Wir über uns Bloß nicht nochmal 17 sein
Was ich brauche, um unseren Wohnwagen samt dem entsprechen Auto fahren zu dürfen ist der „Anhängerführerschein der Klasse BE als Ergänzung des bestehenden B-Führerscheins für Pkw“. Soso! Und was das für mich konkret bedeutet beginnt – wie so oft im Leben – mit nerviger Bürokratie: Unterlagen beantragen, Nachweise zusammen suchen, natürlich schon mal Geld bezahlen und den Durchmarsch durch den deutschen Behörden-Dschungel meistern.
Dann geht es in die Praxis und das heißt nix anderes als Fahrstunden nehmen. Ich halte mich überstreng an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, blinke wie eine Verrückte, verrenke mir fast den Hals vom exzessiven Schulterblick, weil „das will der Prüfer alles sehen“, wie mein Fahrlehrer mir eintrichtert. Neben dem korrekten Verhalten im Straßenverkehr wird auch das An- und Abhängen und das Rangieren mit dem Anhänger geprüft. Wird alles geübt, kein Ding!
Dann ist sie gekommen – die Fahrprüfung. Ich bin bereits seit Tagen ein nervliches Wrack. Wollte mehrfach alles einfach sein lassen, gehe mir und meiner Umgebung mit meiner Nervosität, Angst und dem großen inneren Unwillen unglaublich auf den Zeiger. Wie bin ich nur auf die dumme Idee gekommen, mich mit fast 40 Jahren nochmal in eine solche Prüfungssituation zu begeben? Mit 17 steckt man das deutlich besser weg, behaupte ich rückblickend. Und tatsächlich bin ich wohl mit Abstand die aufgeregteste Person auf dem Landauer TÜV-Gelände, das von seiner mit Angst und Enttäuschung gefüllten, männlich-dominierten Aura so gar nix verloren hat in den letzten Jahrzehnten. So scheint es mir zumindest.
Ich bestehe meine Prüfung auf Anhieb, kann trotzdem nichts Gutes an der ganzen Sache finden und habe die eigentliche Anstrengung erst noch vor mir: Die erste Fahrt in den Campingurlaub, bei der ich am Steuer sitze und mein Mann neben mir. Laut ihm fahre ich wahlweise zu schnell oder zu langsam. Bin mal zu unsicher unterwegs und mal scheine ich „zu vergessen, dass da noch ein Anhänger dran ist!“ Ich schaue zu wenig oder auch in den „falschen“ Spiegel, nutze das Navi nicht ordnungsgemäß und selbst der Radiosender ist nicht in Ordnung. Puh, naja. Muss er sich halt noch dran gewöhnen, dass ich nun auch am Steuer sitze und die Wohnbüchse ziehe. Hauptsache der Urlaub ist schön.