Knittelsheim Keine Haustüre im Ort, an der er nicht geklingelt hat

Auf dem Foto hält Ulrich Christmann einen Flyer für seine erste Wahl zum Bürgermeister 1999 in der Hand.
Auf dem Foto hält Ulrich Christmann einen Flyer für seine erste Wahl zum Bürgermeister 1999 in der Hand.

Ulrich Christmann hat nach 25 Jahren als Knittelsheimer Ortschef das Zepter weiter gegeben. Der Dienst für die Gemeinde ist seine Leidenschaft. Nach seinem Rücktritt hat er mehr Zeit und weniger Sorgen. Aber Stillsitzen liegt nicht in seiner Natur.

Wie geht es Ulrich Christmann rund vier Wochen nach Ende seiner langen Amtszeit? Emotional sei es nicht so schwierig für ihn, sagt uns der 66-Jährige. Weil er sich bereits bei der letzten Wahl mit seiner Frau einig war, dass es die Letzte sein würde. Sein letztes Ziel, einen geeigneten Nachfolger mit geeignetem Parteibuch zu finden, hat der eingefleischte CDU'ler erreicht. „Ich bin vor kurzem spazieren gegangen, und habe gesehen, wie bei einem Haus die Sträucher deutlich über die Grundstücksgrenze hinausgewachsen sind“, erzählt er grinsend. „In dem Moment dachte ich mir nur: Das ist nicht mehr dein Problem.“

Hausbesuche gehören dazu

Für ein Vierteljahrhundert war so ziemlich alles in Knittelsheim sein Problem. Christmann ist jemand, der ständig unter Strom steht, der es liebt, zu arbeiten. Ob bei seinem Beruf, wo er auf eigenen Wunsch ab Oktober in Teilzeit, nicht in die Rente, geht. Oder in der Kommunalpolitik, wo er seit seinem Einzug in den Gemeinderat vor 30 Jahren unzählige Stunden ins Ehrenamt gesteckt hat. Dabei war er immer nah am Menschen. Beim Gespräch mit der RHEINPFALZ erinnert er sich an die unzähligen Hausbesuche, die er in seiner Heimatgemeinde gemacht hat. Keine Klingel in Knittelsheim, auf die der Mann mit dem markanten Schnauzbart noch nicht gedrückt hat. „Ich war bei jedem Wahlkampf an jedem Haus. Auch, als ich keinen Gegenkandidat hatte“, erinnert er sich.

Dazu kamen die Besuche bei neuen Einwohnern, die er jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr persönlich im Dorf begrüßte. „Oft ist es nur ein kurzer Gruß, manchmal wird man hereingebeten und sitzt eine Stunde zusammen. Es ist das schönste Gefühl, wenn man merkt, das man hier jemanden für die Dorfgemeinschaft gewonnen hat.“ Ebenso unermüdlich war Christmann bei den Geburtstagsbesuchen der älteren Knittelsheimer. Ab dem 80. Geburtstag kam er jährlich vorbei, auch, wenn das Geburtstagskind inzwischen im Bad Bergzaberner Seniorenstift lebte.

Wunsch nach mehr Helfer- und Vereinskultur

Seine Gemeinde sieht er insgesamt auf guten Füßen stehen. Auch wenn sie wegen der Baumaßnahmen in der Grundschule in Ottersheim und beim Kindergarten wieder rote Zahlen schreiben muss. Die Landesregierung und ihr Kita-Gesetz sind bei ihm nicht beliebt. Was die Dorfgemeinschaft angeht, so wünscht er sich, die Knittelsheimer würden ein bisschen mehr ihren Ottersheimer Nachbarn nacheifern, was die Helfer- und Vereinskultur angeht.

Ganz Schluss mit Kommunalpolitik ist bei Christmann immer noch nicht: Als Beigeordneter der Verbandsgemeinde wird er sich unter anderem der Umwelt- und Gewässerpflege, dem Hochwasserschutz und der Baulandentwicklung widmen. Vor allem ist es aber nun endlich soweit, sich mehr Zeit für Frau, Kinder und Enkel zu nehmen. Die waren in all den Jahren immer deutlich zu kurz gekommen, dass weiß Christmann. Bereits in jungen Jahren begeisterte sich das Ehepaar für Pferde, heute züchtet seine Frau die Tiere. Christmann will wieder mehr Zeit im Stall und auf dem Pferderücken verbringen. Auch ein paar Urlaubsreisen hat er der Familie versprochen.

Auf dem Foto hält Ulrich Christmann einen Flyer für seine erste Wahl zum Bürgermeister 1999 in der Hand.
Auf dem Foto hält Ulrich Christmann einen Flyer für seine erste Wahl zum Bürgermeister 1999 in der Hand.
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