Interview „Der UN-Klimagipfel war ernüchternd“

Umweltpolitik und Gesundheitspolitik sind die bevorzugten Themenfelder des CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart.
Umweltpolitik und Gesundheitspolitik sind die bevorzugten Themenfelder des CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart.

Eckart von Hirschhausen hat mit zwei Co-Herausgebern ein Buch über Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen herausgebracht. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart hat auch einen Beitrag verfasst. Worum es darin geht, erzählt er im Gespräch mit Jörg Petri.

Herr Gebhart, von den drei Herausgebern des Buches ist Eckhart von Hirschhausen sicher der bekannteste. Kennen Sie ihn persönlich?
Persönlich getroffen haben wir uns leider noch nicht. Corona hat auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Wie kam es dazu, dass Sie für das Buch einen Beitrag verfasst haben?
Eine der Herausgeberinnen kam auf mich zu, weil ich durch meine frühere Tätigkeit als Parlamentarischer Staatssekretär im Gesundheitsministerium sowie als aktueller und früherer Klima- und Umweltpolitiker beide Themen gut kenne. Diese doppelte Perspektive erschien den Herausgebern interessant.

Worum geht es – kurz zusammengefasst – in Ihrem Text?
Dass Klimaschutz und Gesundheitsschutz eigentlich die zwei Seiten der gleichen Medaille sind: Der Klimawandel wirkt sich massiv auf unsere Gesundheit aus, umgekehrt wäre es in mehrfacher Hinsicht notwendig, unser Gesundheitssystem stärker nachhaltig auszurichten. Um beides zu erreichen, müssen wir Strukturen ändern. Dies mache ich in meinem Beitrag anhand von konkreten Beispielen deutlich.

Umweltpolitik und Gesundheitspolitik begleiten Sie seit vielen Jahren in Ihrer Arbeit. Wo fühlen Sie sich mehr zuhause?
Aktuell schon bei der Klima- und Umweltpolitik. Dies war meine erste politische Station. Und meine aktuelle Funktion als Obmann im Ausschuss für Klimaschutz und Energie macht mir viel Spaß. Nichtsdestotrotz habe ich auch mit Leidenschaft Gesundheitspolitik gemacht. Aber es gibt ein ungeschriebenes Gesetz im Parlament, wonach man den Arbeitsbereich wechselt, wenn man eine Regierungsfunktion abgibt.

Sie waren mehrfach als Teilnehmer bei Weltklimakonferenzen. Im November war die UN-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich. Die Bilanz schwankt zwischen „Meilenstein“ und „ernüchternd“. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Leider ernüchternd. Ich habe Sorge, dass die Meilensteine der vergangenen Jahre in Frage stehen, insbesondere der Pariser Klimavertrag und die Festlegung auf maximal 1,5 Grad Erwärmung. Ich habe es auch im Buch geschrieben: Weltweite Verträge über den Klimaschutz sind wichtig. Sie geben eine Richtung vor. Aber sie reichen bei Weitem nicht aus, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen. Der Schlüssel zur Lösung der Klimakrise liegt meiner Ansicht nach in technologischer Innovation, in Forschung und Entwicklung, in nachhaltigem Wachstum.

Alle Autoren des Buchs haben auf ein Honorar verzichtet. Stattdessen spendet der Verlag an die Stiftung „Gesunde Erde - Gesunde Menschen“. Was macht die Stiftung?
Die Stiftung wurde von Eckart von Hirschhausen gegründet und will Wissen über den Zusammenhang von Klimaschutz und Gesundheitsschutz vermitteln.

Weihnachtszeit ist Lesezeit. Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch?
Bei mir ist es aktuell das Buch „Demokratie braucht Religion“ von Hartmut Rosa, das es inzwischen auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Ich habe den Autor während meiner Unizeit am Lehrstuhl kennengelernt.

Info

Das Fachbuch „Jetzt oder nie: Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“, herausgegeben von: Jürgen Graalmann, Eckart Hirschhausen und Kerstin Blum, erschien am 30.11.2022 bei der MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. ISBN 978-3-95466-757-4

x