Steinweiler Historisches Dorffest lockt auch Gäste aus Österreich und Frankreich an

Über die sonnigen Pfingsttage war in Steinweiler viel los.
Über die sonnigen Pfingsttage war in Steinweiler viel los.

Als Publikumsmagnet erweist sich das „Historische Dorffest“ bei seiner 15. Auflage. Die Helfer kommen bei dem Andrang an ihre Grenzen. Und etwas Entscheidendes ist anders, als vor Corona.

Nach vierjähriger pandemiebedingter Zwangspause taten sich Ortsgemeinde, Vereine und Organisationen und viele Privatpersonen zusammen, um an vier Tagen über das Pfingstfest alles aufzubieten, womit die „Traditionsgemeinde mit Zukunft“ zu wuchern versteht. Die Idee hierzu wurde im Zusammenhang mit dem Erscheinen der Dorfchronik „Ein Kaiserhof wird zum Dorf“ im Jahre 1994 geboren.

Da waren zuerst die großen Bauernhöfe, in denen die örtlichen Vereine und Gruppen ihre Schänken eingerichtet hatten. Überall wurde für die musikalische Unterhaltung mit Bands, Chören und Blasmusikkapellen oder Alleinunterhaltern gesorgt. In der Festmeile mit Kreuzgasse, Ringstraße und Obergasse hatten die Besucher die große Auswahl, auch an Ständen fliegender Händler, die ihre Waren feilboten. Und die Gäste kamen zu Tausenden nicht nur aus der näheren Umgebung, wie man den Autokennzeichen auf den ausgewiesenen Parkplätzen entnehmen konnte.

Das ganze Dorf beteiligte sich am Fest.
Das ganze Dorf beteiligte sich am Fest.

Angereist waren etwa auch Gäste aus Belgien oder aus dem österreichischen Linz an der Donau, die sich in Steinweiler sehr wohl fühlen und bei denen die Termine für das „Historische Dorffest“ seit Jahren im Kalender vorgemerkt sind, wie wir etwa von Winzer Frank Bohlender erfahren konnten. Auch aus der Partnergemeinde Epinac kamen viele Freunde, die zusammen mit dem Partnerschaftskomitee aus Steinweiler am Samstag mitgebrachte Spezialitäten aus Burgund in der alten Backstube anboten. Aus Burgund, wo sie selbst Königin war, stammte übrigens auch jene Adelheid, mit der die schriftlich dokumentierte Geschichte von Steinweiler überhaupt erst begann. Sie war die zweite Gemahlin des Sachsenkaisers Otto I., aber nicht nur das.

Beim Theaterstück war auch Kaiserin Adelheid zu Gast.
Beim Theaterstück war auch Kaiserin Adelheid zu Gast.

Adelheid trug selbst den Titel einer Kaiserin und gründete mehrere Klöster, was sicherlich einer der Gründe dafür war, dass sie schon 100 Jahre nach ihrem Tod durch die Kirche heiliggesprochen wurde. Eines davon war Selz im nahen Elsass, in dem sie 999 auch verstarb und begraben wurde. Und in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 968 von Otto I. an seine zweite Frau Adelheid fand „Steinwilare“ erstmals Erwähnung. Was lag da näher, als Kaiserin Adelheid, dargestellt von Sonja Bohlender, zum „Historischen Dorffest“ einzuladen und sie zwei kurze Szenen zur Dorfgeschichte ankündigen zu lassen. Sabine Daibel-Kaiser sorgte für deren Einstudierung.

Blick zurück in die Geschichte

Wie es früher war, als der Männergesangverein aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens im Jahre 1910 zum Festbankett lud, erfuhr man in der ersten Szene. Nix da für Leute, die weder einen Vater noch einen Bruder haben, der aktiver Sänger ist. Beim Männergesangverein galten damals noch strenge Sitten, nicht alle waren da willkommen. Wer da mitfeiern wollte, der musste sich schon einen Trick einfallen lassen. Auch der Bäcker, dem die Leute im Dorf noch in den 1960er Jahren das Mehl in offenen Gefäßen brachten, musste sich umstellen. Künftig sollte jeder das Mehl in seiner eigenen Schüssel mitbringen, um Verwechslungen zu vermeiden. Zu viele Tierchen hatten sich da eingenistet!

