Kreis Germersheim Altkleidercontainer oft Müllbehälter

Inzwischen aufgeräumt: ein Standplatz für Altkleidercontainer.
Inzwischen aufgeräumt: ein Standplatz für Altkleidercontainer.

«Lustadt.»Mit ihren in einen der vielen Container geworfenen alten Kleidern wollen Menschen Hilfsbedürftige unterstützen. Immer wieder erinnern die Altkleidercontainer allerdings an Müllhalden. Die Auftraggeber Malteser Hilfsdienst (MHD) und Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz reagierten erstaunt auf die Anfrage der RHEINPFALZ. Sie möchten nun für mehr Ordnung sorgen.

Trudel Bach, Lustadterin und Gemeinderätin beobachtete schon mehrmals wie es rund um die in Lustadt aufgestellten Altkleidercontainer aussieht. Auch im Rat hatte sie das Thema vor gut einem halben Jahr angesprochen. Da sich seitdem nichts getan habe, wendete sie sich an die RHEINPFALZ. „Die Container schießen wie Pilze aus dem Boden, unverschämte Menschen werfen nicht nur Altkleider hinein, sondern entsorgen darin und davor alles, was ihnen so in die Hände fällt.“ Bach selbst bringt ihre Altkleider zum Second-Hand-Shop nach Germersheim; dort sei alles sauber und ordentlich. Auch an der Spende zweifle sie. „Die Container werden immer von Lieferwagen ohne Aufdrucke geleert, von den eigentlichen Organisationen wie den Maltesern sieht man dort niemanden.“ Malteser und Krebsgesellschaft arbeiten – aus Kostengründen – mit externen Dienstleistern zusammen, die sich um die Instandhaltung und Leerung der Container und anschließend ums Sortieren der Kleider kümmern. Beim MHD ist es das Verwertungsunternehmen FWS, Bremen, bei der Krebsgesellschaft die Firma Comfort Trading, Polch. Die Firmen sind aufs Sortieren und Verwerten von Alttextilien spezialisiert, verfügen über die nötigen Lagerflächen, geschultes Personal und Logistik. Malteser und Krebsgesellschaft äußerten sich auf Anfrage der RHEINPFALZ zur Zusammenarbeit mit den Dienstleistern sehr zufrieden und lobten deren Arbeit. Wie oft ein Container geleert wird, entschieden die Verwertungsbetriebe in Abhängigkeit von deren durchschnittlicher Benutzung. In Ausnahmefällen, wenn etwa bei einer Haushaltsauflösung viele Altkleider zusammenkommen und die Container früher voll sind als geplant, könne FWS über die Servicenummer auf den Containern kontaktiert werden. Wenn Überfüllungsanzeigen in der Regionalgeschäftsstelle der Malteser in Speyer eintreffen, würden sie mit hoher Priorität behandelt und umgehend an FWS weiter gegeben, sagte MHD-Pressereferentin Jana Hepperle. Die MHD-Container in Lustadt würden jede Woche geleert, der der Krebsgesellschaft 14-tägig. In Containern der Krebsgesellschaft entfielen im Durchschnitt etwa fünf Prozent des Gewichtes einer Container-Füllung auf Müll, der ordnungsgemäß entsorgt werden müsse. Die Kosten dafür beliefen sich auf 150 Euro pro 1000 Kilo. Die Wertminderung pro Container- Füllung liege damit bei zehn Prozent. „Dennoch lohnt sich die Altkleidersammlung unter dem Strich und wir möchten auch weiterhin auf diesen kleinen, aber wichtigen Finanzierungsbaustein zur Sicherung unseres Beratungsangebotes nicht verzichten“, teilte die Krebsgesellschaft mit. „Die Erlöse aus den Altkleidersammlungen machen derzeit etwa 5,2 Prozent unseres Budgets in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro aus“. MHD-Pressereferentin Hepperle teilte mit, dass FWS die Altkleider von Hand nach bis zu 250 Kriterien sortiere. 90 Prozent der Alttextilien könnten wiederverwertet werden, der Rest sei Abfall (etwa einzelne Schuhe, Hausmüll) und müsse entsorgt werden. Der größte Teil (etwa die Hälfte) der wiederverwertbaren Textilien sei noch tragbare Kleidung. Diese würden Händler im In- und Ausland erwerben und als Second-Hand-Mode weiterverkaufen. Dabei gingen fünf bis sieben Prozent der Kleidung in Länder mit hohem Lebensstandard, 15 bis 25 Prozent in europäische Länder und 10 bis 20 Prozent in alle Welt. Schadhafte Kleidung aus den Altkleidercontainern werde unter anderem zu Putzlappen verarbeitet (etwa 20 Prozent), weitere 20 Prozent würden nach Grundstoffen und Farben recycelt. Altkleidersammlungen seien „eine bescheidene, aber wichtige Finanzierungshilfe für die ehrenamtliche Arbeit vor Ort“, so Hepperle. Die Deutschen geben jährlich 750.000 Tonnen Altkleider in Sammelcontainer. Deren Sauberkeit liegt Maltesern und Krebsgesellschaft nach eigener Aussage besonders am Herzen. Zwar gebe es immer wieder mutwillige Zerstörungen und Verschmutzungen einzelner Container, allerdings häufiger in Städten als in ländlichen Regionen. Der Zustand der Lustadter Container sei erschreckend, räumten Malteser und Krebsgesellschaft ein. Für Trudel Bach steht fest: „Man muss an den Verstand der Mitbürger appellieren! Solche Verschmutzungen sind das Allerletzte!“

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