Kreis Germersheim Digitalpakt an Schulen: Wie geht nochmal ein @?

Mit Tastenkombinationen haben manche Jugendliche Schwierigkeiten. Auf dem Tablet braucht man sie nicht.
Mit Tastenkombinationen haben manche Jugendliche Schwierigkeiten. Auf dem Tablet braucht man sie nicht.

Der Kreis hat seine Schulen digital ausgebaut. Es floss viel Geld für interaktive Tafeln, Tablets und jede Menge Kabel. Einige Schulen haben einen Vorsprung.

Digitale Tafeln für 57 Säle der IGS Kandel, 43 Deckenbeamer und drei 3-D-Drucker für das Goethe-Gymnasium, zwei nagelneue Informatikräume für die Weizsäcker-Realschule in Germersheim: Das sind nur einige von viel mehr Geräten, die der Kreis für seine Schulen in den letzten Jahren angeschafft hat. Ohne das Geld des Digitalpakts, gute 3,6 Millionen Euro, wäre das wohl aussichtslos gewesen.

Als der Digitalpakt, ein Förderprogramm des Bundes, 2019 gestartet ist, sollte jede Schule ein Medienkonzept, eine Art Wunschliste, erstellen. Geld gab es mitunter für Beamer, Smartboards, Großbildschirme, Mini-PCs und schulgebundene Laptops. Damit diese gut zu händeln sind, muss die Infrastruktur stimmen. Ein Großteil der Summe wurde deshalb in Dinge investiert, die man nicht auf den ersten Blick sieht: in Servertechnik und Vernetzung. Nach vier Jahren sind aber nicht alle 14 Kreis-Schulen auf dem selben Level.

Es fehlen noch Kabel

Schulen, die ohnehin saniert wurden, haben einen Vorsprung, sagt Norbert Pirron, Fachbereichsleiter bei der Kreisverwaltung. Sie sind besser vernetzt. Die Realschulen Lingenfeld, Kandel, Bellheim und die Sprachförderschule Rülzheim hinken hingegen bei der Infrastruktur hinterher. Hier stehen demnächst Verkabelungsarbeiten an. Im nächsten Schuljahr soll der gleiche W-Lan-Standard wie in den anderen Schulen erreicht sein. Die Kabelarbeiten gerieten in der Pandemie ins Stocken: Zu weltweiten Lieferproblemen kamen Personalausfälle bei den Unternehmen. „Es war schwierig eine Firma herzuzaubern“, sagt Pirron.

Nur 20 Prozent des Geldes durfte der Kreis als Schulträger für mobile Endgeräte wie Laptops und Tablets ausgeben. Am GGG wurde beispielsweise eine neue iPad-Klasse finanziert. Die Realschule Bellheim bekam vier iPad-Koffer. Die Tablets müssen in der Schule bleiben. Allerdings hatte man die Rechnung ohne Corona gemacht. Schnell wurde klar, es müssen Notebooks und Tablets her, die die Schüler mit nach Hause nehmen können. Der Bund steuerte zusätzliche 317.300 Euro bei, mit denen der Kreis immerhin 264 Laptops und 507 iPads kaufte.

Kreis streckt Geld vor

Unterm Strich wurden Arbeitsplätze von Schülern und Lehrern digitalisiert und modernisiert. Mobiles Arbeiten ist aber nicht alles: Tatsächlich gibt es hier und da noch Computer-Räume. Der herkömmliche PC habe noch nicht ausgedient, sagt Frank Heil, der bei der Kreisverwaltung für die schulische Ausstattung zuständig ist. Auf Messen höre er häufig von Firmen, dass Schulabgänger keinen „normalen PC“ mehr bedienen können und sich nicht mit Textprogrammen auskennen; dass ihnen Tastenkombinationen fremd sind, weil Sonderzeichen wie @ auf dem Smartphone voreingestellt sind. „In der die Wirtschaft werden potente Rechner und Kenntnisse dafür gebraucht“, so Heil.

Im Februar überbrachte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stephanie Hubig den Förderbescheid über die 3,6 Millionen Euro – für ein Programm, das 2019 gestartet ist. 2,8 Millionen sind längst ausgegeben. Der Kreis hat sie vorgestreckt. Ein Eigenanteil von rund 400.000 Euro war von Beginn an eingeplant. Im Dezember 2024 läuft der Digitalpakt aus. „Der Bund sollte sich überlegen nachzulegen“, sagt der Schuldezernent Christoph Buttweiler. Schon sicher ist, dass es von Land und Bund nochmal knapp 460.000 Euro für die „Administration und Wartung digitaler Infrastrukturen“ obendrauf gibt. Der Kreis will eine Firma damit betrauen, die für alle 14 Schulen zuständig ist.

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