Hagenbach Agility-Nationalteam: Timo Steidinger und Hund Henry bei Welt- und Europameisterschaften
Juno kann es kaum erwarten, bis er endlich loslegen darf. Zwar liegt der Kleinpudel ganz artig auf der Wiese, doch er ist unruhig und fiept voller Vorfreude. Aber noch muss er sich ein wenig gedulden, denn sein Herrchen ist noch dabei, den Trainingsparcours aufzubauen. Obwohl Juno erst drei Jahre alt ist, hat er schon einiges an Erfahrung im Hundesport Agility vorzuweisen. Und an Erfolgen. Er darf sich „International Poodle Champion“ nennen. Errungen hat er den Titel Ende Oktober vergangenen Jahres bei der „International Poodle Championship 2023“ im belgischen Wielsbeke.
Zwei- bis dreimal pro Woche trainiert Timo Steidinger, so der Name des Herrchens, mit Juno auf dem Gelände des Hundevereins Wörth im Klammgrund. Steidinger, der in Hagenbach lebt, ist auch Übungsleiter im Verein, gibt anderen Hundebesitzern wichtige Ratschläge. Und das nicht nur in Wörth, sondern auch bei Nikkis DS Team in Karlsruhe ist er aktiv. Wobei DS für Dogsport steht. Agility ist der beliebteste Hundesport in Deutschland, die Teilnehmerzahlen steigen stetig. Beim Agility-Training durchläuft der Hund einen Parcours, der aus bis zu 22 verschiedenen Hindernissen wie Hürden, Tunneln, Wippen und/oder Reifen sowie Slalomstangen besteht.
Mensch und Hund müssen harmonieren
Inzwischen steht der Trainingsparcours und Juno kann sein ganzes Können zeigen. Es genügt ein kurzes Kommando hier, ein Handzeichen da und Juno flitzt in einem Wahnsinnstempo zwischen den grünen und roten Slalomstangen hindurch oder springt elegant über eine blau-gelbe Stange wie es auf menschlicher Seite wohl nur Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis vermag. „Es kommt beim Agility nicht nur auf Schnelligkeit an, sondern auch auf Geschicklichkeit. Wer erfolgreich sein will, darf nur wenige Fehler machen“, erläutert Steidinger. Mensch und Hund müssen harmonieren.
Steidinger hat sich schon als Kind für den Agility-Sport begeistert. „Ich war acht oder neun Jahre alt, als meine Mutter mich und meinen Bruder mit auf Trainingsplatz genommen hat“, erinnert sich der inzwischen 29-Jährige. Seine Mutter arbeitete damals als Hundetrainerin. Die Familie hatte einen Terrier, der auch ein echter Könner im Agility war. Während der Bruder sich für andere Sportarten entschieden hat, ist Tim Steidinger dem Agility-Sport treu geblieben. „Ich habe auch andere Sportarten wie Bogenschießen oder Tanzen ausprobiert, aber irgendwie macht mir die Zusammenarbeit mit Hunden am meisten Spaß“, sagt er. Mit dem Hund zu joggen bereite einfach mehr Freude als alleine zu trainieren.
Timo Steidinger ist topfit, austrainiert. Denn um mit Juno auf dem Platz einigermaßen mithalten zu können, muss er beweglich und konditionsstark sein. „Es ist bei Agility aber nicht Pflicht, dass man mit seinem Hund mitläuft. Bei großen, schnellen Rassen ist das ja auch kaum möglich“, sagt Steidinger. Diese Hunde müssen dann die Strecke mit all ihren Hindernissen alleine bewältigen.
Neue Wettkampfklasse
Die Hunde werden im Wettkampf in verschiedene Klassen eingeteilt. Eine Rolle spielt dabei natürlich die Größe des Hundes. Gab es früher nur Mini (klein), Medi (mittel) und Maxi (groß) als Klassen, gibt es seit vergangenem Jahr auch die Klasse Intermediate. Sie liegt zwischen Medi und Maxi, die Schulterhöhe des Vierbeiners muss zwischen 43 und 48 Zentimeter liegen. „Für Juno ist das optimal“, sagt Steidinger. Denn Juno ist für einen Kleinpudel relativ groß, aber gegen die großen Hunde hat er nur wenig zu bestellen. Um an Meisterschaften teilnehmen zu können, müssen die Vierbeiner die Begleithundeprüfung erfolgreich absolviert haben.
Fast jedes Wochenende nimmt Steidinger irgendwo in der Republik an Wettkämpfen teil. Los ging es 2016. Damals studierte er noch Informatik. Seine Mutter hatte sich einen neuen Hund zugelegt, einen Pudel namens Henry. Und dieser Henry war ausgesprochen talentiert im Agility. Steidinger ist mit ihm 2023 Deutscher Meister geworden. Mehrfach hat er auch schon an Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, etwa in Großbritannien, dem Mutterland nicht nur des Fußballs, sondern auch des Agility-Sports. Nicht ohne Stolz trägt Steidinger das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Im April hat er sich bei der Qualifikation in Wülfrath mit Henry das Ticket für die FCI European Open in Großbritannien gesichert, also der Europameisterschaft. Die ersten Acht haben sich qualifiziert, Henry wurde Achter. Punktlandung also. Anfang August nahmen Steidinger und Henry im „Dallas Burston Polo Club“ in Southam an der EM teil. „Leider hat sich Henry nicht für das Finale qualifiziert“, berichtet Steidinger.
Henry hat sein Talent vererbt
Kein Problem, schon im Herbst stehen die nächsten großen Meisterschaften an. Anfang Oktober etwa wird die WM im Sentwoer Park bei Opglabbeek in Belgien die WM ausgetragen, da sind Henry und Timo Steidinger als Ersatz mit im Nationalteam. Henry ist inzwischen acht Jahre alt, für einen Sporthund nicht mehr ganz jung. „Es nehmen auch immer wieder ältere Tiere an den Wettkämpfen teil“, sagt Steidinger. Kleinere seien in der Regel länger fit, da seien zehn, elf Jahre normalerweise kein Problem. Größere Hunde kriegen in der Regel auch früher Probleme mit Knochen, Gelenken und Sehnen. Sein Talent hat Henry übrigens vererbt, denn er ist der Papa von Juno. Und Juno drängt jetzt auf eine weitere Trainingsrunde.