Kreis Germersheim Kandel: Schüler rufen zu Gedenkminute auf

Fast voll besetzt: Die Piuskirche gestern Abend.
Fast voll besetzt: Die Piuskirche gestern Abend.

Kandel: Rund 350 Menschen besuchten gestern Abend den ökumenischen Gedenkgottesdienst für die getötete 15-Jährige. Der Tenor: „Trauer und Wut dürfen nicht in Hass münden.“ Unterdessen meldet sich die Kreisschülervertretung zu Wort.

Die Eltern der getöteten 15-Jährigen hatten auf einen Besuch des von vielen Kameras verfolgten Gottesdienst verzichtet. „Sie nehmen sich die Zeit, die sie brauchen, um von ihrer Tochter Abschied zu nehmen“, sagte Arne Dembek: „Sie haben mich aber gebeten zu sagen, wie wichtig ihnen die große Anteilnahme ist.“ Außer vielen Kandeler Bürgern besuchten viele politische Repräsentanten den Gottesdienst, darunter Landtags- und Bundestagsabgeordnete aus der Südpfalz und die Oppositionsführerin im Landtag, Julia Klöckner (CDU). Geleitet wurde der Gottesdienst, der ursprünglich als ökumenische Neujahrsandacht geplant war, von vier Pfarrern: Myriam Dembek (Protestantische Kirche), Stanislaus Mach (Katholische Kirche), Carsten Perl (Christusgemeinde, freikirchlich) und Andreas Denkmann (evangelisch-methodistische Kirche). „Wir sind nicht so unbefangen und voller Zuversicht wie sonst an einem Neujahrstag“, sagte Dembek zum Auftakt des Gottesdienstes: „In unsere Hoffnungen und Pläne mischen sich Erschrecken und Traurigkeit.“

„Gott wird sie trösten, und nicht jemand anders“

„Im Angesicht des Todes fehlen uns die Worte“, begann Perl die Predigt: „Sowohl für das Furchtbare der Tat als auch für den Trost.“ Eine solche Tat lasse uns alle im Schock zurück, ein Gefühl der Hilflosigkeit mache sich breit. Aus der Trauer gebe es nur einen Weg, so Perl: „Gott wird sie trösten, und nicht jemand anders.“ Dieser Weg bewahre vor Hass, der wiederum nur weiteren Hass gebiert. Zum Abschluss ergriff Bürgermeister Günther Tielebörger (SPD) das Wort. Die gesamte Stadt sei tief betroffen, das Geschehene sei kaum zu fassen und kaum zu ertragen. „Wir fühlen mit den Eltern“, sagte er. Zur Trauer komme auch Wut, dass die Tat geschehen konnte. „Trauer und Wut dürfen nicht in Haß münden. Aufmärsche und Parolen machen Mia nicht mehr lebendig.“ Am Samstag waren laut Polizei etwa 100 Menschen auf einen Aufruf der AfD hin schweigend zum Tatort in der Lauterburger Straße gezogen.

Engagierte sich in der Schülervertretung

Die Kreisschülervertretung ruft unterdessen in einem von Vorstandsmitglied Jean Matthias Dilg unterzeichneten Schreiben zu einer Gedenkminute am ersten Schultag nach den Ferien auf. „Die Schülerin, deren Namen wir bewusst nicht nennen möchten, war bekannt dafür, sich in ihrer Schülervertretung zu engagieren und wir bedauern es sehr, sie verloren zu haben“, so die Schülervertretung: „Deshalb möchten wir alle Schulen, aber auch alle anderen Menschen dazu einladen, am ersten Schultag nach den Ferien, also am Mittwoch, 10. Januar, um 12 Uhr an einer Schweigeminute in Gedenken an die Schülerin teilzunehmen.“ Gleichzeitig warnt die Schülervertretung davor, die Tat politisch zu nutzen. „In unseren Augen sind alle Schülerinnen und Schüler gleich und Nationalitäten sollten bei einer Be- und Verurteilung keine Rolle spielen.“ Trotzdem sei die Schülervertretung sich der Schrecklichkeit der Tat bewusst und möchten diese nicht verharmlosen, sondern sich für einen nicht politisch beeinflussten Prozess aussprechen. Info Hier geht es zum Überblick der Berichterstattung über den Fall.

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