Kreis Germersheim Hafenluft geschnuppert

Wörth. Geschickt parken die Fahrer die Actros-Lastwagen rückwärts auf einem Schiff ein, während im Hintergrund die Warnsirenen der Kranbrücken piepsen und Containerstapler mit ihrer tonnenschweren Fracht vorbei sausen. Gestern konnten sich die Teilnehmer der RHEINPFALZ-Sommeraktion davon überzeugen, wie geschäftig der Alltag im Wörther Binnenhafen ist.

„Wenn Sie mal in Hamburg waren - das machen wir hier in Wörth im Kleinen“, sagt Contargo-Geschäftsführer Wolfgang Schlegel zur Begrüßung im Verwaltungsgebäude. Kurz erläutert er die Geschichte des 1965 eingeweihten Hafens, in dem erst Kisten verladen wurden. Denn Container wurden erst Ende der 1960er in den USA erfunden, um die Versorgung der Truppen in Vietnam sicherzustellen. Dann geht es in die Gegenwart des Hafengeschäftes: Die wechselnden Wasserstände des Rheins stellen eine große Herausforderung dar, beantwortet Betriebsleiter Volker Kolbenschlag eine Frage von Fritz Kimmel aus Wörth. Bei Hochwasser ist oft der Abschnitt zwischen Karlsruhe und Speyer gesperrt. Dann wird das Contargo-Terminal in Ludwigshafen mit Lastwagen angefahren, die Container werden dort auf die Schiffe verladen. Derzeit umfasst das Hafengelände 90.000 Quadratmeter, doch innerhalb der nächsten drei Jahre sollen noch 50.000 Quadratmeter dazukommen, erläutert Kolbenschlag. Neben den Wirtschaftsdaten kennt er viele Anekdoten, wie die kreative Methode der Amerikaner, vier Oldtimer in einem Container unterzubringen– und die hohe Kunst, diese dann unfallfrei in Deutschland wieder zu entladen. Dann geht es mit Ulrich Weiß mitten hinein in die Containerlandschaft. An den sauber gestapelten - im Fachjargon: „gestauten“ - Leercontainern riegelt er eine Tür auf. Stechender Geruch lässt die neugierigen Tour-Teilnehmer zurückweichen. Aber es ist nur frische Farbe, die unangenehm in die Nase dringt. Um unerwünschte tierische Mitreisende aus Übersee fernzuhalten müssen die Container jedoch häufig mit Pestiziden behandelt oder begast werden, sagt Weiß auf eine entsprechende Frage von Ilse Trenkle-Lippl auf Westheim. Nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima wurde zudem jeder Terminal mit Geigerzähler ausgestattet, alle Lieferungen aus Japan mussten extra geprüft werden. „Aber wir haben nie etwas gefunden.“ Staunend beobachten die Teilnehmer der Sommertour, wie sich die Fahrer der Containerstapler zielsicher ihren Weg bahnen. Sie wissen genau, welche Stahlbüchse wann wohin verladen werden muss, sagt Weiß. Auch in einem hoch technisierten Hafen ist der Mensch gefordert: Kranführer und Staplerfahrer müssen sich bei passgenauen Platzieren der Container auf ihre Augen verlassen. Und die Fahrer, die wöchentlich bis zu 250 Actros-Laster für die Fahrt nach England aufs Schiff bringen, sind Meister im Rückwärts-Einparken – obwohl das Lenkrad auf der linken Seite ist.

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