Kreis Germersheim Germersheim: Alle Rückkehrer auf Corona-Virus getestet
Montag, 15 Uhr. Vor der Südpfalz-Kaserne haben Medien aus dem gesamten Bundesgebiet ihre Kameras und Mikrophone aufgebaut. In Sichtweite befinden sich der Block 4, in dem die Quarantänestation eingerichtet wurde, sowie die Unterkunft der DRK-Helfer und das Lagezentrum, das die Kreisverwaltung in zwei roten Containern des Katastrophenschutzes eingerichtet hat. Im Hintergrund läuft der Alltag bei der Bundeswehr weiter: Gewehrgeknatter erklingt, ein Soldat joggt komplett unbeeindruckt am Medientross vorbei, Fahrzeuge passieren den Schlagbaum. Die armenische Flagge kündet davon, dass sich gerade Kameraden aus dem Nato-Partnerland zur Ausbildung bei der Luftwaffe in Germersheim befinden.
Die Pressekonferenz von Landrat Fritz Brechtel (CDU), DRK-Sprecher Kai Kranich und dem Germersheimer Beigeordneten Sascha Hofmann (parteilos) beginnt mit einer Viertelstunde Verspätung. Es gibt keine neuen Hiobsbotschaften: Keiner der 120 Rückkehrer zeigt Symptome, niemand hat Fieber. Gerade werden Rachenabstriche für den Test auf das Virus entnommen.
Außenstelle im roten Container
Die Verantwortung für die Quarantänestation liegt beim Gesundheitsamt des Landkreises, sagt Landrat Brechtel. In der Kaserne hat das Gesundheitsamt in den roten Containern eine Außenstelle eingerichtet, dort arbeitet Amtsarzt Dr. Christian Jestrabek mit einem Kollegen von der Bundeswehr zusammen.
Auf die Frage, was die Rückkehrer am meisten brauchen, hat DRK-Pressesprecher Kranich eine einfache Antwort: „Dass keine weiteren Fälle auftreten - das wäre die schönste Nachricht für uns alle.“ Kranich berichtet von den strengen Regeln auf der Station und den Sicherheitsvorkehrungen am Kiosk. Denn auch dort gibt es keinen direkten Kontakt: Die Rückkehrer deuten auf einen Gegenstand, dieser wird dann auf einem Tisch abgelegt - zu einem direkten Kontakt mit den DRKlern, die sich ebenfalls in Isolation befinden, gibt es nicht. Auch nach dem Mittagessen wird gefragt, am Montag gab es Spätzle mit Salat und Nachtisch.
Da der Germersheimer Stadtbürgermeister Marcus Schaile (CDU) sich gerade in Australien aufhält, wird er vom Beigeordneten Sascha Hofmann vertreten. Anfängliche Ängste in der Bevölkerung habe man schnell zerstreuen können, sagt Hofmann. „Es handelt sich ja nicht um einen Virus, der sich über die Luft verbreitet.“ Einen Mundschutz hält er persönlich für unnötig, „ich habe auch keinen im Büro liegen.“ Er glaube auch nicht, dass sich in Frankfurt die Anwohner der Uniklinik mit Mundschutz eindecken, fügt Hofmann noch an.
Wunsch-Initiative eines Stadtratsmitglieds
Mit einer Art „Wünsch-Dir-was“-Initiative will Stadtratsmitglied Armin Lutzke (parteilos) die Menschen in der Quarantänestation unterstützen. Die Idee zu der Aktion habe er schon am Freitag gehabt, in Absprache mit dem DRK-Betreuungsteam wolle er sie nun umsetzen, sagt Lutzke auf Anfrage der RHEINPFALZ.
Es habe eine Anfrage eines Kindergartens aus Germersheim gegeben. Dort wollten die Kinder eigene Spielsachen schenken. „Aber das würde nicht ankommen“, sagt Lutzke. „Auch Leberwurst und Saumagen gehen nicht“, sagt Lutzke mit Blick auf entsprechende Anfragen aus der Bevölkerung. Das Thema sei bei der Agenda 21 der Stadt Germersheim gut aufgehoben, so Lutzke. Auf der Facebook-Seite der Lokalen Agenda werden die Wünsche dann gesammelt.
DRK will Spendenkonto einrichten
Auch das DRK hat dringend gebeten, von Sachspenden abzusehen. Denn sämtliche Artikel sollen an den Bedarf der Menschen in Isolation angepasst sein, außerdem müssen sie neu und original verpackt sein. Das DRK plant deshalb gerade die Einrichtung eines Spendenkontos.
In die Evakuierung und Einrichtung der Quarantänestation waren inzwischen über 100 Helfer des DRK aus dem gesamten Bundesgebiet eingebunden. Der Einsatzleiter – ebenfalls ehrenamtlich tätig - kommt beispielsweise aus Brandenburg, berichtet Kranich. Derzeit werden keine weiteren Ehrenamtlichen mehr angefordert.
Auf dem Gelände wurde innerhalb der „roten Zone“ auch eine mobile Praxis eingerichtet. Der Facharzt des DRK habe auch schon Erfahrung in Ebola-Krisengebieten gesammelt, heißt es. Bei seinem ersten Einsatz ging es allerdings nicht um die Bekämpfung von Viren: Am Sonntag wurde ein kleines Kind behandelt. Es hatte sich zuvor mit einem Plastiklöffel etwas an der Lippe verletzt.