Kandel Bauernprotest: Blockade am frühen Montagmorgen

Das Protest formiert sich am frühen Morgen.
Das Protest formiert sich am frühen Morgen.

Mehr Traktoren als geplant haben sich an der Aktion in Kandel beteiligt. So war die Situation an den blockierten Autobahnzufahrten.

Montagmorgen, kurz nach 5 Uhr. Das Thermometer zeigt noch wenige Minusgrade an, im Aldi Markt werden gerade die Regale eingeräumt. Draußen auf dem großen Parkplatz an der Lauterburger Straße stehen zwei große Traktoren. Landwirt Martin Runck aus Freckenfeld und Winzer Lukas Heintz aus Minfeld sind die ersten, die sich hier eingefunden haben. Sie möchten an der vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd organisierten Protestveranstaltung gegen die Kürzungen der Agrarsubventionen durch die Bundesregierung teilnehmen.

Der Nachwuchs geht auf die Straße

Und sie werden nicht alleine bleiben. Viele ihrer Berufskollegen aus Kandel, aber auch aus den benachbarten Gemeinden wie Winden, Steinweiler, Steinfeld, Kapsweyer oder Erlenbach, treffen nach und nach ein. Sie kommen mit großen Traktoren, Weinbergschleppern oder anderen landwirtschaftlichen Zugmaschinen. Teilweise haben sie große Schilder montiert, auf denen ihre Beweggründe zu lesen sind: „Wir zerstören keine Landschaft. Wir erhalten und pflegen sie und das seit Generationen!“ oder „Importe nur bei gleichen Produktionsstandards!“ Und der 17-jährige Nils fürchtet gar um seine Existenz: „Eure Agrarpolitik zerstört meine Zukunft“.

Die Autobahnauffahrt Kandel-Süd wird blockiert.
Die Autobahnauffahrt Kandel-Süd wird blockiert.

Man spürt, dass die meist jungen Landwirte und Winzer sehr sauer sind. Auf die Regierung in Berlin zum einen, aber auch auf die Kritiker, die eigentlich alles aus dem Blickwinkel der städtischen Bevölkerung betrachten. „Wie es uns auf dem Land ergeht, will keiner mehr wissen“, sagt ein Gesprächspartner. Und den allermeisten Politikern fehle der Einblick in die echte Lage der landwirtschaftlichen Betriebe, ja der Landbevölkerung insgesamt.

So kurz nach 5.30 Uhr setzt sich der Konvoi in Bewegung. Vom Aldi-Parkplatz fahren die Bauern in Richtung Autobahnzufahrt Kandel-Süd. Hier werden sie schon erwartet, von Beamten der Wörther Polizei, die mit zwei Einsatzfahrzeugen vor Ort sind. Sie müssen für die Absperrung der Straße sorgen und dafür, dass es nicht zu Unfällen kommt. Einige Traktoren fahren gleich durch und blockieren die Zufahrt zur A 65 in Richtung Landau.

Die Polizei hilft, den Weg nach Dortmund zu finden.
Die Polizei hilft, den Weg nach Dortmund zu finden.

Offen bleibt allerdings die Zufahrt Richtung Wörth/Karlsruhe, so dass alle Fahrzeuge, die über die B 9 aus Richtung französische Grenze kommen, hier abbiegen können. Viele Probleme werden so vermieden. Nur ein Autofahrer mit Offenburger Kennzeichen ist scheinbar etwas verwirrt. Der Mann aus dem Elsass meint im ersten Moment zwar, „die sind noch schlimmer als die Franzosen“, zeigt dann aber Verständnis für die Demonstranten. Bloß weiß er nun gar nicht mehr, wie er am schnellsten nach Dortmund kommt, wo er seinen Arbeitsplatz hat. Die Polizisten helfen ihm gerne, und schon kann er seine Fahrt fortsetzen und in Wörth Dorschberg umdrehen.

Der Zubringer ist dicht

Anders sieht es auf dem Zubringer aus. Wer trotz aller Vorankündigungen nicht informiert ist, der hat Kandel über die Lauterburger Straße verlassen und steht bald im Stau. So kommt eine Dame aus der Nachtschicht und möchte ins elsässische Roppenheim fahren. Sie kennt sich nicht gut aus und wartet erst einmal ab. Verständnis zeigt aber auch sie: „Alles wird teurer!“

Eine Pflegekraft und eine Erzieherin sind auf dem Wege zur Arbeit, sehen sich erst einmal um, schauen ständig auf die Uhr. Aber auch sie zeigen viel Verständnis für die Proteste, freuen sich dann über den Tipp, doch über die Auffahrt Kandel-Mitte zu fahren, die sei von der Blockade überhaupt nicht betroffen.

Mehr Teilnehmer, als erwartet

Im Stau stehen bleiben müssen zunächst gleich mehrere Linienbusse, die auf der schmalen Straße nicht umkehren können. „Da ist nichts zu machen. Hoffentlich passiert kein Unfall“, sagte ein Fahrer, das sei das Wichtigste. Aber dafür wurde auch gut vorgesorgt, sagt Nikolas Meyer aus Steinweiler, der hier als Versammlungsleiter fungiert. Eigentlich habe man mit etwa 20 Teilnehmern gerechnet, so Meyer. Dass nun doch doppelt so viele gekommen seien, das zeige einmal mehr, wie sehr die Landwirte mit dem Rücken zur Wand stehen. Meyer zeigte sich erfreut über darüber, wie seine Berufskollegen zusammenstehen.

Nach Abschluss der Aktion in Kandel Süd bewegte sich der Tross dann über die A65 weiter in Richtung Wörth. Eine Weiterfahrt über die Rheinbrücke wurde allerdings abgebrochen, weil es hierfür keine Genehmigung gegeben hatte.

Die Traktoren waren mit Schildenr ausgestattet.
Die Traktoren waren mit Schildenr ausgestattet.
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