit zu Schulden kommen gelassen habe und dieser gegenüber auch „objektiv“ aufgetreten sei. Allerdings habe er einzelne Anweisungen des Ministeriums – beispielsweise bei der Beschlagnahmung von SA-Braunhemden - zu eng ausgelegt. Man hielt ihm jedoch zu Gute, dass er im Jahr 1931, als Versammlungen der NSDAP verboten waren, einen Aufmarsch anlässlich der Einweihung des SA-Heims in Germersheim erlaubt hatte. Nach der scheinbaren Abwägung von „Für“ und „Wider“ erklärte man, dass man eine Entfernung von Josef Endres aus dem Amt für nicht zwingend erforderlich halte, erachtete ihn aber im gleichen Zug „aufgrund seiner zu schwarzen bigottischen Einstellung für die hiesige Parteigenossenschaft“ in seinem Amt als nicht mehr tragbar. Wüchner legte dem Germersheimer Bürgermeister Angerer, dem stellvertretenden Gauleiter Leyser und Stadtrat Delobelle seine Erklärung vor. Diese bekräftigten daraufhin: „Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, dass Oberamtmann Endres von Germersheim versetzt werden muss. Wir können es den Anhängern der nationalen Revolution nicht zumuten, weiterhin mit Beamten zusammenzuarbeiten, die eben von dem alten System mit Bedacht in ihre Stellungen hineingekommen sind. Die Tatsache, dass unser Vertreter im Bezirksausschuss sich an der Vertrauensentschließung für Endres beteiligt hat, dürfte wohl keine allzugrosse Rolle spielen, da dieser Mann ja eigentlich kein Parteigenosse ist, sondern lediglich der nat.soz. Organisation Bundschuh angehört. Wir können ihn daher nicht für autorisiert erachten, im Namen der Bewegung zu sprechen.“ Mitte April 1933 wurde beim Bayerischen Staatsministerium des Innern die Versetzung von Endres an ein anderes Bezirksamt erwogen. Endres reiste persönlich nach München und erklärte dabei, dass er wegen der Nähe zu seinen Schwiegereltern in Pirmasens gerne in Germersheim bleiben möchte. Mit Wirkung zum 16. Mai 1933 versetzte man Endres indes als Bezirksoberamtmann an das Bezirksamt Passau. Zwei Jahre später trat er in die NSDAP ein, nachdem er bereits am 24. Oktober 1933 dem „NS-Rechtswahrerbund“ und 1934 der „NS-Volkswohlfahrt“ sowie dem „Reichsluftschutzbund“ beigetreten war. Es folgten weitere Mitgliedschaften in der Organisation. Am 9. Juli 1941 erlitt Josef Endres einen Schlaganfall und wurde im Krankenhaus in Passau behandelt. Am 12. Juli 1941 starb Landrat Josef Endres in Passau an den Folgen seines Schlaganfalls. Seine Leiche wurde einige Tage später nach Pirmasens überführt.

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