Kreis Germersheim Kandel: "Omas gegen Rechts" erhalten Verstärkung

kandelgegenrechts.jpg
Demonstranten gegen Rechts.

14 angemeldete Gegendemonstrationen gegen rechtes Frauenbündnis verschmelzen zu einer Demo. Laut Landrat Fritz Brechtel sollte räumliche Trennung der Demonstrationen seitens der Kreisverwaltung Aggressionen vermeiden helfen. CDU-Vertreter sind vor Ort und treten Kritik entgegen, die CDU zeige zu wenig Präsenz bei den Demos.

Ursprünglich waren am vergangenen Samstag gleich 17 Demonstrationen (drei von rechts und 14 Gegendemos) mit rund 1000 Teilnehmern in Kandel angemeldet. Letztlich waren laut Sandra Giertzsch, Sprecherin im Polizeipräsidium Rheinpfalz, lediglich rund 500 Teilnehmer (jeweils 250 von beiden Seiten) in der Verbandsgemeinde unterwegs. Alle Versammlungen seien weitgehend störungsfrei und ohne größere Auffälligkeiten abgelaufen, so die Sprecherin weiter. Nach den Versammlungen am Samstagabend berichtete die Polizei von fünf Straftaten: eine versuchte Körperverletzung und Sachbeschädigung durch Würfe mit Farbbeuteln auf Polizisten, zwei Körperverletzungen, eine Beleidigung, ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Allerdings lösten sich gleich zu Beginn die 14 Gegendemos auf und konzentrierten sich zu einer einzigen Demonstration – gegen das rechtsextreme „Frauenbündnis“ von Initiator Marco Kurz auf dem Marktplatz und zwei weiteren Gruppierungen. Hintergrund: Die Kreisverwaltung Germersheim hatte die diversen geplanten Versammlungen der Gegendemonstranten (darunter Mahnwachen gegen Faschismus oder, satirische Aktionen von „Die Partei“) nur in deutlicher Entfernung zum rechten Frauenbündnis genehmigt. „Wir wollten ursprünglich in Hör- und Rufweite der Rechten sein. Es macht keinen Sinn, wenn wir alle so weit verstreut sind. Deshalb haben wir das nun gebündelt“, sagte Sagban Alper von „Kandel gegen rechts“. So strömten bereits gegen 13 Uhr Gegendemonstranten vom Bahnhofsvorplatz gemeinsam zum „Plätzel“, wo die „Omas gegen Rechts“ ihre Versammlung abhielten – in relativer Nähe zur Kurz-Demo. Unter den Gegendemonstranten war auch Wörths Bürgermeister Dennis Nitsche (SPD). „Ich bin hier als Mensch, um Solidarität zu zeigen. Wir dürfen den Rechten nicht den öffentlichen Raum überlassen“, sagte Nitsche, der von seinen Parteikollegen Alexander Schweitzer, Fraktionsvorsitzender im Landtag, und der Landtagsabgeordneten Giorgina Kazungu-Haß begleitet wurde. „Als Demokraten müssen wir aktiv sein und gemeinsam friedlich demonstrieren. Ich möchte das Handeln der Kreisverwaltung zwar nicht bewerten, aber mal ein Fragezeichen dahinter setzen“, so Schweitzer.

"Wir sind hier auch für unsere Enkel"

Die „Omas gegen Rechts“ hatten gegen die zusätzliche Unterstützung nichts einzuwenden. „So haben wir mehr Power. Wir müssen laut sein und unseren Unmut deutlich zeigen. Wir sind hier auch für unsere Enkel, die eine Demokratie und keine rechte Gesellschaft erleben sollen“, betonte Inge Heimer, Gründerin der Initiative. Derweil äußerte Marco Kurz vom „Frauenbündnis“ auf dem Marktplatz, demokratiefeindliche Sprüche gegen vermeintlich „verbrecherische und korrupte Eliten“. Bei der Versammlung, die sich schon lange vom „Mordfall Mia“ entkoppelt hat, hielten Teilnehmer Plakate hoch, auf denen unter anderem „Trump – der Welt großes Glück“ zu lesen war. Neben dem sogenannten „Frauenbündnis“ und einer Aktion mit Namen „Kandel für ein Verbot der Antifa“ war auch die Gruppierung „Patrioten NRW“ da, zudem Biker aus Kaiserslautern, Heidelberg und Ludwigshafen. Nach den Reden zog die Gruppe auf einer leicht geänderten Route durch Kandel. Am Rande der Gegendemo an der Hauptstraße beim „Alten Rathaus“ fand eine Kunstaktion von „Wir sind Kandel“ statt. Neben Musik und einer Lesung konnten die Teilnehmer mit einem kolorierten Daumenabdruck auf der Holzfigur „Doppelter Kandeler“ ein Statement setzen. Spontanen Besuch erhielt die Aktion etwa von Landrat Fritz Brechtel und dem Landtagsabgeordneten Martin Brandl (beide CDU). Insbesondere von Seiten der SPD hatte es im Vorfeld Kritik gegeben, dass sich die CDU nicht am Protest gegen die monatlichen rechtsextremen Auftritte beteilige und so gut wie keine Präsenz zeige. Dagegen verwehrten sich Brechtel und Brandl. Laut Brechtel war der Entscheid der Kreisverwaltung mit der großen räumlichen Distanz der Demos darauf ausgerichtet, Aggressionen zwischen den Gruppen zu verhindern.

Demonstration rechtsgerichteter Gruppierungen.
Demonstration rechtsgerichteter Gruppierungen.
x