Hassloch Vorsicht vor falschen Enkeln

Eine Masche, die immer noch funktioniert: Trickbetrüger geben sich am Telefon als Enkel oder Polizeibeamte aus, um an Ersparniss
Eine Masche, die immer noch funktioniert: Trickbetrüger geben sich am Telefon als Enkel oder Polizeibeamte aus, um an Ersparnisse von älteren Menschen zu kommen.

„Hallo Opa, hier ist dein Enkel.“ Wer diesen Satz am Telefon hört, sollte misstrauisch werden. Denn das ist einer der Standardsätze, die Trickbetrüger anwenden, um Geld vor allem von älteren Menschen zu ergaunern. Wie kann man Anrufe falscher Enkel oder Polizisten erkennen und sich schützen?

In letzter Zeit häufen sich deutschlandweit die Fälle von sogenanntem Call-Center-Betrug. Die Maschen der Gauner beschränken sich heute nicht mehr auf den klassischen Enkeltrick und werden immer dreister. Deshalb klärte die Polizei bei einer Veranstaltung des Kriminalpräventiven Rats im Kulturviereck über das Thema auf und gab Tipps, wie man verhindern kann, Opfer dieser Betrüger zu werden.

Meist erhalten Senioren solche Anrufe, erklärte Rayk Schomburg, Polizeihauptkommissar aus Ludwigshafen. Die Täter durchsuchen gezielt Telefonbücher nach altmodisch klingenden Namen oder nach vierstelligen Telefonnummern, die schon länger in Gebrauch sind. Die Nummer des Anrufers wird nicht angezeigt. Mit „Rate mal, wer dran ist“ sollen die Opfer dazu gebracht werden, einen Namen aus ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis zu nennen.

Beim klassischen Enkeltrick gibt sich der Betrüger als Enkel, Sohn oder Tochter aus. Er behauptet, er hätte einen Unfall gehabt oder müsse sich schnell ein neues Auto kaufen, damit er am nächsten Tag zur Arbeit fahren könne. In jedem Fall sollen die Senioren sofort einen großen Geldbetrag übergeben. Dieser wird dann abgeholt. Natürlich nicht vom Anrufer selbst, sondern von einem Freund. Sonst würde der Betrug ja auffallen. Hat das Opfer kein Bargeld im Haus, spendieren die Gauner großzügig ein Taxi. Damit soll der Betrogene zur Bank fahren und das Geld abgeben. Deswegen würden auch Taxiunternehmen über diese Masche aufgeklärt, sagt Schomburg. Muss der Fahrgast schnell zu einer Bank und will den Grund nicht nennen, können Taxifahrer durch geschicktes Nachfragen den Betrug möglicherweise erkennen und die Polizei alarmieren.

Betrüger machen sich Corona zunutze

Der Enkeltrick ist schon seit 1998 bekannt, erklärt Schomburg. „Aber die Betrüger passen sich der Situation an.“ So wird aktuell behauptet, dass der angebliche Verwandte wegen Corona im Krankenhaus liege und eine teure Behandlung bezahlen müsse.

Manche der Anrufer geben vor, sie seien von der Polizei. Mit einer bestimmten Technologie, dem Call ID Spoofing, kann die Nummer des Anrufers angepasst werden. Dem Opfer wird dann die 110 oder die Nummer der örtlichen Polizeiwache auf dem Telefon angezeigt. Der Betrüger behauptet dann, dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei oder ein Einbrecher herumlaufe. Der Angerufene soll sein Geld und seine Wertsachen der Polizei übergeben, die die Sachen verwahren werde. Weigert sich der Angerufene, wird er eingeschüchtert, weil er angeblich Polizeiarbeit behindere. Manchmal verlangen falsche Gesetzeshüter, dass das Opfer die Nummer zurückrufen soll, um sicher zu sein, dass sie echt ist. „Dann darf man aber nicht die Rückruftaste wählen, sonst landet man ja wieder bei den Betrügern“, warnt Schomburg. Sein Tipp: Immer die Nummer selbst eingeben, auch wenn es die 110 ist. „Das ist in Ordnung, denn dann wird die echte Polizei sofort über den Betrugsversuch informiert. Außerdem würde die Polizei nie jemanden unter der 110 anrufen.“

Opfer werden unter Druck gesetzt

Egal wie die Masche aussieht, die Anrufe haben einiges gemeinsam: Immer ist angeblich etwas Schlimmes passiert. Das Opfer wird unter Druck gesetzt und muss das Geld sofort überreichen. Nie kommt der angebliche Verwandte, um das Geld abzuholen, sondern ein Freund. Andere Betrüger rufen unter dem Vorwand an, dass das Bankkonto des Opfers gefährdet sei. Es soll sein Geld dann auf ein anderes Konto überweisen.

Oft werden ganze Lebensvermögen auf diese Weise ergaunert, berichtet Schomburg. Betroffenen ist es oft peinlich, auf so eine Masche hereingefallen zu sein. Schomburg betont aber, dass jeder Betrugsversuch sofort bei der Polizei angezeigt werden muss. Oft gibt es „Anrufwellen“ in einem Gebiet. Wenn dann zahlreiche Anrufe angezeigt werden, kann die Polizei reagieren, sagt er. Eventuell können Gauner abgefangen werden, die gerade irgendwo Geld abholen wollen. Im Fall einer Frau aus Edenkoben konnte ein Betrüger so auf frischer Tat ertappt werden.

Schomburg rät: „Auf keinen Fall sollte man sich einschüchtern lassen. Es ist nicht unhöflich, einfach aufzulegen. Dann kann man den Verwandten zurückrufen und nachfragen, ob tatsächlich er am Telefon war.“

Neue Masche über WhatsApp

Seit Anfang 2021 sind auch Fälle über WhatsApp bekannt. Das Opfer erhält die Nachricht, dass der angebliche Verwandte eine neue Nummer habe und diese gespeichert werden soll. „Diese Nummer sollte man jedoch nie einspeichern“, warnt Schomburg. Dann nämlich verläuft der Trick wie bei einem Anruf: So wird vorgetäuscht, dass der Verwandte einen Notfall hat und sofort Geld braucht.

Es sind keine Einzeltäter, die anrufen, erklärt der Polizeihauptkommissar. Organisierte Banden rufen mehrere Nummern auf einmal an. Oft sitzen diese Call-Center im Ausland. Deutsche werden dort in den Betrugsmaschen ausgebildet. Die Anrufer sprechen also akzentfreies Deutsch oder sogar lokalen Dialekt. So schöpft das Opfer keinen Verdacht.

Michael Lehmann von der Caritas Haßloch berichtet ebenfalls von falschen Verwandten, die sich als Pfleger ausgegeben hätten, um Zugang zu den Häusern von Patienten zu bekommen. Betroffene hätten sich bei der Caritas erkundigt, die Polizei sei alarmiert worden. Phasenweise habe es solche Vorfälle gegeben. Bisher sei aber nichts gestohlen worden.

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