Kreis Germersheim In Affenkostüm und OP-Kittel für Tiere

Mäuse, die in winzige Käfige eingesperrt sind. Beagles, die über Masken stundenlang Zigarettenqualm einatmen müssen. Affen, denen die Schädeldecke offen gelegt und mit speziellem Färbemittel eingefärbt wurde. Am Infostand des Kandeler Vereins „Schüler für Tiere“ zum Glück nur aus Schuhkartons, Kuscheltieren und roter Wandfarbe nachgestellte Attrappen, laut Vereinsvorsitzender Sabine Luppert in wissenschaftlichen Versuchslaboren jedoch nackte Realität.

Genau aus diesem Grund haben sich die Mitglieder des Vereins am Friedrichsplatz in Karlsruhe versammelt, um am weltweiten „Tag zur Abschaffung der Tierversuche“ auf die unwürdigen Verhältnisse bei Tierversuchen aufmerksam zu machen. Broschüren über Broschüren zieren dabei den Infostand. Große, meist rote Plakate und Banner mit grausamen Fotos leidender Tiere verfehlen ihre Wirkung nicht und ziehen einige Passanten an. So auch die Freundinnen Simone Ehret aus Heidelberg und Cathérine Herter aus Stuttgart. Die beiden Tierliebhaberinnen möchten sich darüber informieren, ob es auch Tierfutter von Firmen gibt, die keine Tierversuche durchführen. „Ich finde es äußerst pervers, meinen Kleintieren Futter zu geben, für das andere Tiere leiden mussten“, sagt die 24-jährige Cathérine. Auch Tanja Murawski möchte wissen, welche Lebensmittelkonzerne ihre Forschungsergebnisse aus Tierversuchen beziehen. Die 37-Jährige ist nicht zufällig auf den Infostand aufmerksam geworden, sondern extra mit ihrer Freundin aus Ettlingen gekommen. „Seit mein Baby auf der Welt ist, bin ich für solche Dinge sensibler geworden“, sagt die Mutter einer Tochter. So koche sie den Brei für ihre Tochter selbst und verzichte bewusst auf die Produkte bestimmter Babynahrungshersteller, die ihrer Meinung nach mit Tierversuchen arbeiten. Sabine Carius aus Erlenbach ist 17 Jahre alt und engagiert sich schon seit vier Jahren leidenschaftlich für den Verein. Sie macht auf eine Liste der Tierrechtsorganisation Peta aufmerksam. Hier findet man Futter- und Nahrungsmittelhersteller, die angeblich auf Tierversuche verzichten. „Versuche an Tieren sind absolut unnötig“, meint Sabine Luppert, „es gibt viele Alternativen, wie zum Beispiel das Forschen an Modellen.“ Außerdem seien die Versuche an Tieren auf Menschen nicht übertragbar, da beide Organismen völlig unterschiedlich seien. Die Antwort auf die Frage, warum Tiere dann immer noch auf so grausame Art und Weise gequält werden, findet sich in einem Flyer des Vereins: „Tierversuche bringen Geld“ heißt es darin, nicht nur für Wissenschaftler und Hersteller, sondern unter anderem auch für Züchter und Futterproduzenten. Alles Informationen, derer sich viele Passanten nicht bewusst sind. „Mir war klar, dass Tierversuche durchgeführt werden. Aber das dies in solch großem Umfang und mit solch schrecklichen Methoden getan wird, wusste ich dann doch nicht. Ich bin schockiert“, sagt der 53-jährige Gerhardt Stock aus Karlsruhe. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, haben die Schüler zu kreativen Mitteln gegriffen und Vereinsmitglied Gonca Bhbehar aus Karlsruhe in ein Ganzkörper-Affenkostüm gesteckt. jährige liegt bewegungslos auf dem Boden. Ronja Matiaschek hält eine überdimensionale Plastikspritze in der Hand, die sie dem armen „Äffchen“ in den Bauch rammt, Phi-Phi Ngo steht im grünen OP-Kittel daneben und verteilt Infobroschüren mit dem Titel: „Tierversuche. Nutzen, Schaden und Gerechtigkeit“. „Als der Affe noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, fiel er den Leuten nicht so sehr ins Auge. Seit er regungslos auf dem Boden liegt, umso mehr“, sagt die 20-jährige Matiaschek aus Karlsruhe. So können etliche Flyer an diesem Samstag verteilt werden. Und Sabine Carius ist sich sicher: „Wenn wir nur ein, zwei Passanten mit unseren Infos über Ausmaß und Brutalität von Tierversuchen zum Nachdenken bringen können, hat sich die ganze Aktion schon gelohnt.“

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