Kreis Germersheim Blau-rosa FlaK sorgt in Kaserne für Furore

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Germersheim: Die Luftwaffe feiert heute das 50-jährige Bestehen der Südpfalz-Kaserne mit einem Festakt. Weil das hier stationierte Ausbildungsbataillon Soldaten auf den Auslandseinsatz vorbereitet, hat es ein Alleinstellungsmerkmal. Die Bedeutung der Kaserne ist gestiegen. Regelmäßige Ministerbesuche zeigen das.

Im August 1965 bezog ein Vorkommando des III. Bataillons des Luftwaffenausbildungsregimentes 4 1965 die neue Kaserne an Germersheims südlichem Stadtrand. Am 27. September, folgte der Rest der zuvor in Leipheim stationierten vier Kompanien. Offiziell wurde die Kaserne am 1. März 1966 eingeweiht und nach Generalleutnant Hans Graf von Sponeck benannt. Am Montagabend feiert die Bundeswehr mit geladenen Gästen das 50. Jubiläum der nun Südpfalz-Kaserne heißenden Liegenschaft mit einem Festakt. Das 15-köpfige Vorkommando unter der Führung von Hauptfeldwebel Laugsch übernahm am Bahnhof in Germersheim das komplette Mobiliar für die Kaserne und richtete diese zusammen mit Mitarbeitern der Standortverwaltung ein. Das steht in der in diesem Jahr erschienenen Chronik des in der Südpfalz-Kaserne stationierten Luftwaffen-Ausbildungsbataillons. Versorgt wurden die Soldaten anfangs in der Stadtkaserne. „Es fehlt zunächst an allem“, heißt es in der Chronik. Am 1. Oktober 1965 werden dem Ausbildungsbataillon zwei weitere Kompanien aus Ulmen und Nörvenich angegliedert. Drei Tage später rücken die ersten Rekruten in die Kaserne ein, die damals weder einen Standortübungsplatz noch eine Schießanlage hat. Geübt wird also auf umliegenden Bauernhöfen, geschossen in Karlsruhe und Bad Bergzabern. 1966 erhält die 9. Kompanie den Auftrag Unteroffizierslehrgänge abzuhalten. Im Juni findet das erste öffentliche Gelöbnis im Rheinstadion statt. Um der Öffentlichkeit einen Blick hinter die Kulissen der Kaserne zu ermöglichen, öffnet diese am 9. Juni 1968 ihr Tor zu einem Tag der offenen Tür; ferner werden Patenschaften mit der Stadt und Dörfern im Umland eingegangen, wo man sich regelmäßig trifft und immer wieder Gelöbnisse stattfinden. Im März 1975 wird die Patenschaft mit in Germersheim stationierten US-Streitkräften besiegelt. Am 12. September 1975 ist das erste Festungsschießen, an dem sich bis heute auch Vertreter des öffentlichen Lebens beteiligen. In der Chronik findet sich auch folgender interne Vorfall: „In einer Nacht- und Nebelaktion malen bis heute offiziell unbekannte Täter die vor dem Gebäude 3 stehende FlaK 8,8 rosa und blau an und richten das Geschützrohr auf das Stabsgebäude aus.“ Die in Sichtweite des Tatorts gelegene Wache meldet „keine besonderen Vorkommnisse“. Diese wird mangels Täters „Zielpunkt der ’Empörung’ des Regimentskommandeurs“. Der im Oktober 1966 dem Bataillon unterstellte Sanitätsstaffel wird 1989 um eine Arztgruppe Betriebsmedizin ergänzt. Im Jahr nach der Grenzöffnung der DDR unterstützt das Bataillon die Nationale Volksarmee bei der Grundausbildung. Immer wieder besuchen ranghohe Militärs die Sponeck. 1992 stattet der Kommandeur des Luftwaffenausbildungskommandos Generalmajor Hartmut Olboeter, der Vater des derzeitigen Bataillonskommandeurs, Oberstleutnant Maximilian Olboeter, einen Truppenbesuch ab. Der letzte Unteroffizierslehrgang in der Kaserne endet Ende 1998. Weil die Bundeswehr an den Kriegsschauplätzen der Welt zunehmend von den Bündnispartnern gefragt ist, werden ab 1999 in Germersheim Soldaten auf ihren Auslandseinsatz vorbereitet. Seit damals besuchten alle Verteidigungsminister die Sponeck-Kaserne – mit einer Ausnahme: die aktuelle Ministerin Ursula von der Leyen (CDU). Apropos Frauen: Ab Anfang 2001 werden die ersten Soldatinnen in der Sponeck auf mögliche Kampfeinsätze vorbereitet. Bis dato (seit 1975) waren Frauen auf freiwilliger Basis nur für den Sanitätsdienst bei der Bundeswehr zugelassen. 2003 wird die einsatzvorbereitende Ausbildung der Luftwaffe in Germersheim zentriert. Inzwischen müssen alle Soldaten, die bei der dienen, zum Ausbildungsbataillon nach Germersheim, dem seit der Bundeswehrreform 2011 auch eine Kompanie in Roth/Bayern unterstellt ist. Die im Juni von Sponeck- in Südpfalz-Kaserne umbenannte Liegenschaft ist „das Tor zur Luftwaffe“. Aufgrund der gestiegenen Bedeutung des Bataillons für die Bundeswehr soll sie mit Millionenaufwand saniert werden: Ein Teil der Gebäude soll renoviert, andere sollen abgerissen und neu gebaut werden. Anfänge sind gemacht, aber es geht nicht so schnell weiter, wie man es in der Kaserne gern hätte (wir berichteten mehrfach). Seit der Auflösung des Luftwaffen-Materialdepots 2010, dessen Gelände aufgrund unmittelbarer Nachbarschaft inzwischen in die Südpfalz-Kaserne integriert ist, ist diese die einzige in Germersheim verbliebene Kaserne – von einst sieben militärischen Einrichtungen der Bundeswehr. (gs)

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