Germersheim Hausmeister verlässt Gymnasium nach 25 Jahren

Gassmann und Goethe - eine Liaison endet nach 25 Jahren.
Gassmann und Goethe - eine Liaison endet nach 25 Jahren.

So lange an der Schule wie Dieter Gaßmann waren nicht viele. Der Hausmeister des Goethe-Gymnasiums geht nach 25 Jahren in den Ruhestand. Glühbirnen reindrehen ist in dem Job nicht alles.

Wer die Schule betritt, muss erstmal an ihm vorbei. Sein „Kabuff“ neben dem Haupteingang ist oft die erste Anlaufstelle für Eltern und Besucher. Ein Schal quer übers Fenster verrät: Hier residiert ein Gladbach-Fan. Am Anfang musste er sich deswegen einiges anhören von den Schülern, erzählt Dieter Gaßmann lachend. Ist ja FCK-Hoheitsgebiet. Aber der Hausmeister blieb standhaft. „Man darf sich nicht ins Bockshorn jagen lassen“, sagt er. Mit dieser Linie ist er 25 Jahre lang gut gefahren.

„Ohne ein freundliches ,Guten Morgen’ gibt es hier gar nichts“. Der Spruch prangt in großen Lettern an der Glasscheibe seines Domizils. Manche lachen, wenn sie das lesen, andere stören sich daran, sagt Gaßmann. Es ist ein Appell für Respekt, den er den Schülern zollt und auch einfordert. „Die Kinder sind heutzutage ein kleines bisschen anders gestrickt als früher“, sagt er. „Es hat eine Zeit gedauert, aber jetzt sagen sie noch mittags ,Guten Morgen’.“ Einige Kinder sind ihm ans Herz gewachsen. Er wird sie vermissen, wenn er Ende Januar geht. Genauso wie Frotzeleien mit manchen Lehrern.

Respekt und Ehrlichkeit

Auf den Tag genau 25 Jahre war Dieter Gaßmann dann Hausmeister an der Schule. Er hatte als junger Mann Heizungs- und Lüftungsbauer gelernt und dann 18 Jahre bei Heye Glas gearbeitet. Als Hausmeister war er morgens um halb sechs der Erste in der Schule und meistens der Letzte, der am späten Nachmittag die Tür zugemacht hat, wenn Reinigungskräfte, Ganztags- und Oberstufenschüler schon weg waren. Bei einem Kontrollgang alles aufschließen und um 6 Uhr den Bäcker empfangen, hier und da was reparieren oder Möbel einrichten, das Kiosk bestücken und in den Pausen beim Verkauf mithelfen, die Spülmaschine und Behälter für den Mittagessen-Caterer richten und später wieder alles abschließen – so sah ein normaler Arbeitstag des 65-Jährigen aus. Bis vor einem Jahr hat er auch die Klassenbücher ausgegeben. Jetzt läuft das digital. Freitags ging eine 46-Stunden-Woche zu Ende.

Das Schulkiosk mitsamt Bestellung und Buchführung war „Neuland“ für ihn, als er angefangen hat. In „Gaßmanns Schlemmertempel“ – so ein Schild über der Theke – gibt es, was das Schülerherz begehrt: Butterbrezel, Schneckennudel, Brötchen mit Salami und Schinkenwurst. Der Renner sind seine Fleischkäseweck einmal in der Woche. „Die Kinder fragen die Lehrer, ob sie früher aus dem Unterricht können“, um nicht leer auszugehen, erzählt Gaßmann. „Das ist manchmal ein Hauen und Stechen.“ Dass das nicht die gesündeste Ernährung ist, weiß der Hausmeister. Aber letztlich sei es das, was die Kinder wollen. „Wir haben alles ausprobiert. Brötchen mit Gurke und Salatblatt. Äpfel. Am Schluss hab’ ich sie selber gegessen“, erzählt Gaßmann. „Man muss ehrlich sein. Ich seh’ ja, was sie in ihrer Box haben und trotzdem kommen und sich Fleischkäse holen.“ Das Kiosk wird von einer Schüler-AG fortgeführt, wenn er im Ruhestand ist.

Ein kleiner Psychologe

Von seinem Arbeitszimmer aus hat der Hausmeister einen guten Blick über den Pausenhof. Er sieht, wenn dort was in Gang ist, wenn sich ein Pulk bildet und geht auch mal dazwischen. Wenn ein heulendes Kind ein Pflaster braucht oder den Schlüssel fürs Fahrradschloss verloren hat, ist er zur Stelle. „Man ist auch ein kleiner Psychologe für die Kinder und muss einfühlsam sein“, sagt der Vater einer Tochter.

An die Schulhof-Umgestaltung erinnert sich Dieter Gaßmann gerne zurück. „Das war eine Großbaustelle.“ Die ganze Schulgemeinschaft mitsamt Eltern habe mitgezogen. Auch das Bienenhäuschen, das die Sechstklässler gebaut haben, war eine tolle Aktion. „Ein halbes Jahr später haben es irgendwelche Idioten abgefackelt.“ Da habe es einige Tränen gegeben.

Einfach mal ausschlafen

Was ist beim Abschied stärker – das lachende oder das weinende Auge? „Ganz ehrlich, ich freu mich auf den Ruhestand“, antwortet der Hausmeister. „Es ist ein Einschnitt, aber ich hab’ 50 Jahre gearbeitet und muss dann nicht mehr um halb 5 aufstehen.“ Er habe künftig mehr Zeit, sich um seine Mutter im Seniorenheim zu kümmern oder Bücher zu lesen, die schon lange zuhause liegen. Darauf freut sich Dieter Gaßmann. Und auf seine Abschiedsfeier, die gerade vorbereitet wird. Ein Nachfolger ist bereits gefunden. So schnell wird Dieter Gaßmann der Schule aber nicht ganz den Rücken kehren. Er bleibt erstmal in der Hausmeister-Wohnung neben dem Gymnasium wohnen.

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