Kreis Bad Duerkheim Von der Reise zu sich selbst

Franz Kafka erzählt von einem Mann, der seinem Diener befiehlt, sein Pferd aus dem Stall zu holen und es zu satteln. Als der Mann auf das Pferd steigt und mit schnellem Galopp den Hof verlässt, ruft ihm der Diener nach: „Herr, wohin reitest du?“ „Ich weiß es nicht“, antwortet ihm der Mann, „nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.“ „Du kennst also dein Ziel?“ fragt der Diener. „Ja“, antwortete der Mann, „ich sagte es doch: ,Weg-von-hier’, das ist mein Ziel.“ (vergleiche Franz Kafka: Der Aufbruch) In dieser Woche beginnen für viele die Sommerferien. Sie verspüren nur noch einen Wunsch: „Weg von hier.“ Raus aus dem Alltag. Raus aus dem Stress. Raus aus dem Beruf. Raus aus der Schule. Raus aus den eigenen vier Wänden. Das Bedürfnis ist zu verstehen. Abstand tut gut. Abstand ist wichtig. Abstand ändert die Perspektive auf Vertrautes. Viele vergessen dabei jedoch, dass sie sich selbst immer dorthin mitnehmen, wo immer sie gerade auch sein mögen. So kurz vor den Ferien mag dieser Gedanke auf manchen Leser ernüchternd wirken. Er kann aber auch zu einer Herausforderung werden, sich bei diesem Reißaus auch einmal die Zeit zu nehmen, über Eigentlicheres in seinem Leben nachzudenken. Das hört sich nach Arbeit an und nach Stress. Vielleicht. Das muss es aber nicht sein. Im Gegenteil. „Du hast keinen Essvorrat mit“, sagt der Diener zu seinem Herrn. „Ich brauche keinen“, sagt der, „die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise.“ Ja, die Reise zu sich selbst ist immer abenteuerlich. So wie auch Ferien spannend sein können. Vielleicht entdecken viele dabei auch das: Wohin sie auch gehen, Gott empfängt sie am Ziel ihrer Reise. Und wenn sie heimkehren, erwartet er sie schon. Der Psalmist meint: „Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt: Du bist vertraut mit all meinen Wegen.“ (vergleiche Psalm 139). Möge Gott Ihre Zeit segnen. Möge Gott Ihnen in den kommenden Wochen zu einer Erfahrung werden und mögen Sie sich selber näher kommen. Und bis wir uns wiedersehen, halte er Sie fest in seiner Hand, ganz gleich, wohin Ihre Reise auch gehen mag. Schöne Ferien.

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