Kreis Germersheim Familie Mohr in Auschwitz ermordet

In der „Geschichte der Stadt und Festung Germersheim“ von Joseph Probst, dem Standardwerk für Germersheimer Heimatgeschichte ist in einem kurzen Kapitel über die „israelitische Schule“ unter anderem zu lesen, dass die (israelitische) Gemeinde 1832 fünf Familien mit 30 Seelen zählte; 1863 waren es dann 123 und 1895 62 Seelen.

Den Gottesdienst hielt die Gemeinde, so Probst, ursprünglich in einer „Betstube“ im Hause des Benjamin Kahn, ab 1863 in der an der Oberamtsgasse errichteten Synagoge ab. Da die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder jedoch ständig kleiner wurde – im Jahre 1900 waren es noch 58, bei Ende des Ersten Weltkrieges etwa 25 – wurde die jüdische Gemeinde, da sie nicht mehr die erforderliche Mindestmitgliederzahl hatte, nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst. Die Synagoge wurde daher nur noch selten für Gottesdienste benutzt. Am 9. März 1938 (Dokumentation „Synagogen der Pfälzer Juden“ von Karl Fücks und Michael Jäger) wurde die Synagoge von Vertretern des Verbandes der Pfälzischen Juden, Ferdinand Kahn und Otto Mohr, den ehemaligen Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde Germersheim, für 4100 Reichsmark an Privatleute verkauft. Dieser Tatsache dürfte es auch zuzuschreiben sein, dass dieses Gebäude die Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 praktisch unversehrt überstand. Das Gebäude steht noch, unmittelbar gegenüber vom Haupteingang des Stadthauses. Ein Hinweisschild befindet sich neben dem Rathaus-Eingang, am Gebäude selbst erinnert nichts an die ehemalige Synagoge. In jenem Jahr 1938 gab es in Germersheim noch elf Juden. Über das Schicksal einiger dieser Mitbürger berichtet obige Dokumentation in wenigen Sätzen „Ferdinand und Elisabeth Kahn wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs (Frankreich) deportiert; sie kamen dann nach Les Milles, von dort nach Lissabon und wanderten in die USA aus.“ Andere Germersheimer, die ebenfalls im Rahmen dieser großen Deportationsaktion nach Gurs gebracht wurden schafften die Auswanderung nicht: Elisabeth, Toni und Wilhelmine Mohr sowie Auguste Töpfer wurden ebenfalls am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Der gemeinsame Leidensweg ging dort weiter nach Drancy und dann nach Auschwitz. Dort sollen Toni Mohr am 31. Dezember 1942, Elisabeth Mohr und Wilhelm Mohr vermutlich am 31. Dezember 1940 ermordet worden sein. Über Auguste Töpfer sagt diese Dokumentation aus: „In Auschwitz verschollen“. (iso)

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