Südpfalz/Karlsruhe Eigener Marktstand: Die Liebe zur Natur zum Beruf gemacht
Der Stand „Danis Früchte“ aus Jockgrim bietet dreimal die Woche auf dem Wochenmarkt am Karlsruher Stephanplatz Obst, Gemüse und Kräuter auch aus eigenem Anbau. Neben saftigem Tomatenrot, sonnigem Zitronengelb und reifem Kirschrot zieht der Pflücksalat mit seinen essbaren Blüten in blau und gelb die Aufmerksamkeit auf sich. Wird nach dem Pflücksalat gefragt, erzählen Daniela Herold und Andreas Lis begeistert von ihrem neuesten Anbauprojekt. Sie haben viele Stammkunden. „Und das, obwohl wir in der Innenstadt sind“, wundert sich Herold.
„Natürlich haben wir das Standard-Sortiment, wie Kartoffeln, Zwiebeln oder Äpfel. Wir möchten jedoch zusätzlich ausgefallenere Sachen anbieten, die man in der Qualität im Handel nicht findet“, so Herold. Momentan sei das ein Ingwer-Experiment. Man erhält bei „Danis Früchte“ Salatgurken, Minigurken, aber auch zum Beispiel verschiedene Zucchini-Sorten, Cocktailtomaten, Stangenbohnen und Zuckerschote.
Gegen Herbst gibt es Patisson-Kürbis, welcher aufgrund der Form auch Ufo-Kürbis genannt wird. Wenn das Paar den Anbau rechtzeitig schafft, gibt es auch Microgreens. Dabei handelt es sich um Keimpflanzen, ähnlich wie Sprossen. Microgreens gelten als sogenanntes Superfood; sie werden zum Beispiel als Topping für Sandwichs, Salate und Bowls verwendet.
Die Idee vom „Market Gardening“
Während Herold sich um die Preise und den Vertrieb kümmert, ist Lis der Anbau-Fachmann. Beim Verkauf haben sie Unterstützung von Florian Schildhorn, den beide Flo nennen. Den einzigen festen Mitarbeiter kennt Lis aus der Zeit vor „Danis Früchte“. Er hatte damals mit Schildhorn auf einem anderen Marktstand als Verkäufer gearbeitet. Herold hatte zuvor einen Marktstand in der Südstadt. Lis träumte auch von einem Marktstand mit selbst angebautem Obst und Gemüse. Er gärtnert schon lange, hat vor Jahren eine Ausbildung zum Gärtner in Karlsruhe gemacht. Als Berufsgärtner wollte er jedoch nicht arbeiten.
Vor fünf Jahren lernten sich die beiden dann kennen und kurze Zeit später gab es den ersten Impuls zum eigenen Marktstand. Mit dem Buch „Market Gardener“ von Jean-Martin Fortier vertiefte sich die Idee. Lis und Herold arbeiteten ein Konzept aus, bewarben sich um einen Stand auf dem Stephan- sowie dem Gutenbergplatz und hatten Glück. „Seither haben wir uns stets weiterentwickelt. Einen besseren Standplatz bekommen, in einen besseren Anhänger investiert und letztes Jahr unsere Anbaufläche vergrößert“, erzählt Herold. Darauf seien sie mit ihrem Betrieb von Jockgrim nach Rohrbach umgezogen.
Kleine Fläche, große Vielfalt
3000 Quadratmeter hat das Paar nun zur Verfügung. Die werden nicht alle auf einmal, sondern Stück für Stück in Form von Beet-Blöcken bepflanzt. „Wir versuchen, auf kleiner Fläche möglichst große Vielfalt anzubauen.“ Hier übernimmt Lis das Wort; man merkt, dass es sich um sein Fachgebiet handelt. „Durch die Vermeidung von Monokulturen brauchen wir keinerlei Pestizide. Wir nutzen keine Maschinen, sondern machen alles mit der Hand.“
Jungpflanzen würden soweit möglich selbst gezogen, Setzlinge auch mal von der Gärtnerei geholt. Was sie nicht selbst anbauen, besorgten sie beim Erzeuger und Lieferanten. Dabei sei ihnen wichtig, die Ware selbst auszusuchen, statt vorzubestellen. Schildhorn, der bei Herold und Lis einen Ruf für seinen exquisiten Geschmack hat, hilft bei der Wahl.
Am Marktstand geht es darum, die Ware schön zu präsentieren. „Dafür nehmen wir uns viel Zeit“, meint Herold. Vielfältig, reich, und natürlich frisch soll die Auswahl sein. Damit, wenn die Kunden und Kundinnen mal nicht zum Kochen kommen, das Obst und Gemüse ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden kann.
Bis zu 100 Stunden wöchentlich
Aktuell sind die beiden rund 100 Stunden wöchentlich mit dem Unternehmen beschäftigt. Im Winter ist es etwas weniger. „Allein der Markt ist im Grunde ein Vollzeitjob.“ Hinzu kommt alles Organisatorische wie die Buchhaltung und natürlich der Garten. „Natürlich bedeutet der Marktstand viel Arbeit“, räumt Herold ein. „Für uns lohnt es sich aber. Wir erhalten viel Lob für die Qualität sowohl für das, was wir beim Erzeuger auswählen, als auch für das Obst und Gemüse aus eigenem Anbau.“ Lis ergänzt, dass beim Gärtnern die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit auch mal verschwimmt. Der Marktstand ist, da sind sich beide einig, eine Möglichkeit, ihre Liebe zur Natur mit einem Einkommen zu verbinden. Auch in der Freizeit spielt die Natur eine große Bedeutung im Leben des Paars. Da gehen die beiden gerne Pilze oder Wildkräuter sammeln – oder jetzt im Sommer an den See.