Kandel IGS: Neubau beendet skandalträchtige Baugeschichte

Blick ins Treppenhaus.
Blick ins Treppenhaus.

Was lange währt, wird endlich gut – das sollte beim Neubau der IGS Kandel der Fall sein. Dieser wird am Dienstag, 20. Dezember offiziell übergeben. Die Vorgeschichte ist lang und durchaus skandalträchtig.

Seit über zehn Jahren stehen auf dem Gelände der Integrierten Gesamtschule (IGS) Kandel Container, die eigentlich nur vorübergehend aufgestellt werden sollten. Inzwischen sind sie nicht mehr funktionsfähig, was die Technik angeht. Sie werden jetzt leer geräumt und abtransportiert.

„Es hat viele Nerven gekostet“, sagt der stellvertretende Schulleiter Christian Steiner im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Vor etwa sechs Jahren begann die Planung des Neubaus durch das Büro „Drei Architekten“ aus Stuttgart. Steiner erinnert sich gut an eine Wette seines Vorgängers Wolfgang Poggel mit der jetzigen Schulleiterin Melanie Müller. Damals meinte Poggel, dass der Neubau wohl erst fertig werde, wenn er schon weg sei. Und er behielt recht. Denn der Schulleiter wurde Anfang 2022 verabschiedet.

2012 wird Altbau geräumt

Rückblick: Ende 2012 war bei einer Begehung des Gebäudes schnell klar, dass der gesamte Altbau wegen Brandschutzmängeln geräumt werden muss. Ein Gutachten besagte kurz darauf, dass die leichte Stahlkonstruktion des Baus die vorgeschriebenen schwereren Elemente, wie dreifach verglaste Fenster, wohl nicht würde tragen können. Im Februar 2013 hieß es, dass ein Neubau 14,5 Millionen Euro kosten würde, für eine Generalsanierung wurden 13,5 Millionen Euro angesetzt.

Schließlich gab es einen handfesten Skandal: Bei der Aufarbeitung des Falls kam heraus, dass der Brandschutz schon beim Bau der früheren Hauptschule im Jahr 1970 nicht gewährleistet war. Anfang der 1990er wurde die Hauptschule zur Gesamtschule. Der Kreis wollte das Gebäude aber nur übernehmen, wenn die Verbandsgemeinde Kandel Sanierungskosten zahlen würde.

Sanierung wurde abgebrochen

Spätestens ab 1998 waren die gravierenden Brandschutzmängel der Kreisverwaltung bekannt. Zwar wurde das Gebäude bis Ende 2000 saniert. Allerdings investierte der Kreis statt der geplanten 7,5 Millionen Euro nur zwei Millionen, die wesentlichen Mängel wurden auch nicht beseitigt. Die Frage, warum die Sanierung abgebrochen war, konnten Vertreter der damaligen Kreisverwaltung im März 2013 allerdings nicht mehr beantworten.

Im Oktober 2015 hatte der Kreistag sogar beschlossen, einen gemeinsamen Schulcampus von Integrierter Gesamtschule (IGS) und Realschule Plus zu prüfen – schließlich liegen die beiden Schulen direkt nebeneinander. Doch diese Pläne waren dann wieder vom Tisch.

Erbittert wurde im Sommer 2016 im Verbandsgemeinderat Kandel über eine Kostenbeteiligung am Neubau der IGS gestritten. Damals siegte ein Kompromissvorschlag. Dieser besagte, dass sich die Verbandsgemeinde mit 2,525 Millionen Euro am IGS-Neubau beteiligt. Sollte ein Landeszuschuss geringer ausfallen, würde diese Summe steigen. Damals ging der Kreis von Gesamtkosten in Höhe von rund 12 Millionen Euro aus. Diese waren Ende 2021 auf über 20 Millionen Euro gestiegen.

Klassenstufen 10 bis 13 im Neubau untergebracht

Doch das ist Geschichte. Nun konnte man sich beim Tag der offenen Tür am 26. November ein Bild von den neuen Räumen machen. „Im Neubau werden ausschließlich die Klassenstufen 10 bis 13 untergebracht sein“, erläutert Müller bei einem Rundgang. „Sie haben dort ihr entsprechendes Umfeld. Die Akustik ist sehr gut, es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre“. Die Klassenstufen 5 bis 9 werden im 98-er Bau Klassenzimmern unterrichtet werden, der Fachunterricht findet auch im Neubau statt. „Die Musik-, Kunst – und naturwissenschaftlichen Räume sowie die Küche haben eine Ausstattung vom Feinsten“, ist die Schulleiterin begeistert. Vor diesen Räumlichkeiten befinden sich die Vorbereitungsräume mit Tischen und Stühlen. Auf den Fluren sind Schließfächer für die Schüler und Vitrinen zum Ausstellen von Schülerarbeiten.

„Alle Klassenzimmer im 98-er Bau und im Neubau sind mit den neuesten Smartboards, den Pro-Wise-Boards ausgestattet mit schnellerer, besserer Auflösung für den digitalen Unterricht.“ Dabei erwähnt Müller auch den Glasfaserausbau. Insgesamt ist der Neubau sehr hell und freundlich sowie großzügig gestaltet – „das Modernste, was es gerade gibt“, habe die Kreisverwaltung ihr gesagt.

Für die Ganztagsschule ist die Genehmigung bereits einige Zeit da und auch verlängert worden. Müller würde sie gerne schon im kommenden Schuljahr anlaufen lassen, aber die Räumlichkeiten für das Mittagessen fehlen noch. „Die Mensa kommt. Die Gespräche mit der Kreisverwaltung, der Stadt und der ADD laufen und ich hoffe in diesem Fall auf eine schnellstmögliche Umsetzung“, so Müller.

Altbau wird abgerissen

Das alte marode Gebäude wird abgerissen. Ein Pausenhof wird es ersetzen. Schließlich zeigt die Schulleiterin auch noch stolz die neue parkähnliche Außenanlage mit zwei grünen Klassenzimmern. Damit ist ihre Erwartung für die Zukunft der IGS Kandel auch klar: „Mit dem Neubau und allem Drumherum hoffe ich als Schulleiterin wieder auf mehr Zuspruch, mehr Anmeldungen an unserer Schule.“

Anschauungsmaterial im Biologie-Saal.
Anschauungsmaterial im Biologie-Saal.
Die IGS von außen.
Die IGS von außen.
„Ausstattung vom Feinsten“, lautete eine Einschätzung.
»Ausstattung vom Feinsten«, lautete eine Einschätzung.
Die Schulküche.
Die Schulküche.
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