Westheim Annelore und Erhard Sinn feiern Eiserne Hochzeit

Seit 65 Jahren verheiratet: Annelore und Erhard Sinn .
Seit 65 Jahren verheiratet: Annelore und Erhard Sinn .

Wenn sich eine Westheimerin und ein Zeiskamer in Lingenfeld kennenlernen, kann daraus etwas ganz Besonderes erwachsen: Eine Liebe, die seit 65 Jahren hält. Annelore und Erhard Sinn feiern deshalb am Dienstag Eiserne Hochzeit.

Zurück ins Jahr 1955, in die Fastnachtszeit: Ein 23-jähriger fescher Kerl aus Zeiskam namens Erhard Sinn will Freunde in Lustadt besuchen, trifft diese aber nicht an. Im Gasthaus „Schnecke“ teilen ihm Bekannte mit, dass es in Lingenfeld Fastnachtsmusik gibt. Und dort war ein fesches Mädel aus Westheim, die 16-jährige Annelore Kämmer mit ihrer Clique. Dann war Damenwahl: Die Blondine fackelte nicht lange und schnappte sich den Schwarzhaarigen für einen Tanz: „Er hat mir gefallen“, begründet sie. Und er? „Ich war frei, hatte keine Freundin. Und sie war ein schönes Mädchen“.

Aber das war’s erstmal. Denn ein Freund, der Erhard begleitet hatte, bat ihn, zwei Mädchen nach Schwegenheim zu fahren. So ein Pech! Das große Glück: Wenige Wochen später sahen sich die Beiden beim Vereinsball in Westheim wieder. Sie saßen beieinander, unterhielten sich, lernten sich besser kennen. Treffen folgten und häuften sich – meist mittwochabends, nachdem Annelore die Singstunde des Kirchenchors im Gasthaus „Zum Ochsen“ besucht hatte.

Mit dem Lkw zum Rendezvous

Erhard, der Fuhrunternehmer war, kam aber nicht nur mit dem Auto, sondern nach der Arbeit mit dem Lkw, manchmal mit dem Motorrad und sonntags zu Pferd nach Westheim. Ein „besonderes Ereignis“ war für die junge Annelore, als Erhard sie mit dem Lkw zum Großmarkt nach München mitnahm. An den ersten Kuss erinnern sich beide nicht mehr genau: „Auf jeden Fall hat es länger als ein halbes Jahr gedauert“, weiß die heute 83-Jährige noch. Wo? Wahrscheinlich im Auto! „Meine Eltern haben lange nichts gewusst“, verrät die Westheimerin. Sehr wichtig: „Die Religion hat gestimmt.“ Soll heißen: Beide sind evangelisch. „Das war damals ein heißes Eisen“, bekräftigt Erhard.

Das Weihnachtsfest 1956 war für sie gleich doppelt schön, denn das Paar verlobte sich. Am 7. Juni 1957 sagten sie im Westheimer Standesamt, dann in der Speyerer Gedächtniskirche zueinander Ja. „Es war schon etwas Besonderes, in der Gedächtniskirche zu heiraten“, sagt Annelore. Die Feier fand im kleinen Kreis statt: „Es gab Gelleriewe, Erbsen und Kotelett“, erinnert sich Erhard. Am nächsten Tag ging es mit einem befreundeten Paar in den Kurzurlaub – nach Dachau sowie an den Weißen- und an den Bodensee. Erhard besaß ein Auto, einen Ford M 12. „Es waren vier schöne Tage“, betonen beide. Zwei Dinge blieben besonders hängen: Um ihre Heirat nachzuweisen, mussten sie das Stammbuch vorlegen. Und: In Meersburg gönnten sie sich Eisbecher für jeweils 3,80 Mark.

Großes ehrenamtliches Engagement

1958 kam Sohn Wolfgang, 1961 Sohn Rainer zur Welt. Zunächst wohnte das Paar in der Hauptstraße 136 bei den Eltern der Braut, dann im Wiesenweg 146 bei den Großeltern. Im Laufe der Zeit haben sie das Gebäude umgebaut, erneuert. Beide sind sich einig, dass die 65 Jahre „viel zu schnell vorbei gegangen“ sind, es „Höhen und Tiefen“ gab. „Bei uns hat es auch mal gekracht“, gesteht Annelore. Schiebt aber sofort nach: „Man kann aber nicht immer beleidigte Leberwurst spielen, nicht gleich bei jeder Gelegenheit davonlaufen!“

Davongelaufen sind die Sinns auch nicht vor ehrenamtlichem Engagement: 20 Jahre leiteten sie gemeinsam den Altenclub. Annelore kümmerte sich sogar 25 Jahre um die Senioren. Zudem hatte sie mit Erich Hüttig 1969 den Altenclub gegründet. Die Hausfrau, deren Dienste als Köchin gerne in Anspruch genommen werden, backt auch gerne, mag Gartenarbeit und liest historische Romane. Bis zu dessen Auflösung hat sie 62 Jahre im Kirchenchor gesungen. FWG-Mann Erhard, der Träger der Landesehrennadel ist und im Mai seinen 90. Geburtstag feierte, war jahrzehntelang vor allem gesanglich, beim Reit- und Fahrverein Zeiskam sowie stark kommunalpolitisch engagiert. Er unterstützt seine Frau bei Arbeiten, berieselt den Garten, trifft sich mit den Oldtimerfreunden, schaut gerne Fernsehen und ist auch noch mit dem Auto unterwegs. Mit 30 bis 35 Gästen wird das Fest heute Abend gefeiert – dazu gehören auch die Enkel Christian, Leonie, Michaela und Torben sowie Urenkelin Leni-Marie.

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