Kreis Germersheim Ganze Containerberge gestapelt

Wörth. „Mein erster Arbeitstag war sehr verregnet“, sagt Werner Scheug. Er erinnert sich noch gut an diesen Tag, obwohl er 40 Jahre zurückliegt. So lange nämlich arbeitet er für die Firma Contargo im Wörther Hafen.

„Ich bin eigentlich Wandverkleidungskünstler“, erzählt Scheug grinsend. Er meint damit seinen Lehrberuf als Gipser, den er wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr ausüben konnte. 1974 gab ihm ein Bekannter den entscheidenden Tipp: „Er sagte, ich solle mal runter gehen in den Hafen. Dort suchen sie bestimmt Leute.“ Nur einen Tag nach der Vorstellung konnte es losgehen mit der Arbeit am zu jener Zeit noch eher überschaubaren Wörther Hafen. Einen Arbeitsvertrag im eigentlichen Sinne besaß er seither übrigens nie, alles basiert auf einem Handschlag vor 40 Jahren. Seine erste Aufgabe habe darin bestanden, große Metallwalzen von einer Holzverpackung zu befreien. Aber schnell hatte man andere Pläne mit ihm: „Am dritten Tag sollte ich Stapler fahren. Ich hatte zwar keinen Führerschein dafür aber der Meister wollte es halt so“. Abgesehen von kurzen Unterbrechungen, in denen er als LKW-Fahrer und als Materialeinkäufer für Containerreparaturen in der Firma tätig war, änderte sich an seinem Aufgabenfeld bis heute nichts. Noch immer sitzt er am Steuer der riesigen Fahrzeuge und be- und entlädt. Wesentlich mehr verändert sich das „Drumherum“. Nicht nur der Name der Firma wechselte von Damco über Unikay bis hin zum heutigen Contargo. Auch das Hafengebiet wuchs beträchtlich. Die früheren 30.000 Quadratmetern haben sich bis heute in etwa verfünffacht. Damit einher ging auch ein Wandel der Arbeit an sich. „Damals war hier noch nichts mit Containern. Wir haben nur Holzkisten verladen.“ Als die mittlerweile gängigen und zu Tausenden am Rande des Hafenbeckens aufgestapelten Metallquader eingeführt wurden, war Scheug mittendrin. Er sei von Beginn an in den Aufbau des Container-Terminals integriert gewesen. Auch deshalb „war es für mich schon immer mehr, als nur die pure Arbeit verrichten. In der Firma hängt auch viel Herzblut“. Natürlich hat er in dieser Zeit viel erlebt. Er könne er ein Buch schreiben, in dem er von umgefallenen Containern, feucht-fröhlichen Weihnachtsfeiern oder festgefahrenen Staplern berichtet. Was darin kaum auftauchen würde, sind Krankheitstage. Diese hielten sich nämlich stark in Grenzen: „Ich schätze, das waren maximal 10 Wochen. Einen schwereren Arbeitsunfall hatte ich sowieso nicht.“ Wie alles im Leben hat aber auch seine Zeit bei Contargo ein Ende. Der 64-jährige Ur-Wörther steht nämlich unmittelbar vor dem Ruhestand. Am Jahresende s gehe er in Rente. „Da wird mit Sicherheit ein bisschen Wehmut dabei sein“, vermutet er. Trotzdem gehe er gerne, denn dann sei der Druck des Müssens weg. „Ob ich mit meiner Arbeit dann um 7, 8 oder 9 Uhr anfange, ist künftig egal“, sagt Scheug. Wie diese Arbeit aussehen wird weiß er noch gar nicht so genau. Auf dem Programm steht auf jeden Fall der Garten. Ansonsten sei alles möglich. Dies schließt auch eine Rückkehr zu Contargo nicht aus: „Vielleicht komme ich ja aushilfsweise zurück.“

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