Kreis Germersheim Germersheim: Geschenke für Kinder in Quarantäne

Auch das DRK wartete auf die Ankunft der Evakuierten.
Auch das DRK wartete auf die Ankunft der Evakuierten. Foto: Schwab

Aufregung gleich zum Start der Quarantänestation: Zwei der über 100 neuen Bewohner mussten direkt nach Frankfurt in die Klinik, weil bei ihnen das Corona-Virus nachgewiesen wurde. Ob die Fälle der beiden Infizierten nun die Quarantäne der anderen Evakuierten verlängern könnten, sei noch unklar, sagte Dr. Kai Kranich, Pressesprecher des DRK, am Sonntagabend auf Anfrage der RHEINPFALZ. In jedem Fall werde von gemeinschaftlichen Aktivitäten als Freizeitbeschäftigung derzeit abgesehen.

Die Stimmung unter den Helfern sei gut, sei seien topmotiviert, „trotz der schlechten Nachrichten von heute morgen“. Zwischen den Helfern und den Evakuierten herrsche ein freundliches Miteinander. Zumindest von außen betrachtet herrsche auch unter den evakuierten Familien eine „sehr ruhige Atmosphäre“.

Meiste Zeit im Zimmer

Es gibt klare Vorgaben: Sie müssten die Zeit überwiegend in der Stube verbringen, außerhalb des Zimmers muss Mundschutz getragen werden. Auf dem Flur sollen sie bei Begegnungen Abstand halten, die einzelnen Gruppen können nur zu abgesprochenen Zeiten zum Kiosk. „Solche kleinen Regeln“, sagt Kranich.

Der Kiosk wurde ebenso wie die Bibliothek extra für die Menschen in Quarantäne eingerichtet. Was am meisten nachgefragt werde, seien Gesellschaftsspiele und Hygieneartikel, aber auch Schnuller und Babynahrung. Schließlich befinden sich unter den Evakuierten etwa 20 Kinder, darunter auch einige unter zwei Jahren. Grundsätzlich gilt, dass - natürlich auf eigene Kosten – alles besorgt werden kann. „Wer eine Playstation will, kann sich eine bestellen. Wenn die Betreuer das unterstützen, ist die Beschaffung kein Problem.“

Auch die Verpflegung ist angelaufen. Zum Mittagessen gab es Chickencurry und Reis, zum Abendessen wurde Kartoffelsuppe und Muffins serviert.

Familie kauft Geschenke für Evakuierte Kinder

Auf der Facebook-Seite des DRK-Landesverbands Rheinland-Pfalz zeigen sich die DRK-Helfer begeistert von der Germersheimer Bevölkerung. Dort wird berichtet, dass sich eine Familie spontan entschlossen habe, für die Kinder der Rückkehrer Spielwaren zu kaufen und den DRK-Helfern zu überreichen. „Vielen tausend Dank“ schreibt das DRK an die Adresse der nicht namentlich genannten Familie.

In dem Moment, als klar war, dass Kinder unter den Evakuierten sein werden, waren DRK-Helfer losgezogen um Spielwaren einzukaufen, sagt die Pressesprecherin des DRK-Landesverbandes, Elisabeth Geurts, auf Anfrage der RHEINPFALZ. Im Geschäft wurden sie beim Einkauf von einer Familie beobachtet und angesprochen. Die Familie sei von der Initiative der DRK-Helfer so begeistert gewesen, dass sie auch Spielsachen beigesteuert hätten. An der Kasse gab es dann die nächste positive Überraschung: Eine Mitarbeiterin des Geschäfts gab den DRK-Ehrenamtlichen spontan ihren Mitarbeiterrabatt. „Sie kamen total begeistert zurück“, sagt Geurts.

DRK-Kreisverband kümmert sich um Angehörige

In die Betreuung der Evakuierten in der Südpfalz-Kaserne in Germersheim ist auch der DRK-Kreisverband Germersheim eingebunden. Das bestätigte Geschäftsführer Thorsten Böttcher am Sonntag auf Anfrage der RHEINPFALZ. Zwar sind unter den 27 DRK-Helfern, die sich mit in Quarantäne begeben haben, keine Freiwilligen aus dem Landkreis Germersheim. Allerdings haben etwa 20 Ehrenamtliche des DRK-Kreisverbands andere Aufgaben übernommen, so Böttcher.

Sie kümmern sich auf dem Kasernengelände im Schichtbetrieb die Betreuung der Angehörigen der Evakuierten. „Alles, was an Anfragen kommt, was die Betreuung betrifft“, umschrieb Böttcher die Aufgabe. Dabei gehen es zum einen um die Verfassung der Menschen, die sich in Quarantäne begeben mussten.

Aber nach der langen Anreise mussten auch andere Fragen geklärt werden. Zum Beispiel, ob der Ehepartner wirklich mit ausgereist ist und sich nun in Germersheim befindet. Der Akku des Mobiltelefons der betreffenden Person sei wohl leer gewesen, so Böttcher.

Zu den Evakuierten selbst haben die Freiwilligen des Kreisverbands keinen Kontakt: „Es gibt keinerlei Berührungspunkte, wir sind im „weißen Bereich„“. Die sogenannte „rote Zone“ ist abgesperrt und bleibt den Menschen in Quarantäne plus deren Helfer vom DRK vorbehalten. Die erste Nacht war „ganz ruhig und gut strukturiert“, lautet Böttchers Eindruck.

Polizei wurde noch nicht angefordert

Die Polizeiinspektionen Germersheim und Wörth haben bisher noch keine Aufgaben übernommen. „Die Bundeswehr bewacht sich selbst“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigshafen. „Wir werden nur tätig, wenn es um polizeilich relevante Sachverhalte geht“, wenn es zum Beispiel zu Demonstrationen vor dem Gelände kommen sollte. Auch die Bewachung von Fahrten zur Kaserne sei bisher nicht angefragt worden.

Verspätete Ankunft am Samstagabend

Am Samstagabend hatte sich die Ankunft der Evakuierten verzögert. Vor der Südpfalz-Kaserne hatten sich mehrere Sicherheitsbeamte postiert, die die Zufahrt zur Kaserne abriegelten. Auch einige Medienvertreter waren frühzeitig vor Ort, luden Kameras und anderes Equipment aus ihren Autos aus.

Stadtrat Armin Lutzke kam vorbei. Er war am Samstagmorgen bei der Begehung der Anlage dabei, lobte „alles tiptop“. Lob hat er auch für die freiwilligen Helfer vom DRK Lutzke warnt vor Panik und Verschwörungstheorien, die auf sozialen Medien in Umlauf sind. Es gäbe keine Gefahr. Zwei Anwohner waren mit ihren Hunden unterwegs, auch sie wollen sehen, was sich tut. Sie wohnen 250 Meter von der Kaserne entfernt, machten sich keine Sorgen: „Der ganze Terror, der da gemacht wird, ist total sinnlos. Wir fühlen uns sicher.“

Michael Schwab

Als die vier Busse mit den China-Rückkehrern gegen 23 Uhr die Kaserne erreichten, begrüßte der Beigeordnete Sascha Hofmann die Evakuierten: „Die Stadt Germersheim ist froh, dass alle sicher hier eingetroffen sind. Uns fällt allen gerade ein Stein vom Herzen, dass die Anreise reibungslos verlaufen ist.“

Medienvertreter hatten schon frühzeitig ihr Equipment aufgebaut.
Medienvertreter hatten schon frühzeitig ihr Equipment aufgebaut. Foto: Schwab
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