Hagenbach Journalistin erhält Martini-Preis

Anstelle der früher üblichen lebendigen Martinsgans erhielt die Preisträgerin Katrin Eigendorf eine Grafik und Wein.
Anstelle der früher üblichen lebendigen Martinsgans erhielt die Preisträgerin Katrin Eigendorf eine Grafik und Wein.

Der Martini-Preis der Südpfälzer SPD wird in Anerkennung für besonderes Engagement zur Stärkung der Demokratie verliehen. Nachdem coronabedingt 2020 und 2021 keine Preisverleihungen stattfinden konnten, war es nun wieder soweit.

Der Martini-Preis wird an Personen und Organisationen vergeben, die sich um die Demokratie, politische Kultur, Aufklärung und Wahrhaftigkeit im politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben, verdient gemacht haben. Darüber informierte Mario Daum, gemeinsam mit Jennifer Braun Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Südpfalz, bei der Preisverleihung am Sonntag im Kulturzentrum Hagenbach. Nach einer Idee von Albrecht Müller gibt es den Preis seit 1988. „Denn Martini im November ist nach der Ernte Tag der Abrechnung und der Wahrheit.“ Preisträger waren bisher unter anderem die „Sendung mit der Maus“, Kabarettist Dieter Hildebrandt und Kurt Beck, der unter den zahlreichen Gästen des Tages weilte. Nun hat die Journalistin Katrin Eigendorf den Martini-Preis 2022 erhalten.

Daum verwies darauf, dass die Geschichte zeige, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern immer wieder verteidigt, gefestigt und erstritten werden muss. Journalisten trügen mit ihrer Aufgabe, Sachverhalte und Fakten herauszufinden, einzuordnen und zu kommentieren hierzu bei.

Für Wahrhaftigkeit in Kriegszeiten

Laudator Alexander Schweitzer, Staatsminister, für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, ergänzte, dass die Gefahr gefälschter Informationen gerade in Kriegszeiten besonders hoch sei. „Demokratie ist nicht einfach da, sie musst geschützt werden, und sie geht nicht ohne Pressefreiheit.“ Gefahren für und Angriffe auf Journalisten haben in Zeiten des Krieges, der Querdenker und Lügenpresse extrem zugenommen. Auch technische Möglichkeiten bringen nicht nur Gutes, sondern müssten gestaltet und begleitet werden.

Schweitzer würdigte Katrin Eigendorf, die seit 1999 als außenpolitische Reporterin des ZDF in Kriegs- und Krisenregionen wie Afghanistan, Nord-Korea, Russland und der Ukraine tätig ist. „Von ihrer Augenzeugenschaft können wir profitieren, sie sieht auch die Menschen hinter den Ereignissen.“ Für ihre gewissenhafte, umfassende und teilweise gefährliche Berichterstattung habe sie unter anderem den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis und den Grimme-Preis für besondere journalistische Leistungen erhalten.

Zeitenwende für Journalisten

Dass Berichterstattung schwieriger und gefährlicher wurde, bezeugte und erläuterte Katrin Eigendorf. Obwohl sich Indizien anzeigten, sei auch sie vom Ukraine-Krieg total überrascht worden. „Da war auch viel Wunschdenken mit rosa Brille im Westen dabei, denn seither gibt es auch eine ’Zeitenwende’ für Journalistenkollegen.“ Es sei erkennbar, wie Putin mit Desinformationen, die auch im Westen gestreut würden, die Menschen beeinflusse. Auch im eigenen Haus habe sie zunächst viel Gegenwind verspürt und sei teilweise oft Beschimpfungen ausgesetzt. Erkennbar sei, wie Gruppen und Parteien sich von Russland durch Falschinformationen regelrecht instrumentalisieren ließen. „Das ist Teil der Kriegsführung.“

Eigendorf hat nach eigenen Angaben von 1993 bis 1996 in Moskau gelebt. „Es war keine Liebe, aber faszinierend und spannend.“ Menschlich zutiefst schockiert mache sie deshalb auch die Empathielosigkeit in der Breite der russischen Bevölkerung. Widerstand gegen den grausamen Krieg gebe es höchstens in der Angst, Söhne zu verlieren. „Putin hat das Land verändert, und wir müssen anfangen, der Realität ins Gesicht zu schauen.“

Grafik statt Gans

Neben der Würdigung ihrer journalistischen Arbeit wurde Katrin Eigendorf auch für ihr privates Engagement für Familien mit schwerstbehinderten Kindern gedankt. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie für sie mit dem Verein Philipp Julius eine Anlaufstelle mit dem Ziel Beratung, Austausch und Unterstützung geschaffen. „Es war persönliche Trauer nach dem Tod unseres 17-jährigen schwerstbehinderten Philipp. Das sind höchste Belastungen für Familien, ihnen wollen wir Hilfe geben und Lotsen sein.“

Mit großem Beifall würdigten die Besucher dieses umfassende Engagement der Journalistin Eigendorf zur Übergabe des Preises. Dieser war zu Beginn in den 80er Jahren tatsächlich eine lebende Martinsgans. Doch inzwischen ist es neben Wein eine Grafik des Kandeler Künstlers Armin Hott – „Gans demokratisch“. Was Katrin Eigendorf dann auch bevorzugte. „Ich bin Vegetarierin.“ Zum Abschluss stellte sie sich noch in einer Gesprächsrunde weiteren Fragen zu ihrer Arbeit. Musikalisch begleitet hat die Veranstaltung das Knut-Maurer-Trio.

Katrin Eigendorf: Fürs ZDF berichtet sie von den Krisen- und Kriegsschauplätzen dieser Welt – auch aus der Ukraine.
Katrin Eigendorf: Fürs ZDF berichtet sie von den Krisen- und Kriegsschauplätzen dieser Welt – auch aus der Ukraine.
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