Südpfalz/Brüssel Beschluss zum Aus des Verbrenners live erlebt

Team Schneider (inklusive Mitarbeiter und Praktikanten) beim Rare Disease Run.
Team Schneider (inklusive Mitarbeiter und Praktikanten) beim Rare Disease Run.

Im Europäischen Parlament in Strasbourg tummeln sich etliche junge Praktikanten, die versuchen innerhalb von mehreren Wochen einen Einblick in die Politik Europas zu bekommen. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Linda Engel war eine von ihnen.

Besonders interessant war für mich, vier völlig unterschiedliche Parlamentswochen bei Christine Schneider zu erleben. Sie ist seit 2019 Abgeordnete des Wahlkreises Rheinhessen-Pfalz für die Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament. Es begann mit der Plenarwoche in Straßburg, bei der ich nicht nur der viel diskutierten Abstimmung zum Aus des Verbrennermotors, sondern auch einer Rede von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum traurigen einjährigen Jubiläum des Angriffs Russlands auf die Ukraine live im Plenarsaal beiwohnen durfte.

Abstimmungen über Gesetze fanden an mehreren Tagen statt. Zugegeben: Am ersten Tag konnte ich gar nicht erfassen und begreifen, was vonstatten ging. Alles geht furchtbar schnell: die Parlamentspräsidentin Roberta Metsola oder ein Vertreter aus ihrem Präsidium ruft die Gesetzesvorlagen aus, die Fraktionsvorsitzenden, die ganz vorne Platz nehmen, signalisieren ihren Mitgliedern wie sie abzustimmen haben, während diese in Papier- oder Digitalformat nochmals kontrollieren wie sie abstimmen und ihre Stimme entweder per Handzeichen oder per namentlicher Abstimmung einreichen. Das Ergebnis wird kurz verkündet und schon geht es direkt weiter mit der nächsten Abstimmung. Das alles in einer immensen Geschwindigkeit!

Von einer Sitzung zur nächsten

Meine zweite Woche war eine Wahlkreiswoche, parlamentsintern grüne Woche genannt, in der die Abgeordneten nicht vor Ort im Parlament, sondern in ihren Wahlkreisen sind. So besteht für das Team in Brüssel die Möglichkeit sich von der stressigen Woche in Straßburg zu erholen, „und von ihren Abgeordneten“ wie Schneider lachend erklärt. Die anschließenden zwei Wochen in Brüssel waren gefüllt mit Ausschusssitzungen, Fraktionssitzungen, sowie Gesprächen mit anderen Abgeordneten und Veranstaltungen zu besonderen Thematiken.

Für das Team Schneider gab es überdies einen Höhepunkt in der Brüsseler Fraktionswoche. Gemeinsam nahmen wir am Rare Disease Run, einem weltweiten, virtuellen Spendenlauf anlässlich des Tages der seltenen Erkrankungen teil. Zu siebt, in einheitlichem Shirt und mit Startnummern ausgestattet, sorgten wir auf der Terminkalender bedingten kurzen Laufrunde im Park zwischen Kommission und Parlament für einige neugierige Blicke. Als Patientin mit seltener Erkrankung durfte ich ein Social Media Posting für Frau Schneider zum Tag der seltenen Erkrankungen vorbereiten und hatte die Lauf-Teilnahme vorgeschlagen. Bei der Aufnahme zum Social-Media-Posting sah ich Schneider übrigens von ihrer persönlichen Seite.

In unterschiedliche Themen einarbeiten

Schneider ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft sowie ordentliches Mitglied im Ausschuss für die Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter sowie im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. In die Arbeit all dieser Ausschüsse erlangte ich während meiner drei Wochen vor Ort in Brüssel sowie der Woche der Plenarsitzungen in Straßburg Einblicke. Mich hat es fasziniert, mit welch’ unterschiedlichen Thematiken sich Schneider und ihr Team befassen dürfen, für welch Themenfelder sie durch intensive Einarbeitung Experten sind. Unmöglich war es für eine kurzzeitige Praktikantin wie mich zu erfassen, wie tiefgreifend die Problemfelder sind und welch Verhandlungen vor der Abstimmung von Gesetzen von Nöten sind. Aber zumindest konnte ich eine Vorstellung davon erhalten und mir wurde bewusst, wieso die Abgeordneten in Europa für manches, wie viele in der Gesellschaft die Meinung vertreten, „so lange brauchen“.

Im Team Schneider war ich nicht die einzige Praktikantin. „Mir ist es wichtig, dass jeder der bei mir ein Praktikum machen möchte, tatsächlich auch die Chance bekommt dieses zu absolvieren“, sagte Schneider. Während Corona durften keine Praktikanten ins Parlament, „deshalb überschneiden sich Praktikumszeiträume nun zum Teil“.

Abseits des Praktikums kann ich von drei schönen belgischen Städten (Brüssel, Gent und Leuven), einem regnerischen UEFA-Conference-League-Spiel in Anderlecht, einem unvergesslichen 1-Tages-Trip nach Amsterdam sowie davon, dass ich mich zwischen Pommes, Waffeln und Schokolade wie die Kleine Raupe nimmer satt gefühlt habe, berichten.

Christine Schneider und Linda Engel in Brüssel.
Christine Schneider und Linda Engel in Brüssel.
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