Leimersheim Fortführung der Ortschronik geht online

Felix Redlingshöfer ist der Ideengeber des Projekts.
Felix Redlingshöfer ist der Ideengeber des Projekts.

Quasi eine moderne Fortführung der Ortschronik ist die neue Homepage „Leimersheimer Geschichte(n)“. Sie ist ein großer Fundus zu bekannten oder interessanten Leimersheimer Persönlichkeiten, Berufen, Straßen und geschichtsträchtigen Häusern. Es gibt viele Ideen, wie das Projekt weiter ausgebaut werden kann.

Mit den Geschichten, die das Redaktionsteam zusammengetragen hat, bringt die Internetseite „Leimersheimer Geschichte(n)“ das dörfliche Leben der vergangenen Jahrzehnte wieder in Erinnerung. Die Recherche- und Informationsmöglichkeit wurde am Sonntag vorgestellt.

Mit einem Zitat von Friedrich Dürrenmatt leitete Ortsbürgermeister Matthias Schardt darauf hin, dass der Ort früher eine Welt für sich war. Es gab unzählige Geschäfte und Gastwirtschaften oder Schwestern statt Ärzten. Aber Auswirkungen von außen brachen immer wieder in das dörfliche Leben ein. Basis der Projektarbeit ist die Ortschronik von Ernst Marthaler, die 2003 veröffentlicht wurde. Man wolle die Geschichte lebendig machen, damit wir wissen, wo wir herkommen und wissen, wer wir sind, sagte Schardt. In diesem Sinne entstand das Schmugglerfest, Dorfführungen, die Schwesterseite zur Genealogie „Leimersheimer Familien“ und neuerdings die Tafeln zu Ortsansichten, die die Bunten Fische im Rahmen der 72-Stunden-Aktion erstellten.

Die Idee stammt von Felix Redlingshöfer

Die Idee zu diesem Projekt trug der in Leimersheim aufgewachsene Felix Redlingshöfer 2020 dem Bürgermeister und dem Gemeinderat vor. Ende jenes Jahres nahm das Projektteam die Arbeit auf. Mitglieder des Projektteams stellten am Sonntag jeweils Teilaspekte des Gesamtprojekts vor. Initiator Felix Redlingshöfer erklärte, dass hinter der Seite eine Beziehungsdatenbank steht, viele Personen, Orte und Begebenheiten sind miteinander verknüpft. Er lud die Bürger ein, Korrekturen oder Ergänzungen, auch durch Fotografien, beizusteuern. Er wusste zu berichten, dass zumindest in Rheinland-Pfalz nichts vergleichbares existiert.

Screenshot von der Homepage.
Screenshot von der Homepage.

Lothar Marthaler veranschaulichte, wann eine Geschichte zur (Orts-)Geschichte wird. Er ging auf die Quellen, wie Archive oder Bezüge durch Zeitzeugen ein und betonte, wie wichtig der Austausch sei. Wahre Fundgruben seien alte Fotokartons und Feldpostsammlungen.

Heidi Fassbender, die mit Mädchennamen Marthaler hieß und nun im Rheinland lebt, nahm die interessierten Zuhörer mit auf einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Für ihre Geschichten hat sie eigene Erinnerungen im Austausch mit vielen Leuten angereichert und verifiziert. Sie erzählte vom Schäfer, der die Wintermonate im Dorf verbracht hatte und wie der Schafgartendamm von der Milchzentrale bis zur Strumpf-Helene im Mittelpunkt stand.

Regina Flory stellte sich als Tochter „vun de Lis“ vor und damit mit der Milchzentrale verbandelt. Mit diesem Einblick hat sie unter anderem den Aufsatz „Das Geschäft mit der Milch“ beigesteuert. Sie stellte auch die Schlossgasse vor, in der es früher viele kleine Geschäfte gab. Noch früher war dort Sumpfland aufgrund des Wassergrabens um das Schloss. Es kommt auch nicht zu kurz, was die Frauen leisteten und durchstehen mussten, während die Männer in den Weltkriegen waren. Flory stellte auch einige Gastautorinnen und ihre Beiträge vor.

Screenshot von der Homepage.
Screenshot von der Homepage.

Wilfried Glaubers Leidenschaft ist die Fotografie. Er erläuterte anhand eines alten Fotos des Anwesens von „s’Bachschräiners“, wie eine lebendige Geschichte entstehen kann. In der Werkstatt der musikalischen und kulturinteressierten Familie Wolf traf man sich im Winter zum Aufwärmen, es entstand sozusagen die erste Kulturwerkstatt des Dorfes.

Eine kompakte Zusammenfassung der Ortsgeschichte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges steuerte Anton Kuhn bei. Er erläuterte auch den Spitznamen der Leimersheimer, die „Wasserhinkel“, der sich vom grünfüßigen Teichhuhn ableiten soll.

Helmut Sittinger hat schon viele Geschichten aus der Ortsgeschichte veröffentlicht. Ihn beschäftigen die Einzelschicksale über eine Gedächtnistafel hinaus. Er veranschaulichte, wie die einzelnen Berichte über verschiedene Pfade erreichbar sind. So sind Berufe mit Namen von Personen verlinkt, die diese ausübten, und mit Häusern, wo die Berufe ausgeübt wurden. Die Häuser, zu denen es Geschichten gibt, können auch über ein Kartentool ausgewählt werden.

Auch Klassenfotos sollen präsentiert werden

Geplant ist, Klassenfotos gesammelt zu präsentieren. Bei der Zuordnung der Namen der Schülerinnen und Schüler sind die Bürger zur Unterstützung eingeladen. Das Projektteam ruft weiterhin die Bevölkerung auf, Informationen weiterzugeben oder alte Fotos bereitzustellen. Die Bürger bekommen nicht nur die Originalfotos zurück, sondern auch eine aufbereitete Version als Datei. Auch weitere Gastautoren oder Mitarbeiter im Projektteam sind willkommen.

Die Homepage ist unter www.leimersheimer-geschichten.de erreichbar. Für Menschen, die selbst keinen Internetzugang haben, werden am Sonntag, 5. Mai, von 15 bis 18 Uhr im Bürgerhaus zwei Computer bereitgestellt, an denen unter fachkundiger Anleitung die „Leimersheimer Geschichte(n)“ erkundet werden können.

x