Weidenthal Weihnachtsbaum-Werfen: Weltmeisterschaft der besonderen Art

Frank Schwender beim Schleuderwurf.
Frank Schwender beim Schleuderwurf.

Das Weidenthaler Knutfest mit Tannenbaum-Werfen hat Kultstatus. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause sind die Fans in diesem Jahr wieder in großer Zahl zum Sportgelände des FC Wacker gepilgert, wo das Ganze stattfindet.

Dabei sein ist alles bei dieser Weltmeisterschaft der besonderen Art. Die Kleinsten treten meist im Doppelpack an – wie sollen sie auch sonst eine 1,50 Meter lange Tanne anheben? Beim Knutfest in Weidenthal steht Dreikampf im Weihnachtsbaumwerfen auf dem Programm: Hochwurf, Weitwurf und Schleuderwurf, die Ergebnisse werden zusammengezählt. Eine Idee, die vor vielen Jahren am Stammtisch der Alten Herren des FC Wacker Weidenthal entstanden ist und jedes Jahr auf großes Medieninteresse stößt.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via Glomex.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Journalisten und Kamerateams belagern natürlich in erster Linie die Weltrekord-Halter. Bei den Männern ist das Frank Schwender aus Frankeneck, der 2016 auf insgesamt 25,01 Meter kam, bei den Frauen Margret Klein-Raber aus Siersburg (20,20 Meter). Schwender ist am Sonntag schon um kurz nach 13 Uhr auf dem Gelände im Langental und hat sogleich ein Mikrophon vor der Nase. Die Frage, die hier alle umtreibt: Wann tritt er an, der Rekordhalter? „Ich muss erst mal vorglühen“, erklärt Schwender und bietet dem dpa-Vertreter einen Schluck aus seiner Glühwein-Tasse an. Ob er denn trainiere, wird er gefragt: „Nein, in meinem Alter kann eine falsche Bewegung fatal sein“, witzelt er. Schwender ist 58, war früher Fußballer. Seine Sportart heute? „Gut essen und trinken“, sagt er und wendet sich wieder seinem Glühwein zu.

Erstmal warm machen

Von Margret Klein-Raber ist zu dem Zeitpunkt noch nichts zu sehen. „Sie kommt aber“, weiß der Kollege vom Saarländischen Rundfunk. Gegen 15 Uhr ist sie dann da, begleitet von drei Teamkolleginnen und ihrem Ehemann. „Wir machen uns jetzt erstmal warm“, erklärt die 55-jährige Leichtathletin, die im Sommer richtiges WM-Gold geholt hat, nämlich im Wurf-Fünfkampf der Klasse W55 bei den Weltmeisterschaften in Finnland.

Unterdessen ist auch Herbert Laubscher auf dem Gelände eingetroffen, einer der Alten Herren, die 2003 zum ersten Mal das Knutfest nach schwedischem Vorbild in Weidenthal ausrichteten. Damals noch ohne Weihnachtsbaum-Werfen – das kam vier Jahre später dazu.

Laubscher war jahrelang als Pressesprecher gefragter Interviewpartner und hat auch heute noch die wichtigsten Statistiken griffbereit. „Die jüngste Teilnehmerin war bisher eine Vierjährige, der Älteste ein 77-Jähriger“, sagt er. Und fügt hinzu: „Alles andere fragen Sie bitte Silke Blum, die macht das jetzt.“ Blum ist natürlich auch zur Stelle und hat noch einen anderen Superlativ parat: „Die Teilnehmer mit der weitesten Anreise kommen aus Melbourne“, berichtet sie. Es handelt sich dabei um Cassandra, Eddi (11) und Anni (8) Sauerbrunn, die familiäre Beziehungen nach Weidenthal haben. Cassandra ist begeistert von dem Treiben auf dem FC-Gelände. „Fantastic“, sagt sie. Für die Dorfgemeinschaft sei eine solche Veranstaltung doch eine sehr verbindende Sache. Und dann die köstlichen Crepes mit Nutella ...

Nach Hochwurf schwer enttäuscht

Mittlerweile ist Klein-Raber mit dem Aufwärmen fertig und geht zielstrebig zum Weitwurf. 6,82 Meter schafft sie beim zweiten Versuch und ist zufrieden. Wenn sie damit auch deutlich unter ihrem Weltrekord-Wert von 2019 (7,50 Meter) bleibt. „Die Bäume sind ziemlich lang und schwer“, sagt sie. Auch beim Hoch- und Schleuderwurf erreicht sie nicht ihre Ergebnisse von 2019.

Schwender hat nun die Vorglüh-Phase beendet und beginnt mit Hochwurf. Das Ergebnis: 4 Meter. Spaß hin oder her, Schwender ist schwer enttäuscht. „Mein Ziel waren 5 Meter“, verdeutlicht er. Hochwurf sei die schwerste Disziplin, aber wenn schon am Anfang ein Meter fehle, werde es schwer zu gewinnen. Beim Schleuderwurf läuft’s dann aber besser. Schwender kann seinen bisherigen Rekord von 10,3 minimal verbessern – auf 10,33 Meter. Damit liegt er auch klar vor seinem Hauptkonkurrenten Christopher Milloth, dem zweiten Vorsitzenden des FC Wacker. Darauf gab’s dann erst einmal ein Bierchen.

Veranstalter voll zufrieden

Voll zufrieden sind jedenfalls die Veranstalter. „Es läuft trotz zweijähriger Pause alles bestens “, erklärt Blum. Der Platz war trotz mäßigem Wetter und gelegentlichem Regen gut gefüllt. An dem Wettbewerb beteiligten sich insgesamt 110 Männer, 51 Frauen und 34 Kinder, noch einmal mehr als beim letzten Knutfest vor der Pandemie. Und die „Weihermer Schneckenschleimer“ sorgten wie immer für gute Stimmung.

Am Abend dann verkündete der FC Wacker die Sieger: Bei den Männern musste Frank Schwender sich mit Platz drei zufriedengeben (21,93 Meter). Sieger ist Jürgen Weis aus Ürzig (22,64 Meter), gefolgt von Matthias Baumann aus Weidenthal (22,48).

Bei den Frauen siegte Favoritin Margret Klein-Raber mit 18,29 Meter, gefallt von Anna Brachwitz aus Essen (15,83) und Cora Möbius aus Weichenheim (15,37 Meter).

Margret Klein-Raber beim Hochwurf.
Margret Klein-Raber beim Hochwurf.
Christopher Milloth beim Schleuderwurf.
Christopher Milloth beim Schleuderwurf.
Die Weihermer Schneckenschleimer sorgen mit Guggemusik für Stimmung.
Die Weihermer Schneckenschleimer sorgen mit Guggemusik für Stimmung.
Aus Melbourne angereist: Eddi und Anni mit Mutter Cassandra und Großmutter Alwine Sauerbrunn.
Aus Melbourne angereist: Eddi und Anni mit Mutter Cassandra und Großmutter Alwine Sauerbrunn.
x