Kreis Germersheim Das Gesicht des Bauamtes geht

Verlässt seinen Arbeitsplatz, das Rathaus der Verbandsgemeinde Lingenfeld, und geht in den Ruhestand: Bauamtsleiter Rolf Bähr.
Verlässt seinen Arbeitsplatz, das Rathaus der Verbandsgemeinde Lingenfeld, und geht in den Ruhestand: Bauamtsleiter Rolf Bähr.

«Lingenfeld.» Er konnte schwere Sachverhalte so erklären, dass sie Bürger leicht verstanden. Er war das Gesicht der Bauabteilung der Verbandsgemeinde Lingenfeld. Und er wird künftig fehlen: Rolf Bähr geht nach 35-jähriger Amtszeit in Lingenfeld auf eigenen Wunsch heute mit 63 Jahren in den Ruhestand.

Bähr ist verheiratet, hat eine Tochter, einen Enkel und stammt aus Wörth. Als er sechs Jahre war, starb sein Vater. Bähr besuchte das Landauer Slevogt-Gymnasium, wollte Abitur machen. Auf Wunsch seiner Mutter war er nach der Mittleren Reife ab August 1971 bei der Wörther Gemeindeverwaltung tätig. 1973 schloss er die Ausbildung ab. Er studierte von 1977 bis 1981 an der Verwaltungs-/Wirtschaftsakademie Kaiserslautern und erhielt das Diplom. Ab 1981 war der Oberinspektor in Wörth tätig. Bähr hat „die Gemeinden wachsen gesehen“: Als er kam, wurde das erste Haus in den Heidenäckern in Lingenfeld gebaut: „Heute sind die Heidenäcker ältestes Baugebiet.“ Die Wirkung seiner Arbeit zu sehen, „mitzuhelfen, dass sich Gemeinden entwickeln können“, hat ihm Spaß gemacht. Er räumt aber ein: „Nicht immer lief es so, wie man es sich vorgestellt hat. Manchmal habe ich im Nachhinein gedacht, das hätte man besser machen können.“ Besser hätte die Rathaus-Erweiterung, laufen können. Aber: „Es gab Vorgaben. Die Entscheidung hat die Politik getroffen.“ Bei der Umsetzung habe sich gezeigt, dass die vielen Ebenen nicht sinnvoll seien. Interessant fand Bähr, dass „jede Ortsgemeinde eigene Philosophien hatte, es unterschiedliche Spannungsfelder gab, es kein 0815-Arbeitsplatz war“. Schmunzelnd erinnert er sich an einen Einsatz in Freisbach, wo er mitgeholfen habe, das Rathaus zu entkernen. „Teilweise legendär“ seien Schwegenheimer Ratssitzungen gewesen: „Zwei Stunden einstimmige Beschlüsse – und innerhalb fünf Minuten ist es eskaliert. Als neutraler Betrachter wundert man sich schon, wie so etwas möglich ist. Das hat mit Kommunalpolitik wenig zu tun.“ Bähr ist für Sachpolitik – und „von meinem letzten Chef (Frank Leibeck) begeistert“: „Maximale Informationen und möglichst Entscheidungen im Konsens machen Sinn.“ Als Bauamtsleiter sei sein Bestreben gewesen, „die Leute mitzunehmen, zu versuchen, die Vorstellung für Grund, Sinn und Zweck zu wecken, Sachen objektiv zu erklären, verständlich aufzubereiten“. Eine Entwicklung, mit der er Probleme hat: die zu emotionsgeladene Debatte über das Gefahrstofflager. „Wenn ich für die Landesverteidigung bin, muss ich bestimmte Dinge billigend in Kauf nehmen. Ich kann als Mitarbeiter der Verwaltung über so ein Projekt nicht entscheiden, aber dafür sorgen, dass maximale Sicherheitsvorrichtungen getroffen werden.“ Man könne nicht grundsätzlich dagegen sein, wenn sich nebenan ein Gewerbebetrieb befinde, wo Ähnliches gelagert werde. Bährs Gefühlslage? „Es war Wehmut dabei, als ich gesagt habe, dass ich gehe.“ Das Loslassen fiel ihm leichter, als sein Nachfolger Michael Frey kam. An die freie Zeit „kann man sich gewöhnen“, sagt Bähr – „nicht mehr um 5.30 Uhr aufstehen müssen und abends um 23 Uhr heimzukommen.“ Wie er die nutzt? Sein Stolz ist sein kleiner Enkel Frederick.

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