Zur Sache Missbrauch in der Kirche: Prävention und Aufarbeitung

Der Nebel am Speyerer Dom lichtet sich.
Der Nebel am Speyerer Dom lichtet sich.

Mehr als 28.000 Personalakten aus der Zeit von 1946 bis 2014 wurden in der MHG-Studie gesichtet, die im Auftrag der Bischofskonferenz sexuellen Missbrauch in allen deutschen Bistümern untersuchte und 2018 veröffentlicht wurde. 1670 Kleriker werden beschuldigt, sich an 3677 Kindern und Jugendlichen vergangen zu haben. Im Nachgang hat das Bistum Speyer sich selbst verpflichtet, in alle Institutionen zu schauen, was passiert ist. „Es geht nicht nur um einzelne Beschuldigte“, erläutert Generalvikar Markus Magin, „sondern wo ist in der Struktur von Kirche eine Gefährdung gegeben und wo versucht die Kirche in ihrer Struktur mehr an den Selbsterhalt zu denken als an die Betroffenen“.

Im Januar 2021 ist diözesanweit die Initiative „Sicherer Ort Kirche“ gestartet. Einrichtungen, Verbände und Pfarreien entwickeln Präventionskonzepte, die Kinder, Jugendliche und hilfebedürftigen Erwachsene vor sexuellem Missbrauch schützen sollen. Dabei werden Risikofaktoren ermittelt und Interventionsmaßnahmen erarbeitet. Es gehe nicht nur darum, Orte und Abläufe sicherer zu machen, sondern auch um Bewusstseinsbildung, so Magin. In der Germersheimer Pfarrei wirken Gremienmitglieder und Ehrenamtliche ihn der Arbeitsgruppe mit. Eine erste Fassung soll in diesem Jahr vorliegen.

Im Anschluss an die MHG-Studie hat das Bistum Speyer eine unabhängige Aufarbeitungskommission eingesetzt. Vergangene Woche hat die Arbeit an einer Studie begonnen, die aufzeigen soll, wie kirchliche Vertreter, das Ordinariat und betroffene Gemeinden mit Missbrauchsvorwürfen umgingen. Nach zwei Jahren soll eine Strukturanalyse des Missbrauchs im Bistum veröffentlicht werden. Später will die Kommission die Ergebnisse differenzierter Fallanalysen vorlegen. Dem Bistum sind laut Rechtsamt derzeit rund 180 Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch bekannt.

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