Das historische Theaterstück: Die Steinweilerer mussten ihr Mehl jeweils im eigenen Gefäß zum Bäcker bringen.
Das historische Theaterstück: Die Steinweilerer mussten ihr Mehl jeweils im eigenen Gefäß zum Bäcker bringen.

Hinter der protestantischen Kirche gab es gleich sechs Aufführungen, auf die sich auch Petra Wüst, Udo Thomas, Annika und Iris Betsch, Daniela und Simon Lochbaum sowie Jürgen Polling (Sänger) vorbereitet hatten. Viel Beifall gab es für die Akteure. Auch die Historischen Dorfführungen mit Markus Bohlender und Hans Westermann fanden viel Anklang.

Guck-Höfe und Schau-Oldtimer

„Hoscht do schun neigeguckt?“ Nicht nur einmal hörte man diese Frage beim Rundgang über die Festmeile. Insgesamt 16 Eigentümer hatten ihre oft großen Anwesen vorbereitet. Sie waren als „Guck-Höfe“ ausgeschildert und zogen viele erstaunte Besucherblicke auf sich. Und das nicht nur im Ensemble der Kreuzgasse, wo die liebevoll gepflegten Fachwerkhäuser geradezu zum „Hingucken“ reizen. Staunen durfte man auch beim Corso der Oldtimerfreunde aus Kandel, der sich am Sonntagnachmittag durch die Festmeile bewegte. Nicht wenige nutzten die Gelegenheit, um am Platz bei der Grundschule etwas genauer hinzusehen. Und am Montag gab es die landwirtschaftlichen Oldtimer zu bewundern.

Wer es etwas ruhiger wollte, konnte sich in Wellers Garten in der Obergasse am Rande des „Alten Klingbach“ gemütlich machen. Nach einem eher verhaltenen Festauftakt, am Freitagabend wurde es in den Höfen noch etwas frisch, kannte der Zulauf über Pfingsten keine Grenzen mehr. Da kamen doch manche Helferinnen und Helfer an ihre physischen Grenzen, wie zu hören war. Viel mehr könne man kaum noch bewältigen, war mehrfach zu hören.

Neues Sicherheitskonzept für Großveranstaltung

Um alles zu steuern und um den gestiegenen Sicherheitsauflagen gerecht zu werden, musste die Gemeinde an den Eingängen Sicherungen mit „Amok-big-packs“ anbringen. Auch die Security- und Sanitätsdienstleistungen mussten im Vergleich zu vor vier Jahren ausgeweitet werden. Das Sicherheitskonzept musste dem „Polizei- und Ordnungsbehördengesetz“ entsprechen, das andernorts dafür gesorgt hatte, dass viele öffentliche Veranstaltungen wieder abgesagt wurden. In Steinweiler habe man bei mehreren Ortsterminen zusammen mit der Verbandsgemeindeverwaltung Kandel dafür gesorgt, dass alle Bestimmungen eingehalten werden können, sagte Ortsbürgermeister Michael Detzel zur RHEINPFALZ.

Hier sei man vor allem von den Marktmeisterinnen Katharina Conka und Ilona Daum kräftig unterstützt worden. Dies sei allerdings nicht kostenneutral gewesen, aber man wollte für unbeschwerte und sichere Feststunden sorgen, was auch gelungen ist. Allen Beteiligten könne er nur ein großes Kompliment machen, sagte der Ortsbürgermeister zur RHEINPFALZ. Das Konzept habe sich bewährt und auch die Entscheidung, das Fest in dieser Größenordnung nur alle zwei Jahre durchzuführen. Steinweiler habe sich von seiner besten Seite gezeigt und sei seinem Ruf als gastfreundliche Gemeinde wieder einmal voll und ganz gerecht geworden.

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