Ruppertsberg Winzergenossenschaft Hoheburg: Weichen neu gestellt
Der Gesamtumsatz, den die der Ruppertsberger Weinkeller Hoheburg eG im Geschäftsjahr 2021/22 erwirtschaftet hat, bestätigt die positive Entwicklung der vergangenen fünf Jahre. Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2017/18 wuchs der konsolidierte Gesamtumsatz nach Angaben der Winzergenossenschaft um über 20 Prozent von 15,7 Millionen auf 18,9 Millionen Euro – trotz weltweiter Krisen und Corona-Pandemie. Die Generalversammlung hat den Jahresabschluss gebilligt.
Exportgeschäft floriert
Erneut trage überwiegend das florierende Exportgeschäft – allem voran in die skandinavischen Länder – zu dieser positiven Entwicklung bei, so die Genossenschaft. Mit einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreiche der Umsatz im Kerngeschäft Wein und Sekt einen Wert von 8,5 Millionen Euro. Der Großhandel inklusive Lebensmitteleinzelhandel erhole sich nach der Pandemie wieder leicht und wachse um 3,5 Prozent auf 4,8 Millionen Euro. Der Umsatz im Direktvertrieb bleibe stabil bei 2,9 Millionen Euro.
Die gute wirtschaftliche Situation der Genossenschaft spiegele sich außerdem in der erwirtschafteten Auszahlungsleistung wider. Diese habe für den Jahrgang 2021 bei 13.893 Euro pro Hektar gelegen. „Das besondere Auszahlungsergebnis haben wir erreicht, da unsere Kellerei in allen Teilen gut ausgelastet ist, was zu einer optimierten Kostenstruktur führt. Dazu tragen auch die umfangreichen Trauben- und Mostzukäufe bei“, erklärt der neue Vorstandsvorsitzende Gerhard Brauer. Dabei sei die Gesamtrebfläche 2021/22 um neun Hektar auf 348 Hektar gesunken. Trauben- und Mostzukäufe, speziell im Biowein-Segment, seien von großer Bedeutung, um Vertriebswege im In- und vor allem im Ausland bedienen zu können.
Der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2022/23 stimmt die Ruppertsberger Winzergenossenschaft trotz der angespannten wirtschaftlichen Gesamtlage optimistisch. Denn Exporterfolge in Finnland und Schweden bei einer starken Markenpräsenz in diesen Ländern ließen auf weiter florierende Umsatzzahlen hoffen.
Die Unsicherheit der Preisentwicklung, speziell im Bereich Glasflascheneinkauf und im Energiesektor, sowie ein immer deutlicher werdender Fachkräftemangel stellten dabei die vorherrschenden Herausforderungen für die Pfälzer Genossenschaft dar.
Brauer neuer Vorstandschef
Personell hat sich der Ruppertsberger Weinkeller neu aufgestellt. Drei langjährige Mitglieder aus Vorstand und Aufsichtsrat wurden verabschiedet. Nach 40 Jahren, zunächst im Aufsichtsrat, seit 1995 im Vorstand und seit 2019 Vorstandsvorsitzender, stand Ottmar Weiner aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung. Bereits seit 2000, vor der Fusion mit der damaligen Winzergenossenschaft Königsbach, war Andreas Munz im Aufsichtsrat tätig, was er nach der Fusion 2004 bis 2017 fortführte. Zuletzt war er stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Munz tritt aus persönlichen Gründen zurück. Mathias Köhr, langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender, beendet nach 42 Jahren im Ehrenamt des Aufsichtsrats ebenfalls aus Altersgründen seine Tätigkeit. Er übergibt den Staffelstab an Walter Härtel.
Die Nachfolge der scheidenden ehrenamtlichen Vorstände treten die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder und Jungwinzer Johannes Köhr und Jan Weiner an, die von der Generalversammlung einstimmig gewählt wurden. Vorstandsvorsitzender ist jetzt der bisherige geschäftsführende Vorstand Gerhard Brauer, Jan Weiner ist dessen Stellvertreter.
„Professionalisierung ist unumgänglich“
„Unter dem Mitwirken von Weiner, Munz und Köhr wurden im Vorstand und Aufsichtsrat in den vergangenen Jahrzehnten viele richtungsweisende Entscheidungen getroffen, die dazu führten, dass die Genossenschaft heute zu einer der erfolgreichsten in Deutschland zählt“, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende Brauer. Zu allererst sei dabei die weinbauliche Entwicklung in den Mitgliedsbetrieben zu nennen, deren Ausrichtung auf hochwertige Traubenqualität die Basis für den Fortschritt der Genossenschaft bildeten.
Als Meilensteine der jüngeren Entwicklung nannte er den Neubau und Umzug aus der Ortsmitte in Ruppertsberg an die heutige Betriebsstätte 1985, den Kelterhaus-Neubau 2000, die Fusionen mit den Winzergenossenschaften Königsbach-Neustadt 2004 und Meckenheim 2010. Die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens sei 2022 in die Zertifizierung von Fair ’n green als erste Winzergenossenschaft in Rheinland-Pfalz gemündet.
Eine Professionalisierung der Genossenschaft sei „unumgänglich“, so Brauer. Aufsichtsrat und Vorstand hätten im Dezember 2022 eine strategische Weichenstellung beschlossen. Um den Marktgegebenheiten gerecht zu werden, sei ein neuer Geschäftsverteilungsplan erarbeitet worden.
Ruppertsberger Weinkeller
Die Ruppertsberger Weinkeller Hoheburg eG ist einer der führenden Weinbaubetriebe in der Pfalz. Die Winzergenossenschaft vermarktet rund 600 Hektar Rebfläche im Direktvertrieb, Fach- und Lebensmittelhandel sowie im Export. Die bewirtschafteten Weinberge der Winzer befinden sich in Ruppertsberg und den direkten Nachbargemeinden Königsbach und Mußbach im Süden, Meckenheim im Osten und Deidesheim im Norden. Mit über 45 Prozent der Anbaufläche ist der Riesling die wichtigste Rebsorte im Ruppertsberger Weinkeller.