Kreis Germersheim „Immer eine Vorstellung haben, wo es hingehen soll“

Vollmersweiler. Vor etwas mehr als zwei Monaten verlor Sybille Rauch-Touissant die Stichwahl zum Ortsbürgermeister in Vollmersweiler gegen ihren Herausforderer Stefan Gärtner. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ blickt sie auf fünf abwechslungsreiche Jahre als Ortschefin zurück.

Die 63-jährige kommt ursprünglich aus Ulm und studierte an der Kunstakademie in Karlsruhe Kunst mit der Spezialisierung auf Restaurierung. Nach einem kurzen Intermezzo in Jockgrim von 1986 bis 1993 zog es sie und ihren Mann Dominik 1993 nach Vollmersweiler. Sie wohnen in einer alten Mühle am Ortsrand. „Es war Liebe auf den ersten Blick,“ schwärmt Rauch-Touissant von den Gebäuden die allesamt „in morschem Zustand sind,“ wie sie hinzufügt. Schon 2004 wurde Rauch-Touissant in den Gemeinderat gewählt und empfand es als „reizvolle Aufgabe“ die Nachfolge von Elvira Oberle als Bürgermeisterin anzunehmen. „Es ist mehr als man sich vorstellt“, erklärt sie. Es sei schwierig gewesen Beruf und Bürgermeisteramt unter einen Hut zu bringen. Sie arbeitet seit 30 Jahren als Kirchenrestauratorin und hatte bisher alle ihre Aufträge im Raum Karlsruhe. Erstes großes Projekt als Ortsbürgermeisterin war es den Bürgerbus zu initiieren. Junge Familien sollten im Ort bleiben obwohl keine Schule und kein Kindergarten vorhanden sind. So sammelte man Spenden, die Eltern der „Buskinder“ veranstalteten ein Fest und nach zwei Monaten, im Oktober 2010, konnte man den Bus anschaffen der fortan die Kinder nach Freckenfeld fährt. 2011 initiierte der Ort die Dorfmoderation mit dem Motto: „Alles soll so bleiben, wie es ist“ – aber ausgerichtet auf die neue Zeit. Im alten Milchhäusel wurde eine Bücherei eingerichtet, auch der Bolzplatz wurde schnell gebaut. „Die Bürger haben mitgemacht“, sagt Rauch-Touissant. Auch ist Vollmersweiler noch Schwerpunktgemeinde und wird insgesamt sechs Jahre vom Land gefördert. Und auch im Wettbewerb unser „Dorf hat Zukunft“ gewann Vollmersweiler während der Amtszeit Rauch-Touissants einige Preise, darunter den dritten Platz im Landesentscheid. 2013 wurde der Umbau des Bürgerhauses in Angriff genommen, der jetzt vor der Fertigstellung steht. Ihre Silberhochzeit verbrachte Rauch-Touissant mit ihrem Mann beim Bodenschleifen beim Bau des Bürgerhauses. Der Platz vor dem Bürgerhaus soll mit Bücherei, Spielplatz, Feuerwehr und Denkmal zu einem Dorfzentrum zusammengefasst werden. Außerhalb der Politik ist Rauch-Touissant Vorsitzende des „Fuchsvereins“ der im Mai 2006 gegründet wurde. Dieser ging aus den „Strickstubbfrauen“, die sich vorher um die Dorffeste gekümmert hatten, hervor. Sie ist auch Mitglied im Förderverein der freiwilligen Feuerwehr. (arst)

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