Bellheim Bellheimer bringt Hilfsgüter in die Ukraine
Die Tragödie des Ukraine-Krieges löst auch bei vielen Mitmenschen in der Südpfalz persönliche Dramen aus. Nicht wenige haben Familie und Freunde in dem umkämpften Land. Das sich die Liebsten bald in so großer Gefahr befinden würden, und das es so nah bei uns zu so viel Leid kommen würde, das war vor kurzem noch unvorstellbar.
Familie bleibt in der Ukraine
Victor Golub ist vor 20 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland gezogen, lebt heute mit seiner Familie in Bellheim. Als Ende Februar Russland sein Heimatland überfällt, fährt er hin. Um seine Geschwister, die noch in der Zentralukraine leben, heraus zu holen. Aber die wollen nicht. „Sie sind schon im Rentenalter, haben dort ihre eigenen Kinder, die nicht weg können. Es waren lange, schwierige Gespräche“, erinnert sich Golub. Er sei selber in Versuchung gewesen, zu bleiben, sich dem Kampf anzuschließen. Aber sein Leben ist jetzt in Deutschland, hier sind seine Frau und seine Kinder, die ihn brauchen.
Die Entscheidung fällt ihm bis heute schwer. „Ich bin ganz verzweifelt“, sagt er. Der Lastwagenfahrer wollte unbedingt helfen, so gut er kann. „Auch meinen Chef hatte die Situation sehr mitgenommen. Er sieht ja, was es mit mir und meinem Zwillingsbruder macht, der auch in der Spedition arbeitet.“ Die Spedition Gaab aus Karlsruhe, die die beiden Brüder anstellt, versucht seitdem nach ihren Möglichkeiten zur Hilfeleistung beizutragen. Dafür arbeiten sie mit den Vereinen „Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold“ und „Ukrainer in Karlsruhe“ zusammen, die Sachspenden sammeln.
Stadt war voll mit Flüchtlingen
Am 8. März machte sich Golub wieder auf den Weg. Sein Lastwagen war vollgepackt mit Hilfsgütern, mit Decken, Isomatten, Pampers, Babynahrung und vielem mehr. Sein Ziel war ein Waisenhaus in einer kleinen Stadt 40 Kilometer entfernt von der Grenze. Der Krieg ist so weit im Osten des Landes noch nicht angekommen. Golub war keiner Gefahr ausgesetzt. Doch die Stadt war voll von Flüchtlingen. „Das Waisenhaus, die Schulen und Kindergärten in der Gegend, überall sind Vertriebene. Ich habe eine Mutter kennen gelernt, die dort mit ihren acht Kindern in einem Zimmer gelebt hat.“ Was die Kleinen ihm erzählt haben, das möchte niemand von einem Kind hören, sagt er. Und denkt an seine eigenen Kinder.
Golub möchte sich besonders beim Handballverein TV 03 Wörth bedanken, die fleißig Hilfsgüter gesammelt haben. Bei seinen Geschwistern in der Ukraine sei es bisher glücklicherweise noch ruhig geblieben – bis auf einen Bruder, in dessen Stadt es bereits heftige Kämpfe gab. Er selbst wird den Trip hinter die Grenze bald wieder antreten: Am 31. März wird er die nächste Ladung an Spendengütern an das Waisenhaus liefern.
Info
www.dhnn.de
www.ukrainer-in-karlsruhe.org/
Der Verein Ukrainer in Karlsruhe nimmt in ihrem Lager in der Fiducia Straße 10 C Sachspenden entgegen.