Kreis Germersheim Bausätze für 40-Tonner

Penibel werden die Teile bei der Verladung kontrolliert und registriert, damit der richtige Bausatz am Zielort landet.
Penibel werden die Teile bei der Verladung kontrolliert und registriert, damit der richtige Bausatz am Zielort landet.

«Wörth.» Gleich am Anfang räumt Peter Ohler mit einem Gerücht auf: „Nein. Hier werden keine fertig gebauten Lkw für den Versand wieder zerlegt. Wir packen Einzelteile in Kisten und Container und am Bestimmungsort werden die Fahrzeuge erstmals zusammengebaut.“ Peter Ohler ist Chef der Abteilung CKD und feierte gestern mit seinen rund 500 Leuten den 750.000. Mercedes-Benz-Lastwagen, der zerlegt im Container auf die Reise zum Kunden geht. Der Lastwagen kommt in 2500 Einzelteilen am Zielort an Das CKD-Center – die Abkürzung steht für das englische Completely Knocked Down, was ungefähr so viel heißt wie komplett zerlegt – liefert seine Bausätze weltweit in 60 Länder. Der weiße Actros auf dem Foto wird gerade für die Reise zu Mercedes-Benz in Südafrika fertiggemacht. Der beladene Container wird direkt vom Containerkran aus dem benachbarten Contargo-Terminal abgeholt, auf ein Rheinschiff verladen und tritt dann über Rotterdam oder Antwerpen die Übersee-Reise an. Nach Südafrika dauert diese Reise bis zu vier Wochen. „Unsere Kunden sind Mercedes-Benz Gesellschaften oder Lizenzpartner“, erzählt Ohler beim Rundgang durch sein CKD-Reich. „Die haben vor Ort die Möglichkeiten, die Lastwagen zu montieren, ehe sie zum Endkunden gehen.“ Je nach Kundenwunsch wird so ein Actros in bis zu 2500 Einzelteilen geliefert. Als Beispiele nennt Ohler die Fahrerkabinen, die mit kompletter Innenausstattung und Instrumententafel oder eben in allen Einzelteilen geliefert werden. Im Labor werden eigene Verpackungen entwickelt Der Rundgang stoppt am Labor. Dort entwickeln Daimler-Mitarbeiter die Verpackungen für die jeweiligen Lkw-Teile. „So ein Container wird über Schiffe, Straßen, Bahnen transportiert. Überall gibt es Erschütterungen, kann er kippen“, sagt der CKD-Manager. „Aber kaputtgehen darf dabei nichts.“ Die Verpackungen aus Holz, Kartonage, Folie sind für jedes Teil maßgefertigt und haben einen Sturz-, Kipp- und Rütteltest hinter sich. Wenn alles im Container sitzt, werden die letzten Freiräume von der abteilungseigenen Schreinerei verstrebt, damit im Container nichts rutscht oder wackelt. Die Holzkonstruktionen kommen übrigens zurück nach Wörth und werden wiederverwendet. Über Plastikmüll in den Weltmeeren macht man sich auch in Wörth Gedanken. So soll in den wasserdichten Kartonageverpackungen die Plastikfolie ersetzt werden, gemeinsam mit Kartonageherstellern wird nach einer Lösung gesucht. „Die Verpackung muss ja nicht überall tropischen Regenfällen standhalten“, nennt Ohler einen Ansatzpunkt. „In Saudi-Arabien regnet’s eh kaum und in Russland kommen die Lieferungen direkt in große Hallen.“ Eine Art Prototyp entsteht ein paar Meter weiter. „Der erste Euro 6 Lkw der als CKD-Montagesatz Wörth verlässt “, erzählt Ohler. Er geht nach Taiwan und Mitarbeiter des taiwanesischen Lizenzpartners bauen den Lkw gemeinsam mit Wörther Kollegen zusammen. Als Training sozusagen. Zwei Wörther Monteure werden im Sommer mit dem Montagesatz nach Taiwan reisen, um vor Ort bei der Montage zu helfen. Für CKD-Modelle gelten schließlich dieselben Qualitätsansprüche wie für fertig ausgelieferte Lkw, betont der Chef. Zoll und Frachtkosten entscheiden über CKD 1966 begann die weltweite Lieferung noch auf herkömmlichem Weg über Land. Seit 1977 gehen die Lkw in Containern per Schiff auf die Reise. „Daimler war auch für uns der Start“, erklärt Peter Schlegel vom benachbarten Contargo Container Terminal. So lange der Rhein genügend Wasser hat, werde auch der Schiffstransport zu den Nordseehäfen genutzt, ergänzt Ohler. „Das ist der umweltfreundlichste und billigste Transportweg.“ Und der direkte Zugang vom Werksgelände zum Terminal ist auch nicht unpraktisch. Nicht nur Entfernungen, auch Kosten spielen eine Rolle bei der Entscheidung, ob ein Land mit Montagebausätzen beliefert wird. Der Zoll macht den Unterschied, kann bis bis zu 60 Prozent weniger Frachtkosten gegenüber einem fertigen Lkw ausmachen. Lateinamerika wird vom Werk in Brasilien mit CKD-Montagesätzen bedient, sonst kommt alles aus Wörth. Von A wie Australien bis Z wie Zypern, wie es in einer Daimler-Mitteilung zum Jubiläum heißt. Wirtschaft

Der Staplerfahrer schiebt das Führerhaus des Actros in den Container. Vier Führerhäuser passen in einen Container, drei weitere
Der Staplerfahrer schiebt das Führerhaus des Actros in den Container. Vier Führerhäuser passen in einen Container, drei weitere nehmen die restlichen Teile für vier Lastwagen auf. Deshalb werden Laster gerne als Viererpack verschickt.
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