Kreis Bad Duerkheim Wasser zu Wucherpreisen

Die Weinwanderung der besonderen Art ging in die sechste Runde. Am Samstag hat sich Heimatforscher Eric Hass mit seinen Gästen wieder auf zu den Herxheimer Brunnen gemacht. Die Tour mit der örtlichen Weinprinzessin Melanie I. und der Weinprinzessin der Urlaubsregion Freinsheim Tanja I. war schon seit Wochen ausgebucht.

Eric Hass, gelernter Kellermeister und Heimatforscher aus Leidenschaft, hat bei dieser Veranstaltung einfach Beruf und Hobby vereinigt. Bei seiner mittlerweile schon traditionell am ersten Samstag im Juni stattfindenden Brunnenwanderung kann er durchaus aus dem Vollen schöpfen. Und Brunnen gibt es in der knapp 800 Seelen fassenden Gemeinde Herxheim am Berg jede Menge: etwa 65 Stück. Zu sehen gibt es heute davon noch etwa 25. Eine der wenigen Privatbrunnenbesitzer war die Familie Gabel. Sie hat die über 125 Jahre alte Originalrechnung von 1888 aufbewahrt. Über 318 Mark mussten für den Bau dieses Brunnens investiert werden. Umgerechnet würde es heute um die 35.000 Euro kosten, einen solchen Brunnen zu graben. Etwas ganz Besonderes ist der Marienbrunnen im Zentrum des Ortes, der bis vor zwei Jahren noch gar nicht in dieser Form wiederhergestellt war. Wenn man in den innen beleuchteten Brunnen runterschaut, sieht man einen unterirdischen Brunnenstollen, wo ständig Wasser in den Schacht fließt. Normalerweise wird in Schachtbrunnen Wasser hochgedrückt oder fließt von der Seite herein. Hier wird Wasser hereinkanalisiert. Der Brunnen wurde 1858 gebaut. Damals gab es Wasserknappheit. Die Nachbarn haben das Wasser aus ihrem Brunnen zu Wucherpreisen an die Bevölkerung verkauft, weil deren Brunnen der einzige noch wasserführende in der Gemeinde war. Die Gemeinde, nicht dumm, hat daraufhin – verborgen natürlich – mit einem Brunnengang deren Brunnen das Wasser abgegraben. Manche Brunnen waren zugeschüttet. „Das ist das schlimmste, was man machen kann“, klagt Hass. Diese wieder freizulegen, ist eine schwere und nicht ungefährliche Arbeit. Immer, wenn der Eimer mit Bauschutt hochgezogen wird, muss der Arbeiter raus aus dem Brunnen. Auch mit Helm ist es zu gefährlich, unten zu bleiben. Das Ehepaar Schmidt aus Kallstadt beteiligt sich das erste Mal bei an der Führung und hat auch nur noch Karten bekommen, weil Freunde verhindert waren. Sie möchten auch im nächsten Jahr dabei sein. Diese Veranstaltung finden sie einzigartig und „man muss auch unserem Führer ein deutliches Lob aussprechen: Er weiß viel, er ist sehr engagiert, und er kann sich auch stimmlich gut durchsetzen“. In der Tat: Das Wissen, das der Ortshistoriker Hass rund um die Brunnen während der zweieinhalbstündigen Führung vermittelt, ist enorm. Die bei einer Probe ausgeschenkten Weine wurden von den Weingütern gespendet. Der Kostenbeitrag, den die gut 40 Wissbegierigen bezahlt haben, fließt ausschließlich in die Heimatforschung. (srä)

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