Freckenfeld Dorfladen bleibt vorerst geschlossen

Blick auf Regale, die sich nach und nach leeren.
Blick auf Regale, die sich nach und nach leeren.

Nach acht Jahren ist der Dorfladen Geschichte. Gerade für ältere Menschen war es eine wichtige Versorgungsmöglichkeit. Jetzt gab es den letzten Verkauf.

„Das ist ja sehr schade für uns ältere Menschen“. So oder so ähnlich wie Gertrud Kuhn bedauerten alle das „Aus“ für den Freckenfelder Dorfladen. Man habe fast alles hier bekommen, was man zum täglichen Leben gebraucht habe, sagt die Frau des verstorbenen Ortsbürgermeisters und Ehrenbürgers Theo Kuhn, die von ihrem Haus in der Hauptstraße in nur wenigen Schritten im Dorfladen war, der hier in den vergangenen acht Jahren betrieben wurde. Schon am Samstag vor Pfingsten war offiziell Schluss, weil sich bis zum Monatsende keine Nachfolgelösung angeboten hatte. Und am Dienstag und Mittwoch fand dann der Ausverkauf der noch vorhandenen Waren statt, mit einem Preisnachlass, denn die Regale sollten ja weitgehend geleert werden.

Gespräche im Dorfladen werden vermisst

Dass alles vorbei sein sollte, fanden auch Erika und Otto Schwartz überaus bedauerlich. Die beiden schon über 80-Jährigen waren von Anfang an dabei, auch Mitglied im wirtschaftlichen Verein Dorfladen, erzählt Otto Schwartz. „Was machen nur die Leute, die nicht mehr gut zu Fuß sind?“ Vermissen werde man aber auch, sagt er, die vielen sozialen Kontakte. Im Dorfladen habe man immer jemanden getroffen, mit dem man noch ein Schwätzchen halten konnte. Und man erfuhr das eine oder andere! Während des Gespräches fällt dem rüstigen Rentner dann ein, dass er seine Parkscheibe im Auto nach oben legen muss. Derweil verlässt Liz Jung den Dorfladen mit einer prallvollen Einkaufstasche. Die pensionierte Gymnasiallehrerin hatte im Laden immer gerne eingekauft. Dass damit nun, sie hoffe mal „nur vorerst“, alles vorbei sein solle, will ihr nicht so richtig einleuchten. Sie wohne gerne in Freckenfeld und habe im Dorfladen stets entspannt einkaufen können. Vor allem freut sich Liz Jung über das regionale Angebot des Geschäfts mit frischen Waren und habe große Achtung vor allen, die sich ehrenamtlich um den Dorfladen kümmern.

Vorsitzender Ulrich Krienen bei einem Open-Air-Konzert im vergangenen Jahr.
Vorsitzender Ulrich Krienen bei einem Open-Air-Konzert im vergangenen Jahr.

Zu Fuß gekommen ist, wie so oft in den letzten Jahren, auch Gregor Barthlen. Er wohnt zwar in Minfeld, aber der Weg zum Freckenfelder Dorfladen ist dem Arzt im Ruhestand nicht zu weit gewesen. Viel habe er hier gekauft, sich immer gut bedient gefühlt in den vergangenen fünf Jahren. Barthlen bedauert das Ende des Ladens und will ganz fest die Daumen dafür drücken, dass es in irgendeiner Form doch noch eine Nachfolgelösung geben werde. Auch Evelyn Fischer sieht sich als treue Kundin des Dorfladens enttäuscht. Die Einrichtung habe in der Mitte des Dorfes einfach dazu gehört. Und gut sei auch der DHL-Stützpunkt gewesen, hört man immer wieder.

Rabatte locken Kunden in den Dorfladen

Unterdessen wird das Angebot auf den Regalen immer überschaubarer, manche sind schon ganz ausgeräumt. Die Verkäuferin hinter der Theke lässt unterdessen Kassenzettel heraus, die am Dienstag und Mittwoch besonders lang sind. Das liege am Rabatt, der hinter fast jedem Artikel ausgewiesen werde, sagt sie und ist enttäuscht. Auch von so manchen Freckenfeldern, die den Weg in den Dorfladen nicht gefunden haben, und dafür die unterschiedlichsten Gründe genannt haben. Hier habe es so gut wie alle Lebensmittel gegeben, meint die Verkäuferin. Sie müsse sich jetzt zunächst arbeitslos melden und dann sehen, wie es weitergehe. Vielleicht finde sich doch noch eine Lösung. Denn bekanntlich ist es ja die Hoffnung, die zuletzt stirbt.

dorfladen-freckenfeld-oktober 2022

Das gilt auch für die Mitglieder des Vorstandes, alle ehrenamtlich tätig, und mit ungezählten Arbeitsstunden für den Dorfladen aktiv. Vor allem Ulrich Krienen und Rainer Knittel, die zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Riedel seit Jahren eng in der wirtschaftlichen Führung tätig sind. Vorsitzender des Vereins ist von Anfang an Ulrich Krienen. Dem sonst immer so gut gelaunten promovierten Diplom-Ingenieur ist das Lachen zwar noch nicht ganz vergangen, aber die Enttäuschung ist ihm sichtlich anzumerken. Vor allem darüber, dass niemand bereit gewesen war, die Arbeit des Vorstandes einfach fortzuführen. „Es ist ja alles gelaufen, war alles eingespielt und hätte nur fortgesetzt werden müssen“, sagt Krienen. „Wir hatten ja gezeigt, wie es geht und dass es geht.“ Aber selbst dazu sei niemand bereit gewesen, was ihn auch persönlich sehr schmerze. Ob es daran liege, dass die Menschen heute mehr Ich-bezogen seien, wisse er nicht. Aber es habe für ihn den Anschein, sonst hätte sich jemand aus dem großen Dorf melden müssen. Gerne wären die bisherigen Vorstandsmitglieder bei der Einarbeitung behilflich gewesen, berichtet Rainer Knittel. Wirtschaftlich habe sich weniger die Corona-Pandemie ausgewirkt als vielmehr die Energiekrise und die Preisinflation, berichten Krienen und Knittel. Die Kosten seien gestiegen, und das habe man nicht so einfach auffangen können.

Feste bleiben trotz Dorfladen-Schließung

Das Ende des Dorfladens in seiner bisherigen Form soll aber nicht das Aus für die beliebten Feste in der „Dorfbrunnen-Arena“ bedeuten. Die will man als Verein weiterführen. Nächste Konzerttermine mit der Gruppe „HeggMac“ sind am 15. und 16. Juni jeweils ab 19.30 Uhr, und am 13. Juli kommen wieder die „Grombacher“ auf den Platz. Der Reinerlös wird für die Dorfgemeinschaft verwendet. Und vielleicht, das wäre sicher der größte Wunsch vieler Kunden, findet sich nicht nur für die Feste in der „Dorfbrunnen-Arena“ eine Lösung, sondern sogar für den Dorfladen. Man habe zwar viele Absagen bekommen, aber noch „Eisen im Feuer“, deutete Ulrich Krienen an, ehe er sich mit einem frischen Radler an den Tisch setzt, an dem die „Dienstagsfrauen“ längst bei Kaffee und Kuchen Platz genommen haben.

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