Kreis Germersheim Aus Kreisbeigeordnetem wird „PalzPepperoni“

Kreis Germersheim. Gleich zu Beginn des Gespräches macht der dritte Beigeordnete des Landkreises Germersheim darauf aufmerksam, dass er zum Ende seiner Amtszeit nichts vorzuzeigen habe im üblichen Sinne der Politik. „Ich habe weder Brücken gebaut noch große Öffentlichkeitsarbeit gemacht“, erklärt Andy Becht (FDP). Aber es sei ihm als Dezernent für Gesundheit und Verbraucherschutz in den vergangenen fünf Jahren gelungen, Impulse zu geben.

Nach den Sommerferien, wenn im September oder Oktober die neuen Beigeordneten vom Kreistag gewählt werden, steht der Bellheimer Becht nicht mehr zu Wahl. Seine FDP gehört nicht mehr zum Mehrheitsgefüge aus CDU, Freien Wählern und Grünen. „Ich werde dann ganz normal wieder Kommunalpolitik machen und mich auch auf die Landtagswahl konzentrieren“, gibt Becht einen Ausblick auf seine politische Zukunft. Sprecher der Zwei-Mann-FDP-Fraktion im Kreistag wird Gerhard Löwer (Bellheim) bleiben, „aber ich werde mich sicher das ein oder andere Mal zu Wort melden“, sagt der rhetorisch versierte Rechtsanwalt. Im Rückblick auf die Arbeit als Kreisbeigeordneter sieht Becht sein Engagement um das Thema Inklusion und die oft langwierigen, aber letztlich reibungslosen Umsetzungen von EU-Verordnungen im Lebensmittelrecht als Schwerpunkte seiner Amtszeit. „Es ist nicht immer ganz einfach, einen Bäcker, Lebensmittler oder Metzger davon zu überzeugen, dass das, was er seit vielen Jahren macht, nicht mehr richtig ist.“ Statt auf die Erkenntnisse, die den neuen Verordnungen zugrunde liegen, einzugehen, werde dann lieber auf das EU-Monster in Brüssel geschimpft, gibt Becht Erfahrungen wieder. An oberster Stelle seiner Arbeit sieht Becht sein Engagement beim Thema Inklusion. Erst als er sich von Amts wegen intensiv damit befasste, habe er verstanden, dass Inklusion weit mehr ist, als behindertengerechte Schulgebäude und gemeinsamer Unterricht. Er zitiert die UN-Behindertenrechtskonvention, die keineswegs nur Barrierefreiheit fordere, sondern vielmehr die Abkehr von Schönheits-, Fitness- und Leistungsbereitschaftswahn. „Inklusion sollte das Leitbild einer Gesellschaft sein, in der alle Teilhabe an allem haben können“, so Becht. „Ich weiß, dass ich in der Verwaltung damit gelegentlich genervt habe“, räumt er ein. Er habe halt das Gefühl, dass sich der tatsächliche Inhalt des Begriffes „Inklusion“ noch lange nicht in allen Köpfen verbreitet hat. Deshalb habe er auch die „Arbeitsgemeinschaft Inklusion“ in der Verwaltung gegründet. „Ich hoffe, dass mein Nachfolger sie weiterführt“, so Becht. Auch seinen Vorsitz im südpfälzischen Psychiatriebeirat sieht Becht unter dem Aspekt Inklusion. „Es geht einfach darum, das Andere anders sein zu lassen und nicht zu bekämpfen, nur weil es nicht normal ist“, formuliert der FDP-Politiker. Seine Erkenntnisse zum Thema Inklusion will Becht in seine politische Arbeit im Kreistag und im Bellheimer Gemeinderat einbringen. Ansonsten freut er sich über mehr Freizeit, für die er aber schon Verwendung gefunden hat. Seine neue Firma „PalzPepper“ soll die Pepperonisoße (Vorbild: Tabasco) vermarkten, die er aus selbst angebauten Chilis herstellen will. Und die Musik bekommt wieder Zeit: Zusammen mit Bandkumpel Mario Siegmayer hat er ein Schallplattenlabel gegründet. (tom)

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