Kreis Germersheim Nach fast 200 Jahren: Biber in der Südpfalz zurück

Die Nagespuren sind eindeutig: An der Lauter hat ein Biber eine dicke Weide gefällt und auch schon von Ästen die Rinde gefressen
Die Nagespuren sind eindeutig: An der Lauter hat ein Biber eine dicke Weide gefällt und auch schon von Ästen die Rinde gefressen..

Abgenagte Bäume und vielleicht bald eine Burg: An der Lauter leben wieder Biber. Dass die geschützte Art bald wie in Bayern gejagt werden darf, ist aber unwahrscheinlich.

„Die erste Meldung kam im Sommer vom Forstamt“, erzählt Daniel Becker vom Naturschutzgroßprojekt Bienwald von der beginnenden Rückkehr des Bibers in die Südpfalz. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Biber hier ausgerottet worden. Wie überall in Deutschland lebten in der Südpfalz mehr Menschen als das Land ernähren konnte. Eine Folge war die Auswanderung. Eine andere Folge war der verzweifelte Versuch, die heimische Natur bis in den letzten Winkel zu nutzen.

Ein Tier wie der Biber war da im Weg: Er beschädigt Bäume und geht in Felder in Flussnähe. Und zudem soll er nicht schlecht schmecken. Den Mönchen diente er als Fastenspeise, weil sie ihn kurzerhand den Fischen zuordneten. Davon ist sein Geschmack aber weit entfernt, er erinnere eher an Wild, berichten Jäger aus Bayern. Dort leben mittlerweile wieder rund 20.000 Biber. Etwa 1000 von ihnen werden trotz des strengen Schutzes jährlich geschossen, weil sie auch Schäden anrichten. Die getöteten Tiere werden oft gegessen.

Ein abgenagter Baum liegt aufrecht im Hochwasser der Lauter.
Ein abgenagter Baum liegt aufrecht im Hochwasser der Lauter.

Aktuelle Nagespuren in zwei Bereichen

Von den bayrischen Zuständen ist die Südpfalz zumindest in Sachen Biber weit entfernt. Gerade mal zwei Schwerpunkte entlang der Lauter konnten die Biberfreunde bisher ausmachen: Einen im Umfeld der Bienwaldmühle und einen zweiten bei Scheibenhardt. „Dort gibt es recht aktuelle Nagespuren“, so Becker. In der Pfalz wurden Biber in diesem Jahr auch schon von der Alsenz (Donnersberg) und vom Eckbach (Leininger Land) gemeldet.

Mittlerweile sei der Biber an der Lauter sogar in eine Fotofalle getappt, so Becker. Aufgestellt hat den Apparat die „Groupe d'Étude et de Protection des Mammifères d'Alsace“ (GEPMA), die sich mit der Erforschung und dem Schutz von wildlebenden Säugetieren im Elsass beschäftigt. Deren Mitstreiter haben zu Jahresbeginn entlang der Lauter systematisch nach Biberspuren gesucht. Etwas ältere Nagespuren haben sie im Bereich der Lautermündung bei Neuburg gefunden. Eine weitere etwas ältere Meldung gebe es zudem vom Lingenfelder Altrhein. Bereits vor Jahren seien Nagespuren in der Mechtersheimer Tongruben bei Römerberg gesichtet worden.

Im Winter frisst der Biber Rinde, im Frühjaghr hauptsächlich Kräuter,Sträucher und Wasserpflanzen.
Im Winter frisst der Biber Rinde, im Frühjaghr hauptsächlich Kräuter,Sträucher und Wasserpflanzen.

Im Elsass angesiedelt

Möglicherweise stammen die Biber, die jetzt im Bienwald leben, aus dem Elsass. „Dort gab es in den 70er und 90er Jahren Wiederansiedlungsversuche“, sagt Becker. Und zwar in Fort Louis, im Sauer-Delta und an der Moder. Von dort haben die Tiere sich aber zunächst kaum ausgebreitet. „Dann ist der Biber aber plötzlich auf die badische Seite gesprungen, an den Rhein bei Rastatt“, sagt Becker: „Jetzt ist der Biber im Landkreis Germersheim. Wahrscheinlich ist er über den Rhein gekommen.“

„Biberburgen sind bisher nicht bekannt“, so Becker. Als Junggesellen leben die Biber zunächst einmal allein und graben sich Gänge ins Ufer hinein. „Die können jahrelang unbemerkt bleiben.“ Erst wenn die Gänge für eine Familie erweitert werden, entstehen die typischen Burgen – wenn zum Beispiel eingebrochene Gänge mit Bergen von Ästen abgedeckt werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Bisher geht Becker von „mindestens zwei Bibern“ aus, die an der Lauter leben.

Konflikte nicht zu erwarten

Von den 20.000 Bibern in Bayern ist die Südpfalz also noch weit, weit entfernt. Kritisch könnte es bei uns allenfalls werden, wenn ein Biber seinen Gang in einen der Rheindeiche gräbt. Diese Biber würde man dann fangen und woanders ansiedeln. Nutzungskonflikte sind hier jedenfalls kaum zu erwarten, winkt Johannes Becker vom Forstamt Kandel ab: Entlang der Lauter zieht sich ein Naturschutzgebiet, die Böden sind sumpfig bis morastig. Im Gegenteil: „Aus naturschutzfachlicher Sicht ist der Biber ein Landschaftsgestalter“, sagt Becker. Wenn er beispielsweise Dämme baut, bilden sich Tümpel, in denen wiederum viele andere Tiere einen Lebensraum finden.

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