Kreis Bad Duerkheim Zwei Geistliche und ein Geißbock

Ganz schön schmuck: das neue Geißbockbrautpaar Hildrun und Martin Groß mit Ziegenbock Martin I.
Ganz schön schmuck: das neue Geißbockbrautpaar Hildrun und Martin Groß mit Ziegenbock Martin I.

Beim Fotoshooting für die Presse muss immer wieder eine kleine Pipipause eingelegt werden. Denn der Geißbock Martin I. kann es nicht halten. Vielleicht wegen der Aufregung. Martin Groß, der das Tier am 11. Juni durch den Pfälzerwald nach Deidesheim führen wird – zumindest einen Teil der Strecke – macht sich schon ganz gut mit der Leine, auch wenn der Bock auf dem Weg zur zweiten Fotolocation ein bisschen ... nun ja, bockt. „Wir gewöhnen uns schon noch aneinander“, ist Groß überzeugt. „Herr Pfarrer, er steht Ihnen“, bescheinigt ihm dann auch Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller. Der protestantische Pfarrer Martin Groß und seine Frau Hildrun, ebenfalls Pfarrerin, sind das diesjährige Lambrechter Geißbrockbrautpaar. Der Tradition folgend müssen sie einen Ziegenbock von Lambrecht nach Deidesheim bringen, um eine seit 1404 geltende Vereinbarung zwischen den zwei Städten einzuhalten. Berlinerin Hildrun trägt zum ersten Mal Dirndl Die Berlinerin, die zum ersten Mal Dirndl trägt, und ihr Gatte im Frack und mit Zylinder sehen den Geißbock an diesem Nachmittag das erste Mal. „Die Hörner sind schon mal sehr eindrucksvoll, den Beutel haben wir noch nicht so genau begutachtet“, sagt der 36-jährige Pfarrer und spielt darauf an, dass das Tier, das traditionell den Deidesheimern gebracht werden muss, gut gebeutelt und gehörnt sein muss. „Oh doch, das passt alles“, widerspricht seine 34-jährige Frau, die seit März Pfarrerin in Haßloch ist, und lacht. „Die Deidesheimer können sich freuen“, meint Martin Groß. Der einstige Pirmasenser ist auf einem Bauernhof groß geworden – allerdings mit Kühen und nicht mit Ziegen. „Aber wir lernen uns noch kennen“, beschwichtigt er. Martin Groß bezeichnet den Bock als „Prachtexemplar“ Mindestens 60 Kilogramm wiegt der fünf Jahre alte Geißbock der Rasse Toggenburger, den Martin Groß als „Prachtexemplar“ bezeichnet. Er komme gut damit klar, dass das Tier am 9. Juni beim Heimatabend nach ihm benannt werde. Mehr noch: „Es ist eine Ehre“, sagt Groß. Das Tier von Züchter Oliver Wittmer aus Forst hat nach dessen Angaben schon für Nachwuchs gesorgt: „Allerdings für keinen Nachfolger für den Geißbockmarsch – es waren ausschließlich Mädchen.“ Aber, so wirft der Bürgermeister ein, Wittmer habe ja noch ein paar Böcke in Reserve. Während des Studiums in Bayern kennengelernt Doch zurück zum Brautpaar. Kennengelernt haben sich die beiden während des Theologie-Studiums an der Augustana-Hochschule im bayerischen Neuendettelsau. Doch nicht beim Studieren, sondern an Hildruns 30. Geburtstag, als eine Freundin Martin Groß mitbrachte. Die Hochzeit folgte im vergangenen Oktober. Deshalb war es auch nicht ganz klar, ob das Brautpaar Geißbockbrautpaar werden durfte. Schließlich ist es sonst das jüngstvermählte Brautpaar. Die beiden, die es eigentlich hätten werden sollen, haben laut Müller einen Rückzieher gemacht. Aus dem guten Grund, dass sie erst im kommenden Jahr heiraten. Stadt hat Probleme bei Brautpaar-Suche „Wir wurden schon im vergangenen Jahr gefragt, ob wir es machen würden“, berichtet Martin Groß. Nach Angaben des Stadtbürgermeisters wird es nämlich immer schwieriger, ein Paar zu finden. Irgendwann müsste deshalb wohl auch das Statut umgeschrieben oder ergänzt werden, so Müller. Da wäre es dann auch denkbar, dass zwei Frauen oder zwei Männer den Geißbock nach Deidesheim bringen. Nun ist aber erst mal das Ehepaar Groß an der Reihe. „Wir haben gesagt: Wenn es die Richtlinien hergeben, ist es eine Ehre für uns“, so der Pfarrer. Hildrun Groß ist Strecke bereits probegelaufen Die Wanderschuhe sind jedenfalls schon eingelaufen: Hildrun Groß hat die Strecke nach Deidesheim vergangenen Sonntag bereits einmal Probe hinter sich gebracht. Ihr Fazit: „Das ist schon was anderes, als mal eben zum Supermarkt zu gehen. Es wird anstrengend.“ Auch für ihren Gatten ist der rund 13 Kilometer lange Wanderweg durch den Pfälzerwald nicht neu: Er war bereits vergangenes Jahr dabei. Vom Bürgermeister bekamen die beiden den Tipp, Wasser einzupacken für die Tour, „damit wir nicht die ganze Zeit nur Wein trinken“, verrät Martin Groß, der mit seiner Frau gerne wandert, Rad fährt und den Pfarrgarten pflegt. Mit der Geißbock-Tradition ist der Pfarrer auch deshalb schon vertraut, weil er im Sommer – quasi als Einstand an seiner neuen Wirkungsstätte – passenderweise den Part des Pfaffen beim Geißbock-Festspiel übernommen hat.

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