Kreis Germersheim Kommentar: Überfordert

Die Entscheidungen in Sachen Vogelgrippe sind eine Lappalie im Vergleich zu dem, was bei einem Hochwasser oder einem Unfall in Philippsburg ansteht.

Weisungen erfolgen schriftlich. Aber Landrat Fritz Brechtel (CDU) kann weder Datum noch Unterzeichner einer angeblichen Weisung des Umweltministeriums nennen, wonach die Kreisverwaltung die Tötung aller Tiere in der Wörther Zuchtanlage hätte anordnen müssen. Dennoch behauptet Brechtel weiter, es habe eine Weisung gegeben. Ist das wichtig? Ja, denn es geht um die Verantwortung und den transparenten Umgang mit ihr. Zuständige Behörde laut Tierseuchengesetz ist die Kreisverwaltung. In Einzelfällen kann das Land die Entscheidungsgewalt an sich ziehen. Das hat es im Fall Wörth aber nicht getan. Das bedeutet: Der Landrat entscheidet, das Ministerium berät und prüft. Brechtel hätte sich also durchaus schon am Sonntag für eine Quarantäne entscheiden können. Auch gegen eventuelle Bedenken des Ministeriums. Niemand konnte ihn zwingen, am Montag eine Tötungsanordnung zu unterschreiben, die er selbst für falsch hielt. Das Land hätte dann zwar möglicherweise die Quarantäne-Anordnung gekippt. Aber dann wäre klar gewesen, wer was wie entschieden hat. Stattdessen: Ein tagelanges Hin und Her, das noch nicht ausgestanden ist. Brechtel wirkt mit der Situation schlicht überfordert. Sicher, die Entscheidung über Leben und Sterben von 530 wertvollen Tieren ist eine Bürde. Aber sie ist eine Lappalie im Vergleich zu dem, was bei Hochwasser oder nach einem Unfall im Atomkraftwerk Philippsburg ansteht. Der Landrat ist der oberste Katastrophenschützer im Kreis. Wer sieht, wie Brechtel jetzt versucht, aus der Verantwortung zu flüchten, muss sich fragen, ob es klug von ihm ist, sich nochmals um das Amt zu bewerben.

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